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Rachmann, Tom

Rachmann, Tom

Titel: Rachmann, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Unperfekten
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eines
»Regierungsbeamten aus Washington«. Dann tippt er das Ganze noch einmal ab,
setzt ein paar Anmerkungen drunter, geht in den Telefonshop ein paar Häuser
weiter und sendet alles per Fax. Er stürzt nach Hause zurück. Auf dem
Treppenabsatz bleibt er stehen, er japst, versucht aber ein Lächeln. »Du alter
Faulpelz!«, sagt er zu sich. Dann poltert er an Didiers Tür. »Eileen? Bist du
da?« Er geht in seine Wohnung, findet eine angestaubte kleine Flasche Tanqueray,
gießt sich einen ein und lässt jeden Schluck Gin lange kreisen und die
Mundhöhle ausbrennen. Eine ganze Story gefälscht hat er noch nie. »Fühlt sich
gut an«, sagt er. »Hätt' ich schon vor Jahren machen sollen! Hätt' mir 'ne
Menge Arbeit erspart!« Er schenkt sich noch einen Gin ein und wartet auf den
unvermeidlichen Anruf. Das Telefon klingelt.
    »Wir müssen die Quellen noch
festzurren«, sagt Menzies.
    »Wie, festzurren?«
    »Ist Kathleens Ausdruck.
Nebenbei, diese Faxerei ist ein Albtraum kurz vor Redaktionsschluss. Wir
mussten hier alles noch mal abtippen. Du musst wirklich wieder dein
E-Mail-Programm in Gang kriegen.«
    Das klingt doch nicht
schlecht: Menzies geht also von weiteren Aufträgen aus.
    »Hast ja recht. Ich lass den
Computer sofort reparieren.«
    »Dann zu deinen Quellen. Die
müssen klarer sein. Im dritten Absatz zum Beispiel, das Zitat geht so nicht.
Kein Mensch weiß, wer die >mit dem Bericht vertraute< Person sein soll,
wenn vorher nirgends von diesem Bericht die Rede ist.«
    »Ach, ist das noch drin? Das
wollte ich eigentlich streichen.«
    Sie gehen gemeinsam den ganzen
Text durch, ändern noch das eine oder andere und legen in bestem Einvernehmen
auf. Lloyd genehmigt sich noch einen Gin. Das Telefon klingelt wieder. Menzies
ist noch immer nicht zufrieden. »Man kann bei keiner einzigen Quelle erkennen,
ob das eine Person oder eine Institution ist. Kann man nicht einfach sagen
>das französische Außenministerium    »Ich wüsste nicht, warum
>ein Mitarbeiter< nicht reichen soll?«
    »Da, wo's ans Eingemachte
geht, hast du nur eine einzige, namenlose Quelle. Für die Seite eins ist das zu
schwammig.«
    »Wieso zu schwammig? Ihr macht
das doch dauernd so.«
    »Ich meine, du hättest mir
erzählt, dass das Außenministerium die Nachricht bestätigt hat.«
    »Hat es.«
    »Kann man das dann nicht auch
schreiben?«
    »Ich werde doch nicht meine
Quelle preisgeben.«
    »Hier ist gleich
Redaktionsschluss.«
    »Ich möchte auch nicht, dass
du irgendwas von >französisch< reinschreibst. Einfach >ein
Mitarbeiter<.«
    »Wenn du nicht bereit bist,
das genauer zu formulieren, können wir's nicht bringen. Tut mir leid - soll ich
dir von Kathleen bestellen, die steht hier neben mir. Und das würde bedeuten,
die ganze Seite zu kippen. Was wiederum, wie du weißt, so knapp vorm Umbruch
die Hölle auf Erden ist. Wir müssen das unbedingt sofort entscheiden. Könntest
du dich zu irgendwas durchringen?« Er macht eine Pause. »Lloyd?«
    »Eine Quelle im
Außenministerium. Schreib es so.«
    »Und die ist solide?«
    »Ja.«
    »Mir reicht das.«
    Aber Kathleen nicht, wie sich
herausstellt. Sie telefoniert selbst mit Paris, und da lacht man sich schlapp
über die Story. »Kathleens Quelle sitzt irgendwo ganz oben im Pressestab des
Ministeriums. Ist deine besser?«
    »Ja.«
    »Wie viel besser?«
    »Einfach besser. Ich darf
nicht rauslassen, wer.«
    »Dann zeige ich Kathleen noch
mal die Zähne. Ich hab ja keine Zweifel an deiner Quelle. Aber gib mir einen
Hinweis, damit ich ein gutes Gefühl habe. Bleibt unter uns.«
    »Geht nicht.«
    »Dann war's das. Tut mir
leid.«
    Lloyd überlegt. »Jemand im
Nahost-Führungsstab, in Ordnung? Meine Quelle ist gut: Politikerseite, nicht
Presseseite.«
    Menzies gibt es weiter an
Kathleen, die stellt auf Raumton und fragt Lloyd selbst aus. »Und dieser Typ
ist eine sichere Adresse?«
    »Absolut.«
    »Schon mal früher benutzt?«
    »Nein.«
    »Aber wir können ihm trauen?«
    »Ja.«
    »Mal unter uns dreien: Wer ist
es?«
    Lloyd zögert. »Ich weiß
wirklich nicht, warum das so wichtig ist.« Natürlich weiß er es sehr wohl. »Es
ist mein Sohn.«
    Am anderen Ende wird
unüberhörbar gekichert. »Soll das ein Witz sein?«
    »Er arbeitet im Ministerium.«
    »Ich sterbe nicht gerade vor
Begeisterung, dass wir Familienmitglieder als Quelle zitieren«, sagt Kathleen.
»Andererseits, um diese Uhrzeit bringen wir entweder das Stück oder Agenturkram
über Bush und seine Umfrageabstürze, wobei die, ehrlich gesagt,

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