Rachewahn: Thriller
vertuschen. Bei Frost wäre das die Geschichte mit dem Drogenverkauf. Aber die Morde und die Drogen liegen zu eng beieinander. Es wäre logisch gewesen, wenn Frost ein Verbrechen gestanden hätte, das nichts mit den Hortmanns zu tun hat. In dem Fall wäre die Ablenkung gegeben. Aber so wie er es in diesem Fall gemacht hat, ergibt das überhaupt keinen Sinn.“
„Sie lieben die psychologischen Aspekte an einem Fall. Das ist mir hinreichend bekannt“, erwiderte Kortmann. „Hier muss ich Sie aber bremsen. Ich habe diesen Frost eben gesehen. Der Typ würde gar nicht erst auf die Idee kommen, eine Ablenkungsstrategie zu entwickeln. Der wirkt nicht so intelligent.“
„Vielleicht stellt er sich aber auch nur dumm und hilflos.“
„Keinesfalls. Ich erkenne sofort, ob jemand wirklich dämlich ist oder ob er sich lediglich verstellt.“
Nora und Tommy ersparten sich einen Widerspruch. Wenn Kortmann einmal von einem Sachverhalt überzeugt war, dann konnte ihn niemand mehr davon abbringen.
„Also schön. Wir werden Frost erneut befragen. Auch wenn ich mir nicht allzu viel davon erhoffe“, lenkte Nora schließlich ein. „Meiner Meinung nach wurde er von jemandem reingelegt. Seine Haare wurden an den Tatorten platziert. Das siehst du auch so, nicht wahr, Tommy?“
Ihr Kollege nickte. „Ich glaube, dass er nur ein Sündenbock ist. Dafür bietet er sich aufgrund des Drogenverkaufs perfekt an.“
Kortmann lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf. „Machen Sie einfach Ihren Job. Verhören Sie noch einmal den Hauptverdächtigen. Mehr haben Sie nicht zu erledigen. Ist das klar?“
„Wie Sie wollen.“ Nora sah Kortmann streng an. „Sie sind der Boss.“
53
Samstag, 8. Juni 2013
„Ich habe gerade mit dem Vermieter gesprochen“, informierte Vielbusch seine Kollegen, als er in der Wohnung über dem Juwelier eintraf. „Der Mann heißt Hartmut Weiner. Er ist 56 Jahre alt und wohnt am westlichen Stadtrand. Er hat überhaupt nichts von der Geiselnahme mitbekommen, da seine Frau und er den ganzen Nachmittag über in ihrem Garten gearbeitet haben. Aber er wird jeden Moment hier eintreffen und uns alle Unterlagen bringen, die er über den aktuellen Mieter dieser Wohnung besitzt.“
„Konnte Weiner am Telefon nicht schon eine Beschreibung dieses Kerls geben?“
„Er hat gesagt, dass es sich um einen Justus Meier handelt. Dieser wäre 25 Jahre alt und Biologiestudent hier an der Uni. Längere braune Haare, eine Beule an der Stirn, schmales Gesicht, etwa einsfünfundachtzig groß.“
„Die Beschreibung trifft ziemlich genau auf Matthias Weiden zu, oder?“
„Stimmt“, nickte Nora. „Denkst du, dass er und seine Freundin Valerie hinter der ganzen Sache stecken, Tommy?“
„Möglich wäre es. Wir sollten auf jeden Fall so schnell wie möglich Kontakt mit den beiden aufnehmen.“
„Das erledige ich sofort“, sagte Nora, ehe sie zur Seite trat und ihr Handy aus der Tasche zog.
Tommy ging derweil zum Fenster und sah nach draußen. „Matthias Weiden. Mir wird richtig schlecht, wenn ich daran denke, dass der Mistkerl hier in aller Ruhe auf den passenden Zeitpunkt gewartet hat. Vermutlich hat er sich das Spektakel sogar genüsslich angeschaut. Aus erster Reihe.“ Er drehte sich wieder um. „Es befinden sich keine persönlichen Gegenstände in dieser Wohnung. Sie ist absolut kahl. Hat der Vermieter in den letzten Tagen oder Wochen nicht mal vorbeigeschaut, um nach dem Rechten zu sehen?“
„Offenbar nicht. Aber selbst wenn er das gemacht hätte, was kümmert es ihn, wie sich die Leute ihre Wohnungen einrichten? Den wird nur interessieren, dass er monatlich seine Kohle bekommt“, warf Vielbusch ein.
„Ja, aber genau diese Spur dürfte uns enorm weiterhelfen. Wir lassen das Konto überprüfen, von dem der Mieter das Geld überwiesen hat. So kriegen wir ohne jeden Zweifel heraus, um wen es sich dabei handelt.“
„Das bezweifle ich. Dieses Verbrechen wurde so geschickt geplant, dass der Verantwortliche sicherlich ein falsches Konto unter dem Namen Justus Meier angelegt hat.“
„Möglich, aber die betreffende Bank wird über weitere Unterlagen und Informationen verfügen. Zur Not können wir auf den Überwachungsbändern in der entsprechenden Filiale sehen, wer dort das Konto eröffnet hat. Dazu müssen die Banker nur überprüfen, wann und bei welchem Mitarbeiter das passiert ist.“
„Falls das nicht schon Monate zurückliegt, sodass die Bänder gar nicht mehr existieren. Die Banken
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