Rachewahn: Thriller
ausreichend vorbereitet wäre? Wenn Sie nicht auf mich eingehen, dann gibt es gleich noch einen Knall. Vielleicht sollten Sie mal den Gullydeckel überprüfen, der sich keine drei Meter neben Ihnen befindet.“
26
Ein Tag zuvor
Nora und Thomas sahen einander ebenso verblüfft wie optimistisch an. Nahezu synchron standen sie auf, verabschiedeten sich von Stefanies Eltern und begaben sich mit ihrem Kollegen zu Alberts und Veronikas Schlafzimmer. Auf ihrem Weg dorthin ignorierten sie Frank Gunsts Fragen sowie die durchbohrenden Blicke der Gäste. Vor der Schlafzimmertür stand Waldemar Ruttig und wartete bereits auf die beiden. Er hielt einen Beweismittelbeutel in die Höhe. Dieser enthielt ein Messer, dessen Klinge blutverschmiert und über zehn Zentimeter lang war.
„Ich fresse einen Besen, wenn das nicht die gesuchte Tatwaffe ist“, äußerte er. „Wir haben sie in einer Kommodenschublade gefunden. Sie lag zwischen der Unterwäsche der Hausherrin.“
Nora fragte umgehend: „Wo sind die Hortmanns jetzt? Sie sollten sich doch hier im Zimmer ausruhen.“
„Ja, aber das war leider nicht möglich. Unsere Arbeit ging vor. Ich habe sie deshalb mit Ihrem Kollegen hinüber ins Wohnzimmer geschickt. Dort können die beiden genauso gut neue Kraft tanken.“
Nora sah den 36-Jährigen entgeistert an. „Sie haben die beiden einfach weggeschickt? Haben Sie nicht gesehen, dass sie völlig am Ende sind?“
„Natürlich. Aber wenn ich sie in dieses Zimmer hineingelassen hätte, dann hätten wir das Messer wohl kaum entdeckt. Man muss Prioritäten setzen. Das muss ich Ihnen doch wohl nicht erklären, Frau Feldt.“
Die letzten beiden Wörter enthielten so viel Abneigung, dass Nora den Leiter der SpuSi wirr ansah. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, fragte Thomas schnell: „Befinden sich Fingerabdrücke oder sonstige Spuren an dem Messer?“
„Keine Fingerabdrücke. Der Rest muss noch genau überprüft werden. Ich schicke das Ding sofort ins Labor. Die Analyseergebnisse dürften in wenigen Stunden vorliegen. Aber ich bin jetzt schon davon überzeugt, dass die Eltern des Bräutigams nichts mit der ganzen Sache zu tun haben. Das Messer wurde ihnen untergejubelt. Sie haben es nicht selbst in ihre Kommode gelegt. Dann wären sie nämlich schön blöd. So dumm ist niemand. Zumindest ist mir so etwas noch nie untergekommen.“
Und Sie können mit Ihren 36 Jahren schon auf eine sehr lange Karriere zurückblicken , dachte Nora sarkastisch, behielt diesen Gedanken aber für sich.
„War dieses Zimmer abgeschlossen, als Sie und Ihre Jungs hinein wollten?“
„Nein. Die Tür war nur angelehnt. Deshalb hätte jeder Gast problemlos hineingehen können, um das Messer dort zu verstecken. Natürlich haben wir bereits die Türklinke überprüft. Aber die dortigen Abdrücke sind allesamt zu verwischt, als dass wir einen hilfreichen Hinweis hätten bekommen können. Ebenso verhält es sich mit dem Griff an der Kommode.“
„Konnten Sie in den letzten Minuten jemanden hier sehen?“
„Nein.“
Nora trat an Waldemar vorbei und schritt in das Zimmer. Dieses war vierzig Quadratmeter groß und wirkte recht ungewöhnlich. Die geblümte Tapete passte kaum zum knallroten Teppich. Die Möbelstücke machten einen antiken, kostspieligen Eindruck, doch die Nachttischlampen schienen von der Müllkippe zu stammen.
„Das nenne ich mal ein Bett“, sagte Nora, als ihr Blick auf das gigantische Ehebett fiel. „Es dürfte teurer sein als mein ganzes Schlafzimmer.“
Thomas kümmerte sich nicht um die Einrichtung. Er sah direkt zu der einzigen Kommode, in der das Messer gefunden worden sein musste. Diese stand hinter der Tür an der Wand und war fünf Meter lang und einen Meter breit. „Ich frage mich, ob der Mörder die Tatwaffe gezielt hier versteckt hat oder ob er sie in Hast loswerden musste.“
„Eine gute Frage“, erwiderte Nora. „Ich tendiere zur zweiten Variante. Immerhin ist es tatsächlich so gut wie ausgeschlossen, dass die Eltern für die Tat verantwortlich sind. Sie wirken ernsthaft schockiert und würden ihren Sohn und ihre Schwiegertochter kaum ermorden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass der Mörder denen das Messer gezielt unterschieben wollte.“
„Es sei denn, der Mörder ist nicht besonders klug“, versetzte Tommy.
„Das werden wir schon herausfinden.“
„Unter Umständen waren auch die Morde gar nicht geplant. Sie hätten aus der Situation heraus geschehen können. Dann geriet der Täter in Panik und
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