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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sollte ihm das gelingen? Es brauchte nicht viel, und Alexander schlug mit Türen oder aber warf ihm Beschimpfungen und Vorwürfe an den Kopf. Er wusste nicht, was schlimmer war.
    An diesem Morgen begegnete ihm zuerst die dritte Variante: Schweigen.
    »Alexander …«
    Er löffelte unbeirrt seine Cornflakes weiter und starrte vor sich auf den Küchentisch. Ida Marie war schon mit Martin zur Schule gefahren. Sie waren also allein, und Wagner hatte das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Vater-Sohn-Gespräch war.
    »Ich weiß, dass du oft dir selbst überlassen warst in letzter Zeit. Ich habe viel gearbeitet. Aber du hattest doch auch Ida Marie und Hanne.«
    In Gedanken umarmte er seine Schwester zum Dank, die in derselben Straße wohnte und sich nach Ninas Tod sehr um Alexander gekümmert hatte.
    »Wir sind doch alle für dich da.«
    Das war eindeutig die falsche Taktik. Alexanders Mundwinkel zeigten abwärts, aber er blieb stumm. Wagner suchte verzweifelt nach Worten, als würde er am Computer sitzen und hätte sein Passwort vergessen. Deshalb entschied er sich für das, was er am besten konnte, das Einzige, wozu er imstande war:
    »Du sagst, dass du allein im Kaufhaus unterwegs warst. Aber das Personal gibt etwas anderes an, sie haben von drei Personen gesprochen. Ist da einer dabei, den ich kenne? War Mohammed aus deiner Klasse mit dabei? Und Kristoffer?«
    Endlich gab es eine Regung.
    »Ich war allein, das habe ich doch schon gesagt. Warum glaubst du denen mehr als mir?«
    Wagner seufzte. Er hätte antworten können, dass er in seinem Leben schon so viele Verhöre geführt hatte, dass er genau wusste, wann jemand log. Und Alexander sagte nicht die Wahrheit,daran gab es keinen Zweifel. Vielleicht wollte er seine Freunde schützen. In dem Alter waren Loyalität und Gruppenzugehörigkeit sehr wichtig.
    »Du hast mir noch nicht gesagt, warum, Alexander. Warum hast du diese Sachen im Kaufhaus gestohlen?«
    Sein Sohn zuckte kaum sichtbar mit den Schultern.
    »Hab ich halt einfach getan.«
    »Ohne Grund?«
    Dieses Mal hoben sich seine Schultern ein wenig deutlicher.
    »Ich hatte Bock drauf.«
    »Auf Cola und Süßigkeiten? Die hättest du dir doch auch von deinem Taschengeld kaufen können.«
    Der Junge hob den Kopf. Sein Körper schien alle Energie zu bündeln, bevor er seinem Vater mit voller Kraft ins Gesicht brüllte.
    »Ich hatte Bock, zu stehlen.«
    Ohnmacht breitete sich in Wagners Körper aus, sprang wie ein bösartiger Virus von einer Zelle zur nächsten. Vom Gesehenwerden hatte Hanne nach Ninas Tod gesprochen. Für Alexander wäre es wichtig, sich gesehen zu fühlen. »Er fühlt sich aber nicht gesehen. Du hast genug mit deiner Trauer und vor allem mit deiner neuen Familie, mit Ida Marie und Martin zu tun. Aber das ist wahrscheinlich das Letzte, was ihn interessiert.«
    Stimmte das? Vielleicht hätte er sich mehr um seinen Sohn kümmern müssen.
    Alexander erhob sich und ließ den leeren Teller auf dem Tisch stehen.
    »Du weißt aber schon, dass du aller Voraussicht nach einen Eintrag im Strafregister bekommen wirst?«
    Wie war es nur möglich, dass er immer wieder erfolgreich mit schwierigen Verdächtigen zurechtkam, aber kein normales Gespräch mit seinem Sohn führen konnte? Alexander gab ihm die Antwort darauf. Sie wurde ihm ins Gesicht geschleudert, bevor der Junge seine Schultasche an sich riss und aus der Tür stürmte:
    »Du bist immer Polizist, oder?«
    Die Luft vibrierte, und die Tassen klirrten im Schrank, als die Tür hinter ihm zuknallte. Wagner starrte auf die Stelle, an der Alexander noch vor einer Sekunde gestanden hatte. Er hätte handeln können. Er hätte seine Arme ausbreiten und seinem Sohn erzählen können, dass er ihn liebte. Aber das hatte er nicht getan. Immer Polizist. Nie Vater. Immer gewohnt, die Führung zu übernehmen.
    Er lehnte sich zurück. Er hatte soeben versucht, seinen eigenen Sohn zu verhören.
     
    Der Tatort ähnelte einem Kriegsgebiet.
    Schon im Treppenhaus hing der schwere Geruch von Rauch und Ruß. Wagners Körper und Sinne erinnerten sich sehr genau an die Minuten nach der Explosion.
    »Und das ist hier wirklich sicher?«
    Lena Lund stellte die Frage, während sie hinter Erik Haunstrup, dem Leiter der Kriminaltechnischen Abteilung, die Treppe in die Wohnung im ersten Stock hochstiegen.
    Henriksen, der ihnen vorausging, drehte sich zu ihr um und bestätigte die Frage mit einem kurzen Nicken.
    »Das Gebäude ist abgestützt und stabilisiert worden, aber

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