Rachewahn: Thriller
Jonas. Doch sie traute niemandem von denen die beiden Morde zu. Immerhin waren diese Personen alle mit den Opfern verwandt oder befreundet. Gleichwohl traf das auch auf Gerhardt Frost zu, der seinem besten Kumpel aber zumindest schon mal Drogen verkauft hatte.
Von den Drogen fehlt noch immer jede Spur. Unter Umständen sind sie tatsächlich das Mordmotiv. Das ist nicht auszuschließen.
Während Nora sich noch einigen weiteren Gedanken hingab, übermannte sie eine immer stärker werdende Müdigkeit. Diese wurde mit der Zeit so überwältigend, dass die Kommissarin sich ihr schon bald geschlagen geben musste. Sie kuschelte sich in ihr Bett und versank in einen tiefen Traum.
Es war ein Traum, der sie zu der schönen Zeit mit Timo zurückführte.
57
Samstag, 8. Juni 2013
Um Punkt 16 Uhr stoppte Tommy an diesem Samstag den Einsatzwagen vor dem Gebäude, in dem Matthias und seine Freundin Valerie wohnten. Gemeinsam mit Nora und Dorm sprang er hinaus, zog seine Waffe und lief auf die Eingangstür zu. Ihnen folgten vier Kollegen, die mit zwei Wagen hinter ihnen hergekommen waren.
Das lange Kastengebäude befand sich in der Friedrich-Ebert-Straße im Norden Göttingens. Es wies fünfzig Wohnungen auf und war in einem schlichten Grauton angestrichen. Die Ermittler rannten über den Bürgersteig und mussten drei Stufen erklimmen, um zur Tür zu kommen. Diese bestand aus Glas und gewährte einen Blick auf den schmalen Flur im Erdgeschoss. Drei weitere Stockwerke befanden sich über diesem. Eine Treppe führte hinab in den Keller.
Tommy drückte die Klinke hinab, musste aber feststellen, dass die Tür verschlossen war. Daher klingelte er rasch bei den ersten Wohnungen im Erdgeschoss an und wartete. Ein paar Sekunden später öffneten sich zwei Türen. Ein Mann und eine Frau streckten ihre Köpfe auf den Flur hinaus und blickten zur Eingangstür. Die Kommissare zeigten ihre Ausweise vor und deuteten den beiden an, so schnell wie möglich die Tür zu öffnen.
Nachdem der Mann dieser Aufforderung nachgekommen war, stürmten die Beamten nacheinander ins Gebäude. Sie erklärten dem verdutzten Bewohner die Situation und baten ihn, sich in seine Wohnung zurückzuziehen. Anschließend richteten sie ihre Waffen voraus und schritten langsam über die Treppe ins erste Stockwerk, wo sie die Wohnung 19 vermuteten.
Nora hielt kurz inne, um alle Ecken sorgfältig zu überprüfen. Dann nickte sie ihren Kollegen zu und führte sie voran. Am Ende der Stufen wartete sie erneut für einige Sekunden. Sie lockerte den Griff um ihre Waffe und schlug dann entschlossen zu. Mit einer flinken Bewegung huschte sie um die Ecke und hielt die Pistole in Schussrichtung vor sich. Tommy und Dorm positionierten sich neben sie.
Der Flur war leer. Er war mit weißen Fliesen ausgelegt und streckte sich über vierzig Meter in die Länge. Auf beiden Seiten befanden sich jeweils fünf Holztüren.
„Nummer neunzehn befindet sich ganz hinten“, erkannte Nora.
Tommy nickte und schritt voraus. Dabei ließ er die letzte Tür auf der linken Seite keine Sekunde lang aus den Augen. Womöglich waren Matthias und Valerie nach dem Raub noch einmal zu ihrer Wohnung zurückgekehrt, weil sie etwas vergessen hatten. Und falls sie nun etwas von der drohenden Gefahr ahnten, rauschten sie gleich vielleicht mit Waffen aus der Tür und eröffneten das Feuer. In diesem Fall hätten die Beamten keinen Schutz. Es gab nichts, das ihnen Deckung bieten konnte.
Daher bildeten sich erste Schweißtropfen auf Tommys Gesicht. Die Unsicherheit machte ihm von Sekunde zu Sekunde mehr zu schaffen. Auch Nora fühlte sich sichtlich unwohl. Sie atmete durch den geöffneten Mund und erhöhte ihr Schritttempo, um so schnell wie möglich zur Zielwohnung zu gelangen. Aus dieser drang bisher kein Laut.
Einige Momente später erreichte Tommy die Tür und stellte sich links von dieser auf. Nora lief an ihm vorbei und positionierte sich rechts davon. Dorm und die übrigen Kollegen hielten sich etwas weiter im Hintergrund.
„Fertig?“, wisperte Thomas in Noras Richtung.
Sie nickte, ballte die linke Hand zur Faust und hob mit der rechten die Waffe an. „Fertig!“
„Dann los!“ Tommy wirbelte herum und trat mit aller Wucht gegen die Tür. Dessen Schloss zersplitterte auf der Stelle, das Holz federte zurück. Die Ermittler preschten vor. „Polizei! Keine Bewegung!“ Wie der Blitz kontrollierte Tommy die Ecken und inspizierte die unsicheren Stellen. Er schaute vom Schrank zum Sofa bis hin
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