Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
wenn ihnen ein Schuh zu groß ist!«, schoss Ivar K zurück.
Wagner legte die Hände flach auf den Tisch.
»Okay. Wir benötigen die Schuhgrößen aller Personen, die im Laufe der letzten Woche im Leben der Adda Boel Zugang zu ihrer Wohnung hatten. Was hatte sie für eine Größe?«
»36.«
Sie diskutierten weiter. Es gab keine Neuigkeiten zu Peter Boutrup, allerdings war Lena Lund nach wie vor felsenfest davon überzeugt, dass er über Dicte Svendsen aufzuspüren sei. Sie habe sie ein paarmal observiert.
»Sie fährt in der Stadt herum und befragt Nutten. Warum tut sie das? Vielleicht ist sie auch persönlich in den Fall involviert?«
»Sie ist Journalistin!«, betonte Ivar K. »Und außerdem die Leiterin der Kriminalredaktion einer Tageszeitung, natürlich ist sie involviert. Hast du dich bei ihnen erkundigt?«
»Bei den Nutten?«
»Wir nennen sie in der Regel Prostituierte«, warf Eriksen vorsichtig ein.
»Natürlich habe ich mich bei ihnen erkundigt.«
Ivar K’s Augenbrauen wanderten nach oben.
»Und?«
»Keine wollte was sagen. Da sind alle Türen verschlossen.«
»Offensichtlich nicht für Dicte Svendsen«, sagte Ivar K. »Hast du in deinem Bericht nicht geschrieben, dass sie sich bei einer Adresse über eine Dreiviertelstunde aufgehalten hat?«
»Vielleicht können wir das Interview schon in ein paar Tagen in ihrer Zeitung lesen«, warf Kristian Hvidt ein.
Lena Lund schüttelte den Kopf.
»Mich würde es nicht besonders überraschen, wenn sich herausstellte, dass sie persönlich involviert ist. Ich frage mich, was für eine Schuhgröße
sie
hat?«
Der Verdacht lag wie hingeworfen auf dem Tisch, doch niemand nahm ihn auf. Vielleicht war das ein Fehler, man sollte Lena Lund auf keinen Fall unterschätzen, dachte Wagner.
»Welches Motiv sollte Dicte Svendsen gehabt haben, sich in der Wohnung aufzuhalten?«, fragte er vorsichtig.
Lena Lund zuckte mit den Schultern.
»Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass sie Peter Boutrup kennt. Und sein Sperma wurde in der Leiche gefunden. In welcher Form sie mit ihm und somit mit dem Fall in Beziehungsteht, können nur unsere Ermittlungen ergeben. Aber es ist dennoch naheliegend, von einer Verbindung auszugehen.«
Sie sah Wagner fest in die Augen
»Dicte Svendsen ist für ihre Alleingänge bekannt. Sie würde also niemals freiwillig zu uns kommen, wenn sie neue Erkenntnisse hätte.«
Wagner seufzte lautlos. Er musste an Hartvigsen denken und sah sich gezwungen, vorsichtig vorzugehen. Deshalb akzeptierte er auch, dass Lena Lund Dicte im Auge behielt. Er nickte und hatte gleichzeitig das ungute Gefühl, Dicte zugunsten des Hausfriedens zu opfern.
»Wenn wirklich zwischen ihr und Boutrup eine Verbindung bestand, finden Sie die heraus. Selbstverständlich müssen wir dem nachgehen.«
Lena Lund sah zufrieden aus, Wagner versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken. Sie hatten eigentlich nicht genug Leute, um jeder Spur und eventuellen Sackgasse nachzugehen. Aber das konnte er ihr nicht sagen, ohne zu riskieren, dass sie direkt zu Hartvigsen rannte und sich beschwerte. Das wollte er unbedingt vermeiden, es war noch zu früh, Hartvigsen in die Sache mit einzubeziehen, außerdem wollte er jeder Auseinandersetzung über die Versetzung von Lena Lund im Moment ausweichen. Er war dankbar, als Ivar K diesen Teil der Diskussion mit seiner nächsten Frage beendete: »Was ist eigentlich mit Francescas Verhältnis zur Presse? Um nicht zu sagen mit ihrem Verhältnis zu Verhältnissen? Kann uns das nicht irgendwie weiterhelfen?«
Ivar K sah zu Wagner, der nickte. Daran hatte er auch schon gedacht.
»Francesca Olsen wird unter Druck gesetzt«, sagte er. »Es muss jemanden geben, der diese Informationen besitzt und jemanden kennt, der sie haben will. Ivar und Eriksen, könnt ihr euch mal darum kümmern?«
Es entstand eine Pause, in der niemand etwas sagte. Wagner wusste nicht, wie er seine Gedanken über »krank und normal« in Worte fassen sollte, versuchte es aber dennoch.
»Diese Organisation, der Adda Boel vorsaß … Wo sitzt die? Haben wir da eine Adresse? Und Namen von anderen Mitgliedern in Schlüsselpositionen?«
Jan Hansen reichte ihm ein Blatt Papier quer über den Tisch. Wagner ließ seinen Blick über die Seite gleiten.
»Ich weiß, dass ihr schon mit einigen aus dem Vorstand gesprochen habt, aber vielleicht sollten wir es noch einmal versuchen. Um herauszubekommen, was da vor sich geht. Was bewegt sich auf politischer Ebene? Personell? Woher beziehen sie
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