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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kopf hin und her.
    »Aber ich kann ja mal ein paar Kollegen da oben befragen. Johannes Sjølin zum Beispiel von der
Ålborg Stiftstidende
. Wir haben damals zusammen beim
Viborg Stifts Folkeblad
ein Praktikum gemacht.«
    »Okay.«
    »Was ist denn mit ihr?«, wollte Holger wissen. »Ist sie etwa auch rothaarig?«
    Dicte ignorierte die Spitze und warf das Apfelgehäuse in hohem Bogen in den Papierkorb. Zum Glück traf sie.
    »Ich glaube, sie verfolgt mich.«
    »Verfolgen? Meinst du im buchstäblichen oder eher im übertragenen Sinne?«
    Holger hob die Augenbrauen weit über den Rand seiner neuen Brille, die ihn klüger aussehen ließ, als er tatsächlich war.
    »Sowohl als auch.«
    »Das ist doch bloße Schikane der Presse«, rief ein aufgebrachter Davidsen, der es liebte, Paragraphen zu reiten. »Das ist Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Wir sollten denen eine Klage auf den Hals hetzen.«
    Dicte genoss einen kurzen Augenblick die Vorstellung, dass Lena Lund vor den Richter musste, verwarf diese Idee aber sofort wieder.
    »Wir unternehmen vorläufig gar nichts in diese Richtung«, sagte sie. »Lasst uns lieber ein paar Informationen über sie zusammentragen. So ganz im Verborgenen.«
    Mit vielsagender Miene wandte sie sich an Davidsen, der sich in seinem Stuhl aufrichtete.
    »Du kannst dich getrost auf mich verlassen.«
     
    Nachdem alle mit Aufgaben versorgt waren und sich an die Arbeit gemacht hatten, setzte sich Dicte an ihren Rechner und starrte auf den Bildschirm, während die soeben ertragene Kränkung Salz in die Wunde ihrer verletzten Seele rieb. Konnte das wahr sein? Hatte Bo deshalb so vage geantwortet, als sie ihn fragte, wer alles mit nach London fuhr?
    Sie wusste genau, dass sie es auf sich bewenden lassen sollte, aber sie konnte es nicht. Also richtete sie eine Hot-Mail-Adresse ein und holte sich die E-Mail-Adresse von Renate Guldberg aus dem Netz. Sie schickte ihr eine Mail, in der sie sich als Leserin ausgab, die eine Frage an sie hätte. Sie habe vor kurzem als Kriminalreporterin für
Stiften
eine Geschichte über den gesuchten Peter Boutrup geschrieben, und sie wolle gerne wissen, ob es schon Neuigkeiten in dem Fall gebe. Kurz darauf erhielt sie die Abwesenheitsnotiz: ›Ich bin auf einer Fortbildung und werde erst am Montag, dem 8. Oktober, wieder in der Redaktion zu erreichen sein. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an meine Kollegin Ida Bjørnvig …‹
    Dahinter folgte die E-Mail-Adresse der besagten Person. Dicte starrte lange auf die Antwortmail, bis sie sich schließlich überwinden konnte und sie wegklickte. Gleichzeitig meldete sich das Verlangen, das Glas mit den Tabletten zu öffnen. Wer blieb ihr denn, wenn Bo sie im Stich ließ? Rose war noch immer wütend auf sie. Anne hatte sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemeldet, und Ida Marie war verstimmt wegen ihrer Facebook-Beschuldigungen. Und Wagner? Der schickte eine andere Frau. Sie sah aus dem Fenster, und dort stand er: Lena Lunds strahlend weißer Opel.
    Sie unterdrückte ihre Verärgerung und googelte im Netz die Adressen der beiden Schulen in Ry. Sie nahm ihre Tasche und ging pfeifend die Treppe hinunter, allerdings nicht auf denParkplatz, sondern durch den Hinterausgang auf den Telefontorvet. Auf dem Weg zum Bahnhof sah sie sich immer wieder um, aber weit und breit war keine Lena Lund zu sehen.
    Vom Bahnhof in Ry nahm sie ein Taxi und fuhr zur ersten Adresse, zur Knudssøskole. Sie meldete sich beim Direktor an und erzählte, sie sei auf der Suche nach einer alten Klassenkameradin ihrer Tochter, Laila. Ob sie eventuell im Archiv die Listen der ehemaligen Schüler einsehen dürfe. Der Schulleiter zeigte sich sehr entgegenkommend, und sie wurde in die Bibliothek geführt, wo eine Abteilung der Schulchronik vorbehalten war.
    »Einiges von den alten Unterlagen ist leider noch nicht digitalisiert«, erklärte er und ließ sie in aller Ruhe den Stapel mit Schülerlisten und alten Fotos durchsehen, die bis in die Fünfzigerjahre reichten.
    Nach einer Weile des Blätterns gab sie auf, bedankte sich freundlich und nahm ein Taxi zur zweiten Adresse, der Mølleskole, an die sie sich von ihrem ersten Besuch in Ry erinnerte. Die Schule lag am Skanderborgvej, mitten an der Hauptstraße und ganz in der Nähe des Cafés
Ambolten
. Vor dem Gebäude befand sich eine Bushaltestelle.
    War ihr Sohn auf diese Schule gegangen? Dann hatte es in Ry auch ein Kinderheim gegeben. Vielleicht gab es das immer noch, sie musste es unbedingt

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