Rachewahn: Thriller
sich jedoch nicht mit den Problemen, die sich hinter ihnen auftaten. Sie kümmerten sich um das Hauptproblem. Dieses stand dreißig Meter vor ihnen und gab ihnen einige Rätsel auf.
„Ich frage mich, wann Anna endlich anruft“, sagte Nora.
„Sie will uns schmoren lassen und somit unsere Geduld testen.“
„Ich habe Kortmann aber eben schon gesagt, welche Forderung wir von Anna zu erwarten haben. Er ist der Meinung, dass wir damit richtig liegen könnten.“
„Und was will er nun machen?“
„Er setzt sich mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung, um einen zeitlichen Vorsprung zu bekommen.“
„Wie steht es mit dem SEK?“
„Ist angefordert. Wird aber einige Zeit dauern. Die Kollegen kommen aus Hannover. Sie bringen Sprengstoffexperten, Vermittler und Scharfschützen mit. Alle Beamten, die wir selbst zur Verfügung haben, werden in den nächsten Minuten hier eintreffen.“ Sie sah sich um und stellte fest, dass sich bereits zwanzig Kollegen hinter der Absperrung befanden. Einige kümmerten sich um die Schaulustigen, andere nahmen den Bus mit Pistolen und Gewehren ins Visier.
Tommy blickte gerade ebenfalls zum Bus, da kam Vielbusch zu ihnen und sagte: „Die Kollegen aus der Zentrale können Annas Freund nicht erreichen. Sie haben sogar schon Beamte zu deren gemeinsamen Wohnung geschickt. Die liegt nur zwei Straßen hinter der Direktion. Doch dort ist weder eine Spur von Jonas zu finden noch gibt es irgendwelche hilfreichen Hinweise.“ Er räusperte sich und sah zum Bus. „Aber immerhin hat die Zentrale inzwischen alle Anschlüsse aus dem abgesperrten Straßenabschnitt angerufen.“
Nora beobachtete einen älteren Mann, der aus einer Wohnung auf der linken Seite kam und sich langsam zu ihnen begab. „Haben sie alle erreichen können?“
„Sie haben einhundert Anrufe getätigt. Allerdings haben sich nur vierzig Personen gemeldet. Wir müssen darauf hoffen, dass die anderen bei der Arbeit, beim Einkauf oder sonst wo sind.“
„Haben wenigstens alle Angerufenen die Bedrohung ernst genommen?“
„Ja. Die Leute können schließlich auch aus dem Fenster gucken und die Lage selbst einschätzen. Wie viele Personen sind denn schon in Sicherheit gekommen?“
Nora sah zum Ende der Absperrung. Dort wurde soeben der ältere Herr empfangen. Eine Beamtin nahm ihn am Arm und führte ihn langsam zu den anderen Anwohnern und Geschäftsleuten, die in den letzten Minuten aus der Gefahrenzone geflüchtet waren.
„Ich zähle fünfzehn Personen“, sagte Nora. Daraufhin hob sie das Funkgerät an und sprach hinein: „Frauke, bitte kommen. Hier spricht Nora Feldt.“
Es rauschte.
„Hier spricht Frauke. Was gibt es?“
„Wie viele Personen sind bei Ihnen aus dem Gefahrenbereich angekommen?“
„Bisher 21.“
„Demnach fehlen noch vier“, wisperte Nora vor sich hin.
Vielbusch lenkte sofort ein: „Das ist nicht ganz richtig. Die Zentrale hat vierzig Personen erreicht. Aber in einem Haushalt können ohne Weiteres mehrere Personen leben.“
„Du hast recht. Aber das Grundproblem bleibt so oder so dasselbe: Es sind immer noch Menschen im Gefahrenbereich. Die müssen wir noch evakuieren. Sind mittlerweile genug Einsatzkräfte hier, um auch über die Hintereingänge flächendeckend in die Gebäude zu gelangen?“
„Ja, es sind inzwischen einige Kollegen hineingegangen. Die werden jetzt an jede Tür klopfen. Aber das wird dauern.“
„Dann sollen die sich eben ein wenig beeilen.“
Thomas blickte angespannt auf die einzelnen Gebäude. Diese wiesen verschiedene Größen, Farben und Formen auf. Auf der rechten Seite befanden sich fast ausschließlich Wohngebäude. Nur ein Kiosk, ein Juwelier und ein Computerfachgeschäft hatten sich dazwischen gemogelt. Allerdings befanden sich auch über diesen Läden zahlreiche Wohnungen. Auf der anderen Seite sah Tommy hauptsächlich Geschäfte. Er blickte zum Gemüsehändler. Dann sah er weiter zum Supermarkt, Bäcker und Frisör. „Ich befürchte, dass Anna sich den Platz für die Geiselnahme sehr gut ausgeguckt hat.“
„Wie kommst du darauf, Tommy?“
„Weil die enge Straße einer Häuserschlucht gleicht. Wenn Anna den Sprengstoff wirklich zünden sollte, dann wird der Druck der Explosion wie in einer Röhre durch die Straße gepresst. Der Schaden wäre verheerend.“
Nora wollte gerade etwas erwidern, als das mobile Einsatztelefon zu läuten begann. Sie zog es aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen. „Ja?“
„Es wird langsam Zeit, dass ich Ihnen meine
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