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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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das Fenster war eine Gestalt vor der Tür zu erkennen. In der Einfahrt parkte ein Toyota Pick-up.
    Adam, verschwinde da!
    Dann hörte ich den Schlüsselbund im Gang.
     
    Ich hetzte zur Tür. Jetzt hieß es schnell sein. Ohne mich noch einmal umzudrehen, flitzte ich durch den Gang.
    »He, Sie da …«, rief Len mir nach.
    Ich rannte weiter, durch die Sicherheitstür in die Lobby. Die Schlüssel hinter mir klirrten wie ein Glockenspiel. Ich stürzte nach draußen und raste zu meinem Auto. Als ich mit quietschenden Reifen vom Parkplatz fuhr, sah ich im Rückspiegel, wie der Wachmann meine Nummer notierte.
    Auch schon egal. Ich steckte sowieso bis zum Hals in der Sache drin.
    Ich musste unbedingt zu Kenny Rudenski. Rudenski junior arbeitete mit I-Heist zusammen. Falls Adam versuchte, ihn zur Rede zu stellen, konnte es für ihn gefährlich werden. Sehr gefährlich. Ich raste durch Goleta und lenkte auf den Freeway. Nach zwanzig Minuten hatte ich das elegante Villenviertel in den Vorbergen erreicht. Ich packte das Lenkrad fester, trat auf die Bremse und schleuderte um die letzte Spitzkehre. Vor dem Hintergrund der Berge erhob sich im goldenen Sonnenlicht Rudenskis Villa: Mistryss.

    Adams Pick-up war verschwunden.
    Ich verlangsamte das Tempo, um auf das Grundstück einzubiegen, überlegte es mir aber anders. Das Webcam-System informierte Kenny Rudenski über eventuelle Besucher. Wenn sich das Fenster automatisch auf dem Monitor im Büro öffnete, erschien es vielleicht auch auf einem Laptop. Ich wollte nicht, dass jemand von meiner Anwesenheit erfuhr. Während ich noch überlegte, bemerkte ich, dass das Garagentor offen stand. Der Porsche war verschwunden.
    Mittlerweile hatte ich nichts mehr zu verlieren. Also setzte ich alles auf eine Karte.
    Ich wendete und steuerte wieder bergab, bis ich an eine Abzweigung kam. Von dort führte ein Fußweg zu dem Hang hinter dem Haus. Ich stellte den Wagen ab und folgte dem Pfad. Nach einer Weile schlug ich mich seitwärts in die Büsche und kletterte einen Hang hinauf, der so steil war, dass ich mich an Grasbüscheln hinaufziehen musste. Außer Atem erreichte ich den Kamm des Hügels, wo ich hinter einem Baum in Deckung ging. Von meinem Versteck aus musterte ich die Rasenflächen.
    Im Haus war keine Bewegung zu entdecken, nur in der Küche brannte Licht. Ich joggte über den Rasen am Pool entlang zur Küchentür. Sie war nicht abgeschlossen.
    Da Rudenski sonst solch ein Sicherheitsfanatiker war, erledigte er vermutlich nur schnell etwas. Oder er musste sich um einen Notfall kümmern. Ansonsten hätte er das Haus nicht unverschlossen gelassen. Falls es sich um eine Besorgung handelte, war er bestimmt gleich wieder da.
    Ich schlich mich in die Küche, schnappte mir ein Geschirrtuch von der Arbeitsfläche und hastete durch den Gang, bis ich auf das Arbeitszimmer stieß. Dort drapierte ich das
Geschirrtuch über der Webcam, schloss die Jalousien und setzte mich an den Computer.
    Ich startete eine Suche nach »Segue«.
    Zwei Treffer. Der Rechner ging online und rief eine Internetauktion auf. Es lief mir eiskalt über den Rücken.
    Das war keine normale Auktionssite, sondern eine morbide Ecke des Internets, die sich auf Todessouvenirs spezialisiert hatte. Gebote, verbleibende Zeit bis zum Ende der Auktion – alles wirkte ganz normal. Nur dass es sich bei den versteigerten Objekten ausschließlich um Andenken an verstorbene Prominente handelte. Der Filmstar, der in seinem Pool ertrunken war. Der Footballspieler, der die Kurve zu schnell genommen hatte. Die Rhythm-and-Blues-Sängerin, deren Maschine in einem Hagelsturm abgestürzt war.
    In einem separaten Fenster wurden Rudenskis Gebote automatisch verfolgt. Mir wurde ganz schlecht, als ich die Liste las.
    Yazminh/persönlicher Besitz vom Unfallort … USD 47.500
    Bobby Kleig/Ferrarri-Bremsscheibe … USD 29.650
    Alaska Air/Verschiedenes … USD 74.900
    Das waren keine normalen Andenken, sondern Reliquien, Erinnerungen an den gewaltsamen Tod, der die Sängerin, den Quarterback und Passagiere und Besatzung des Alaska-Airline-Jets ereilt hatte, der achtzig Kilometer von hier vor Point Mugu ins Meer gestürzt war.
    Kenny Rudenski war krankhaft veranlagt.
    Ich fühlte mich wie in einer eisigen Gruft, wenn ich daran dachte, wie er vor Yvette Vasquez’ Grab gekniet hatte und mit den Fingern über den in Stein gemeißelten Namen gefahren war. Jetzt fiel mir auch wieder ein, wie unruhig er beim Anblick des Rollstuhls geworden war. Er war davon

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