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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Büro. Am Automat warf ein Wachmann Münzen in den Schlitz. Er nickte uns zu.
    Der Schreibtisch von Kennys Vorzimmerdame war nicht besetzt. Wenn ich Glück hatte, war Kenny selbst auch schon weg. Während Amber weitertrippelte, blieb ich stehen, klopfte und öffnete die Tür. Das Licht war aus. Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. Dann schaute ich mich um. Es roch nach Aftershave und Tennisbällen. Der Computermonitor war dunkel. Ich setzte mich an den Schreibtisch.
    Was jetzt? Ich öffnete ein paar Schubladen. Stifte, Gummibänder, eine Flasche Rum. Das war sinnlos.
    Vor der Tür klirrte ein Schlüsselbund. Ich fuhr zusammen. Die Klinke wurde gedrückt, und ein Wachmann erschien.
    »Was tun Sie hier?«
    Mein Puls raste. Nur nichts anmerken lassen, Delaney.
    »Ich suche nach einem Zettel, damit ich Kenny eine Nachricht hinterlassen kann.«
    Ich wühlte im Schreibtisch und fand tatsächlich einen Block. Unter dem wachsamen Blick des Mannes nahm ich einen Stift aus dem Halter auf dem Schreibtisch. Leider rührte sich der Kerl nicht von der Stelle. Mist!
    Hinter ihm tauchte Amber auf. Er drehte sich um. Sie lächelte, und er richtete sich plötzlich sehr gerade auf und zupfte seinen Gürtel zurecht.
    Sie warf mir über seine Schulter einen Blick zu. »Ist der Junior nicht da?«

    »Ich schreibe ihm gerade eine Nachricht.« Ich war die geborene Lügnerin.
    »Okay.« Sie sah den Wachmann an. »Len, kannst du mir helfen, das Zeug zum Auto zu tragen?«
    »Klar doch.«
    Die beiden entschwanden und ließen die Tür offen. Ihre Stimmen wurden leiser. Nur Lens Schlüsselbund klirrte noch im Gang.
    Wie lange hatte ich? Im Schreibtisch war nichts zu holen. Was ich suchte, musste sich auf Kenny Rudenskis Computer befinden. Ich tippte gegen die Tastatur, und der Monitor erwachte zum Leben.
    Passwort eingeben. Verdammt. Der Cursor blinkte höhnisch.
    Ich überlegte fieberhaft. Rudenski junior war nicht dumm, aber überheblich. Ich hob die Tastatur an und hoffte, dass er das Passwort dort festgeklebt hatte. Fehlanzeige.
    Wenn ich auf die Dateien zugreifen wollte, musste ich das Passwort wohl erraten. Zum Glück wusste ich aus den Recherchen für meine Bücher, dass ich gute Chancen hatte. Passwörter haben normalerweise sechs bis acht Zeichen. Die meisten Menschen wählen unsichere Passwörter wie die Namen ihrer Kinder, Haustiere oder ihre Hobbys, weil sie leicht zu merken sind.
    Allerdings musste ich davon ausgehen, dass ich höchstens drei Versuche hatte. Wie konnte ich das Feld einschränken? Zunächst einmal musste ich eruieren, wie viele Zeichen vorgeschrieben waren. Kenny Rudenski würde diese Information nicht herumliegen lassen, dafür war er zu gewieft.
    Ganz im Gegensatz zu Amber.
    Würde die Zeit reichen?

    Ich rannte zur Lobby, klemmte ein Stück Papier in die Sicherheitstür, damit sie nicht ins Schloss fiel, und stürzte zur Rezeption. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass der Wachmann draußen immer noch mit Amber flirtete. Die beiden hatten keine Ahnung, dass sie kurz davor standen, ihren Job zu verlieren.
    Ich hob Ambers Tastatur an, fuhr mit der Hand unter dem Monitor, dem Schreibtisch und dem Stuhl entlang. Nichts. Noch ein Blick nach draußen. Amber stieg gerade in ihr Auto.
    Dann entdeckte ich den kleinen Plüschfrosch direkt neben dem Monitor. Volltreffer. An seinem Hintern klebte ein Post-it. Dazzl*ng. Zurück in Kennys Büro.
    Das Passwort hatte eine Länge von acht Zeichen. Vermutlich musste eines davon eine Zahl oder ein Sonderzeichen sein.
    Was wusste ich über Kenny Rudenski? Was mochte er? Sich selbst. Kokain. Schmutziges Geld, Sex, Autos.
    Ich gab McQueen1 ein.
    Passwort falsch.
    Nächster Versuch. Carrera*.
    Passwort falsch.
    Der Porsche, der Porsche war seine große Leidenschaft. Mir fiel das Wunschkennzeichen ein. Mit den Fingern zählte ich die Zeichen. Und tippte los.
    2KPSECUR.
    Der Bildschirm leerte sich. Ich war drin.
    Eine neue Eingabeaufforderung erschien. Mir fiel ein, dass Jax von verschiedenen Sicherheitsstufen gesprochen hatte. Das erste Passwort gewährte nur Zugriff auf unkritische Dateien. Für den Zugriff auf vertrauliche Dokumente war ein zweites Passwort erforderlich.

    Der Cursor blinkte mich an.
    Ich setzte auf Rudenskis Überheblichkeit. Vermutlich konnte er sich nicht vorstellen, dass jemand überhaupt so weit kam, und hatte sich daher für die bequemste Lösung entschieden.
    Ich betätigte die Return-Taste.
    Und war drin. Auf dem Bildschirm tauchte eine Meldung auf.

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