Rachewahn: Thriller
stürmte der Beamte herein, der Albert und Veronika eben zu deren Schlafzimmer gebracht hatte. Er schnappte hektisch nach Luft und rief: „Die Kollegen von der SpuSi haben die Mordwaffe gefunden! Sie liegt im Elternschlafzimmer!“
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Samstag, 8. Juni 2013
Der markerschütternde Krach ließ einen Straßenabschnitt hinter dem Bus erzittern. Nora und Thomas hielten sich sofort die Ohren zu und senkten ihre Köpfe. Daher konnten sie nicht sehen, dass sich ein kleiner Feuerball in die Luft hob und langsam wieder verpuffte.
„Mein Gott, was zum Teufel war das?!“, brüllte Tommy, der sich als Erster wieder fing. Er verzog eine Miene und blickte vorsichtig in Richtung Bus. Dieser stand weiterhin an Ort und Stelle. Allerdings waren die Rückscheibe und einige Fenster auf der rechten Seite zersprungen. Auch die Schaufenster des Gemüsehändlers und des Bäckers waren zersplittert. Die Alarmanlagen der Bank, des Juweliers und des Supermarkts waren aufgrund der Druckwelle ausgelöst worden und heulten nun um die Wette.
Erst nach einigen Sekunden sah Tommy den vermeintlichen Ursprung der Explosion: Hatte einige Meter hinter dem Bus eben noch ein Mülleimer gestanden, war dieser jetzt vollständig in Rauch aufgegangen. Eine verkohlte Masse befand sich nur noch an dessen Stelle.
„Anna hatte zusätzlichen Sprengstoff in dem Mülleimer versteckt“, murmelte Tommy vor sich hin. „Diesen hat sie mit einem Zünder in die Luft gejagt, um ihre Entschlossenheit unter Beweis zu stellen.“
Nora wischte sich über ihr Gesicht und blickte ebenfalls zum unmittelbaren Ort des Geschehens. „Ich hoffe nur, dass niemand in dem Bus verletzt wurde. Die Explosion drang offenbar bis zu diesem vor.“ Ihr Blick wanderte zu ihrem Kollegen Karl, der den Bus mit dem Fernglas beobachtete. „Wie sieht es aus? Was können Sie sehen?“
„Es scheint so, als wären alle Passagiere wohlauf. Sie stehen sichtbar unter Schock, aber ich kann keine weiteren Verletzten ausmachen. Ein paar Schürfwunden und Kratzer gibt es aufgrund der Scherben. Das ist alles.“
Nora atmete erleichtert durch. Dann schnappte sie sich das Funkgerät und nahm Kontakt mit ihrer Kollegin an der südlichen Absperrung auf. „Geben Sie uns einen Lagebericht, Frauke. Gibt es Verletzte bei Ihnen? Was können Sie im Bus erkennen?“
„Hier wurde niemand verletzt. Wir sind zwar alle noch ziemlich erschrocken, aber es gibt keine Verwundeten zu beklagen. Im Bus gibt es allem Anschein nach auch keine Verletzten. Bis auf den Sachschaden und ein paar Kratzer ist nichts weiter passiert. Die Rückscheibe wurde zerstört. Zwei Fenster auf der rechten Seite sind zersplittert. Der Rest des Busses ist noch völlig intakt. Zumindest sieht es danach aus. Aber ich hätte nicht gedacht, dass die Alarmanlagen der Geschäfte aufgrund des Drucks ausgelöst werden. Schließlich sind die Gitter und Fenster der betroffenen Gebäude noch heile.“
„Die modernen Sicherheitsanlagen geben schon bei den kleinsten Druckwellen Alarm“, wusste Nora. „Selbst bei den geparkten Autos. Aber das spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass niemand verletzt oder gar getötet wurde.“
„Nein, es sieht nicht so aus. Die Geiselnehmerin wäre auch schön dumm gewesen, wenn sie das riskiert hätte. Damit hätte sie jeglichen Anspruch auf eine Verhandlung verloren. Anscheinend wollte sie nur ihren Standpunkt verdeutlichen.“
„Das hat sie auch geschafft. Wir wissen nun ganz sicher, dass sie nicht blufft. Sie ist definitiv zu allem bereit und wird den Bus sprengen, falls es sein muss.“ Plötzlich begann das mobile Einsatztelefon zu läuten. Daher beendete Nora das Gespräch mit Frauke und nahm Annas Anruf entgegen. „Ich hoffe für Sie, dass niemand der Fahrgäste ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen wurde!“
„Das dürfte Ihr Späher doch schon festgestellt haben. Bis auf ein bisschen Glas und Putz gibt es keine weiteren Schäden zu melden. Weder materielle noch menschliche. Nun ja, abgesehen von dem Mülleimer. Aber der sollte Ihre kleinste Sorge sein. Habe ich nun endlich Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit?“
Nora knirschte mit den Zähnen. „Sie haben Ihren Standpunkt klargemacht. Wir hören zu. Aber ich warne Sie: Sollten Sie noch weitere Überraschungen dieser Art vorbereitet haben, dann -“
„Das ist nicht zu fassen. Offenbar haben Sie noch immer nicht verstanden, wer hier die Oberhand besitzt. Selbstredend habe ich noch mehr Sprengstoff im Umkreis versteckt. Denken Sie, dass ich nicht
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