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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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überzeugt,
dass ich Jesses Behinderung erregend fand. Der Gedanke daran, wie er mich auf dem Friedhof gepackt hatte, gab mir den Rest. Mir drehte sich der Kopf.
    Aber was hatte all das mit I-Heist zu tun? Wieso hatte sich das Auktionsprogramm geöffnet, als ich nach I-Heist suchte? Segue war eine Scheinfirma, die I-Heist-Gelder durch Hightechfonds schleuste … eine Geldwaschanlage. Und etwas von diesem Geld wurde wiederum für diese perverse Online-Auktion abgezweigt.
    Half I-Heist Kenny Rudenski dabei, Überreste aus tödlichen Unfällen zu ersteigern, um ihn für seine Dienste zu entschädigen? Mir zitterten die Knie. Damit hatten sie ihn also in der Hand. Und er war mit Begeisterung bei der Sache.
    Ich schloss das Auktionsprogramm und suchte nach einem Namen, an den ich von Anfang an hätte denken müssen: Jesse Blackburn.
    Der Bildschirm füllte sich mit Treffern.
    Mein Mund war wie ausgedörrt, als sich Jesses Leben vor mir auf dem Monitor ausbreitete. Finanzen, Hypothekenzahlungen, Bonitätsbericht. Arztberichte aus der Zeit nach seiner Verletzung. Das Patientenblatt aus der Notaufnahme, die Einweisung in die Rehaklinik, sogar ein psychologisches Gutachten. Bei dem Patienten handelt es sich um einen vierundzwanzigjährigen Mann. Unvollständige Querschnittslähmung … fühlt sich schuldig, weil er den Unfall überlebt hat, und hat Schwierigkeiten, sich mit der Situation abzufinden … möglicherweise klinische Depression, Sarkasmus als Bewältigungsmechanismus …
    Die Informationen reichten aus, um ihn über Jahre hinweg zu manipulieren oder unter Druck zu setzen.
    Da ich schon dabei war, gab ich »Evan Delaney« ein.

    Hilflos starrte ich auf meine eigenen Finanzunterlagen, Kreditkartenkäufe und Websites, die ich von meinem Computer zu Hause aus besucht hatte. Angewidert klickte ich mich durch die Liste. Schließlich stieß ich auf ein Icon, das mit D Cam bezeichnet war. Delaney-Kamera? Ich klickte auf »Ansicht«.
    Mir stockte der Atem.
    Der Monitor hatte sich in mehrere Ansichten meines Hauses geteilt. Live-Ansichten. Eine Kamera zeigte mein Wohnzimmer, eine andere ein leicht verzerrtes Bild von meinem Bett. Vermutlich eine Faseroptikkamera, die im Rauchmelder in meinem Schlafzimmer versteckt war. Eine dritte war offenbar über dem Medizinschränkchen in meinem Bad angebracht. Nun wurde mir einiges klar. Kenny Rudenski hatte mich im Bett und unter der Dusche beobachtet.
    Die amerikanische Industrie ist Big Brother. Alles nur, weil er mir zusehen wollte, wenn ich wirklich erregt war? Wie hatte er diese Dinger installiert? Und wann?
    Plötzlich beugte ich mich entsetzt vor. Der Patchworkquilt auf meinem Bett bewegte sich rhythmisch. Als ich mich noch weiter vorbeugte, hörte ich sogar den Ton dazu. Marvin Gaye sang mit Samtstimme Let’s Get It On. Ich glotzte auf die bockende Bettdecke. Marvin Gaye. Das Album gehörte Jesse. Mir dröhnte der Kopf. Das konnte nicht sein. So was würde er mir nicht antun. Mit zu Schlitzen verengten Augen starrte ich auf den Monitor. Bitte nicht Harley, bitte nicht …
    Die Decke erbebte und flog zur Seite. Eine Frau richtete sich auf, und ihre Brüste wogten spektakulär ins Bild.
    »Ja, Baby. Gib’s mir.«
    »Taylor, du Miststück!«, fluchte ich.
    »Ich reite dich zu. Besorg es mir, du starker Hengst.«

    Sie hatte sich ein Bandana um den Hals gebunden und trug zwei sechsschüssige Revolver. Sonst nichts. Billy the Kid. Sie hob den Arm und schwang ihn wie ein Cowboy auf einem ungebärdigen Mustang.
    Ein Stöhnen riss mich aus meiner Erstarrung. Mein Blick wanderte von Taylors kreisenden Brüsten zu dem Mann, der unter ihr keuchte. Er war an die Bettpfosten gefesselt. Ich fühlte mich merkwürdig erleichtert. Das konnte nicht Jesse sein, der hätte sich niemals die Arme fesseln lassen. Also war es wohl Ed Eugene, und ich hatte schon viel zu viel gesehen.
    »Oh. Oh …« Taylor geriet in lautstarke Ekstase.
    »Weiter, Cowgirl«, stöhnte der Mann. Er atmete schwer. »Gib mir die Sporen. Dale war ein böses Pferd.«
    Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Special Agent Dale Van Heusen vom FBI. Der Mann, der noch nicht einmal in die Knie ging, weil er sich nicht die Bügelfalten ruinieren wollte.
    Taylor hopste wild auf und ab. »Du böser Junge! Taylor wird kommen und dich bestrafen müssen.«
    Der böse Junge alias Agent Dale Van Heusen bockte unter ihr. Und dann wieherte er tatsächlich.
    Ich klatschte mir die Hand vor den Mund. Hastig schnappte ich mir die Maus und

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