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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Füßen hoch.
    »Ist das schlimm?«
    Es gelang ihr nur mit Mühe, diese Worte hervorzupressen. Asbjørns Hand auf ihrem Rücken half leider nicht.
    »Lass mich das so formulieren: Gut ist es nicht! Aber besorg dir die Zeitung und dann ruf mich an. Dann besprechen wir …« Hier musste Axel Andreasen eine Pause machen, um Luft zu holen. »… was wir als Nächstes tun können. Natürlich stehen wir rückhaltlos hinter dir und unterstützen dich, wo wir können, das weißt du ja«, sagte derselbe Parteikollege, der mit seiner Unterstützung ihrer Kandidatur damals ein bisschen zu lange gewartet hatte.
    Sie hörte keine Überzeugung in seiner Stimme, musste sich aber damit abfinden. Sie drehte den Kopf zu Asbjørn, der sich gegen die Wand gelehnt hatte und für alles bereit war, worauf sie jetzt gerade keine Lust hatte.
    »Würdest du mir einen großen Gefallen tun«, fragte sie und brach damit ihre oberste Regel, ihn nicht in ihre Dinge hineinzuziehen. »Wärst du so lieb, mir eine Zeitung zu holen?«
     
    Sie sah ihm durchs Fenster hinterher, wie er sich aufs Fahrrad schwang. Ihr war es egal, ob ihn jemand dabei beobachtete. Eigentlich war es ihr auch egal, wenn herauskam, dass sie in dieser schicksalhaften Nacht bei ihm gewesen war. »Ihn aufgesucht hatte« war vielleicht der passendere Ausdruck. Sie hatte sich so sehr nach ihm gesehnt, und dann war ihr Auto praktisch wie von allein in sein Wohnviertel in Hasle gerollt. Das Viertel Trillegården hatte große Schwierigkeiten mit Bandenkriegen und einen hohen Migrantenanteil, das wussten alle, aber das war nicht die ganze Wahrheit über den sozialen Wohnungsbau. Es war friedlich, solange man sich um seine Sachen kümmerte. Der Alltag der Leute entsprach dem anderer Bürger in anderen Vierteln. Das hatte sie sofort erkannt, als sie herausbekam, wo erwohnte. Und zwar in einer gemütlichen Wohnung, nicht teuer und fancy eingerichtet, aber sauber und aufgeräumt und sehr männlich, mit tiefen Sesseln und einem Sofa, das sich wesentlich besser für Sex eignete, als ihr eigenes hellgraues mit den Seitenlehnen.
    Aber die politischen und moralischen Bedenken hatten sich gemeldet, und sie hatte ihr überstürztes Verhalten in jener Samstagnacht bereut, als sie dicht umschlungen mit ihm aufwachte. Sie hatte sich aus der Umarmung befreit, sich von ihm verabschiedet und sein Angebot ausgeschlagen, sie wenigstens bis zum Auto zu begleiten. Sie hatte alles unter Kontrolle. Selbstverständlich hatte sie das.
     
    Sie war noch ganz versunken in ihre Erinnerungen an die gepressten Stimmen, die sie im Gebüsch neben ihrem geparkten Wagen gehört hatte, als sie ihn zurückkommen sah. Er lehnte sein Fahrrad gegen die Hecke und sprang mit der Zeitung in der Hand die Stufen zur Eingangstür hoch.
    »Du willst das hier nicht lesen!«
    Sie streckte ihre Hand nach der Zeitung aus, die er ihr nur widerstrebend überließ.
    »Aber ich muss, caro!«
    In seiner Welt konnte man den Kopf einfach in den Sand stecken und alles vergessen. Aber nicht in ihrer.
    Sie war tatsächlich auf der Titelseite abgebildet. Das Foto zeigte sie mit einem Blumenstrauß im Arm und einem erhobenen Arm, der in Richtung Kamera zeigt. »Bürgermeisterkandidatin beschäftigte Schwarzarbeiterin« stand in fetten Lettern darüber.
    Im Artikel wurde enthüllt, dass sie vor fünfzehn Jahren – als sie mit William verheiratet war – für eine Periode von etwa sechs Monaten eine thailändische Putzfrau namens Mai beschäftigt hatte. Es gab auch ein kurzes Interview mit Mai und ein Foto von ihr, auf dem man die sehr schüchterne und etwas einsilbige Frau kaum erkennen konnte. Sie sei mit einem dänischenMann verheiratet gewesen, der ihr erklärt habe, dass sie ihm die Sozialhilfezahlungen zu streichen beabsichtigten, wenn Mais Verdienst dem Finanzamt gemeldet werden würde. Dumm, wie sie damals gewesen sei, habe sie eingewilligt, wie es so viele Dänen getan hätten. Bargeld und keinen umständlichen Papierkram. Es sei so einfach gewesen, dass es schon wieder zu gut war, um wahr zu sein.
    »Das war es auch«, murmelte sie.
    »Was?«
    Asbjørn hatte zusammen mit ihr den Artikel gelesen, sein Kinn auf ihrer Schulter abgestützt.
    »Sie ist abgehauen und hat einen antiken silbernen Kerzenständer und Williams Vacheron-Constantin-Armbanduhr mitgenommen.«
    Sie hob ihre Hand und strich ihm über seine raue Wange. William war ein eitler Mensch gewesen und Uhren seine Leidenschaft. Die Zeit hatte ironischerweise auch ihre Ehe

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