Rachewahn: Thriller
liegt ein kleiner Hinterhof. Zwar hatten wir diesen zuvor überprüft, aber sobald wir auf Frost konzentriert waren, sind die meisten Beamten logischerweise mit euch zum Krankenhaus gefahren, um dort das Schlimmste zu verhindern. Somit konnte sich der Dieb mit etwas Geduld und Geschick vom Acker machen.“
Thomas schlug gegen das Sicherheitsgitter. „Ich könnte ausrasten! Die Geiselnahme diente als Ablenkung vom Raub und Frosts angebliche Befreiung diente als Ablenkung von der Flucht des Räubers! Welcher Psychopath denkt sich so einen hirnverbrannten Mist aus?!“
„Ein verdammt cleverer. Sonst hätte das alles nicht funktioniert“, murmelte Dorm anerkennend.
„Wo ist der Vordereingang?!“, schrie Tommy.
Dorm zeigte fünfzehn Meter weiter nach rechts. „Über diesen Eingang gelangt man ins Treppenhaus.“
Tommy rannte los. „Wer auch immer dafür verantwortlich ist, wir werden diesen Mistkerl schnappen. Und wenn es das Letzte ist, das wir machen! So lassen wir uns nicht an der Nase herumführen! So nicht! Niemals!“ Er lief noch einige Meter weiter, doch dann hielt er plötzlich inne. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Ihm wurde schwindelig. „Deshalb durften wir die Gebäude ringsum evakuieren! Das war eine Grundvoraussetzung, damit der Raub überhaupt funktionieren konnte! Ich werde verrückt!“
„Ich sagte doch schon am Telefon, dass wir verarscht wurden“, äußerte Dorm leise. „Komplett.“
50
Ein Tag zuvor
Albert Hortmann saß nach wie vor am Krankenbett seiner Frau. Veronika hatte die Augen inzwischen geschlossen und atmete regelmäßig ein und aus. Ihr Gesicht glich dem einer Pantomime.
„Wir werden es gemeinsam schaffen. Wir dürfen uns von diesem Schicksalsschlag nicht zerstören lassen“, murmelte Albert. „Ich werde alles machen, damit das nicht passiert. Und wenn ich dafür bis ans Ende der Welt und noch weiter laufen müsste.“
Als sich die Tür hinter ihm öffnete, sah er sich erschrocken um. Zunächst ging er davon aus, dass eine Schwester hereinkäme, um nach dem Rechten zu sehen. Doch es waren Luzius und Beatrice, die auf der Schwelle erschienen.
„Dürfen wir hereinkommen?“, fragte Beatrice vorsichtig.
Albert fixierte die beiden einige Sekunden lang. Dann nickte er. „Aber seid bitte leise. Veronika ist eben eingeschlafen.“
Stefanies Eltern traten neben Albert und blieben vor dem Bett stehen. „Was haben die Ärzte gesagt?“
„Sie ist sehr schwach. Vor zehn Minuten hat sie ein Stärkungsmittel bekommen. Jetzt soll sie sich ausruhen. Angeblich besteht keine akute Gefahr. Aber ich bin mir nicht sicher, wie sie dieses Drama psychisch verkraftet. Sie hat Mark so sehr geliebt. Er bedeutete ihr alles.“
„Das geht uns mit Steffi ähnlich“, wisperte Beatrice mit erstickter Stimme. „Wir haben gehört, dass die Polizei mittlerweile einen Tatverdächtigen in Gewahrsam genommen hat. Es soll einer von Marks Freunden sein.“
Albert zuckte zusammen. „Wer ist es? Kennt ihr den Namen? Wisst ihr etwas Genaueres?“
„Frost. Gerhardt Frost. Dieser Name geisterte durch euer Haus, ehe wie gefahren sind. Deshalb bitten wir dich, Albert. Sag uns, was das für ein Mensch ist. Traust du ihm zu, die Morde begangen zu haben?“
„Gerhardt Frost ist seit vielen Jahren Marks bester Freund. Er war heute sein Trauzeuge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas mit den Taten zu tun hat. Ein Freund würde einen anderen niemals töten.“
„Ich bin mir dessen nicht so sicher. Im Ernstfall muss jeder selbst schauen, wo er bleibt. Diese Regel hat das Leben mir mehr als einmal aufgezwungen.“ Beatrice schritt um das Bett herum und schaute aus dem Fenster. Sie sah in den blühenden Park hinaus, der direkt hinter der Uniklinik lag. Dort erblickte sie einige Enten auf dem großen Teich. Ein Mann fütterte sie mit Brot.
„Was weißt du alles über diesen Frost, Albert?“
„Er ist zwar keine Leuchte, aber ich kenne ihn als netten, ruhigen Jungen. In den letzten Jahren habe ich ihn kaum noch getroffen. Vielleicht hat er sich verändert. Aber niemals ist er zu einem Mörder geworden. Schon gar nicht zum Mörder seines besten Freundes.“
„Bist du dir ganz sicher? Die Polizei wird ihn schließlich nicht ohne Grund mit zur Direktion genommen haben. Es muss doch etwas mehr dahinterstecken.“
Albert legte seine Hände auf die Stuhllehne. „Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Vor ein paar Stunden war noch alles in bester Ordnung. Wir
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