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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Menschen, Seelen. Um jeden Preis sollen wir alle gleich sein, uns bis zur Unkenntlichkeit ähneln, in perfektenHäusern wohnen, die perfekten Kinder, Männer, Jobs und Leben haben.
    Sie hatte großes Verständnis für Matti Jørgensens Freiheitsdrang und seine Weigerung, in dem neuen, ausbruchssicheren Gefängnis zu arbeiten. Sie kannte den Wunsch nur allzu gut, über sich selbst bestimmen zu wollen, seine Ruhe zu haben und sich nicht dauernd wie eine Schachfigur zu fühlen, die wahllos hin und her geschoben wird. Und sie verfügte sogar über eigenes Einkommen und ein gewisses Maß an Freiheit. Es gab andere Menschen, Kranke und Schwache; Menschen am Rande der Gesellschaft, deren Leben nur aus Bevormundung und Demütigung bestand.
    »Wir reden also von einem Tötungsdelikt!«, sagte Bo, der über ein selektives Gehör verfügte. »Einem vorsätzlichen?«
    Es war früh am Abend. Bo hatte es am Nachmittag nicht mehr zur Pressekonferenz im Polizeipräsidium geschafft, allerdings hatte es auch nichts Neues zu fotografieren gegeben, als Wagner und Co. in aller Eile die Journalisten zusammengetrommelt hatten.
    Bo reichte Dicte den Becher mit Kaffee und warf sich aufs Sofa.
    »Ob es vorsätzlich gewesen ist, lässt sich noch nicht sagen«, erwiderte sie. »Aber Totschlag war es auf jeden Fall. Da ist ’ne Bombe installiert worden, verdammt.«
    Wo sollte bloß das ganze Geld für die Reparaturen herkommen? Da war man der Meinung, man würde in einem Eigenheim leben und Herrüber sein Leben sein, und dann regneten die Geldforderungen für dies und das nur so auf einen herab. Da konnte man genauso gut in einer Gefängniszelle sitzen. Na ja, fast.
    »Und die Tote hatte nichts mit den Explosionen zu tun?«
    Dicte nahm einen Schluck Kaffee, der schwarz wie die Nacht war, ließ sich am anderen Sofaende in die Kissen sinken und legte ihre Füße in seinen Schoß.
    »Das lässt sich auch noch nicht sagen. Es wirkt alles total undurchschaubar.«
    Nach der Pressekonferenz bestand der Fall nur aus lauter losen Enden, die im Wind flatterten. Was gehörte zusammen? Hatten die Bomben etwas mit der Toten zu tun, oder war hier die Rede von zwei oder drei Einzeltaten, die nur zufällig zusammentrafen und somit wie eine einzige Tat aussahen? Wer war in der Wohnung der Toten in den Stunden vor der Explosion ein und aus gegangen?
    Die Polizei war dieser Frage selbstverständlich nachgegangen und hatte die Überreste der Wohnung untersucht, sobald das Gebäude wieder zugänglich war. Aber Dicte unterstellte, dass sie nicht mit dem nötigen Enthusiasmus zu Werke gegangen waren. Alle waren von der Annahme ausgegangen, dass die Frau bei der Explosion ums Leben gekommen war, und trotzdem war die Obduktion bis Montag vertagt worden. Man hatte somit vier wertvolle Tage verstreichen lassen. Sie war sich sicher, dass die Polizei eine erneute Untersuchung des Tatorts vornehmen würde.
    »Vielleicht gibt es ja was im Fernsehen darüber? Und wie steht es um deinen Verdacht gegen deinen Sohn?«
    Bo griff nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch und schaltete das Gerät ein, wo die Nachrichtensprecherin der Tagesschau Punkt 19 Uhr in Begleitung des altbekannten Jingles erschien.
    »Verdacht und Verdacht. Er kann nach wie vor etwas mit den Explosionen und dem Ganzen zu tun haben. Es ist ja noch nicht widerlegt worden, dass er von meinem Besuch im Solarium wusste, und außerdem wurde er kurz zuvor entlassen.«
    Sie musste an Rose denken und ihre missglückte Unterhaltung mit Ida Marie bei Facebook und fühlte sich unsäglich dumm. War sie vielleicht paranoid? Das wäre ja nicht das erste Mal.
    Bo schüttelte den Kopf. Ihm fiel es schwer, bei der ganzen Sache ein Motiv zu erkennen.
    Im Hintergrund tönte es aus dem Fernseher:
    »In dem Fall des Bombenanschlags auf ein Solarium in derInnenstadt von Århus haben die Untersuchungen ergeben, dass die Frau nicht etwa durch die Explosion ums Leben kam, sondern bei der Detonation bereits tot war. Die Gerichtsmediziner haben Hinweise auf eine Erdrosselung und eine vorangegangene Vergewaltigung gefunden. Wir haben uns mit einem Rechtsmediziner unterhalten, der uns erklärt hat, warum die Ermittlung der tatsächlichen Todesursache bei Opfern einer Explosion so ungleich schwerer fällt.«
    Bo machte lauter. Der Chef der Gerichtsmedizin in Odense erschien auf dem Bildschirm und hielt einen langen detaillierten Vortrag. Dicte starrte auf den Fernsehapparat. Zurück blieb die Frage nach der Toten. Was für ein Motiv

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