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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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die Stadt…. aber dann könnte sie nicht pünktlich…
    »Kommen Sie doch herein, Frau Vogt«, unterbrach ich ihre Tirade, »meine Kinder sind Reißwölfe, und Gummiband dürfte mit das einzige sein, was ich immer vorrätig habe.«
    »Nein, nein«, sagte sie erschrocken, »ich will Ihnen keine Mühe machen, und mit den Schuhen bin ich gerade erst durch unseren Garten gelaufen. Wir haben es ja auch beide eilig.«
    Während ich im Nähkasten herumsuchte und ein Sortiment Gummibänder verschiedener Breiten zusammenstellte, unterhielt sie mich durch die weit offenstehende Haustür mit ihren Vermutungen über Isabell Gundloffs »neuen Herrn«. Hoffentlich hielt die sich nicht gerade in der Küche auf. Oft genug schon hatten wir Beweise für die Hellhörigkeit unserer Häuser erhalten.
    Ich lief zurück zu Frau Vogt und drückte ihr meine Ausbeute in die Hand. »Irgend etwas Passendes wird schon dabei sein!«
    »Aber so viel brauche ich doch gar nicht, mir würde ja schon dieses graue Stückchen genügen, es wird auch die ungefähre Länge…«
    »Nun nehmen Sie schon alles mit und suchen zu Hause das Richtige heraus. Den Rest können Sie mir ja morgen zurückgeben.«
    »Auf keinen Fall! Ich werde Karsten herschicken, sobald ich… «
    »Nicht nötig!« winkte ich ab, »heute brauche ich es bestimmt nicht mehr.« Dann schloß ich nachdrücklich die Tür.
    Aufatmend tauchte Rolf aus der Küche auf. »Na endlich! Ich dachte schon, die geht überhaupt nicht mehr! Aber sie gehört ja auch zu den Frauen, die zwanzig Minuten vor der Tür schwatzen, weil sie keine Zeit haben, hereinzukommen. Jedenfalls hat sie in mir den Wunsch verstärkt, einen geruhsamen Nachmittag zu Hause zu verbringen.«
    »Du könntest ruhig auch mal über deinen Schatten springen!« sagte ich wütend. »Wie sieht das denn aus, wenn ich als einzige ohne Mann komme?«
    »Sehr emanzipiert«, grinste der Gatte und schlappte auf die Terrasse, wo er sich im Liegestuhl häuslich einrichtete. Ich ging nach oben und schlief prompt in der Badewanne ein. Erst als Rolf ins Bad polterte und mir mitteilte, daß Obermüllers mich abholen wollten, wurde ich wieder munter. Aber dafür übertraf ich mich selbst. Schon nach zwanzig Minuten war ich fertig und bereit, mich ins Vergnügen zu stürzen.
    Obermüllers saßen im Wohnzimmer, tranken Sherry und warteten geduldig. »Wer schläft, sündigt wenigstens nich«, sagte Hans und erhob sich galant.
    »Bleib sitzen, trink aus, und dann laßt uns gehen. Es tut mir leid, daß ich so spät dran bin, aber ich kann’s jetzt nicht mehr ändern.«
    »Janz ejal, wie man et macht, verkehrt is et sowieso immer. Kommste zu früh, denn biste übereifrig. Kommste pünktlich, denn heißt et, du bist’n Pedant. Kommste zu spät, denn sagen se, du bist arrogant, und wenn du überhaupt nich kommst, denn haste keene Manieren!« Zögernd fügte er hinzu: »Muß ick denn unbedingt welche haben? Ick würde nämlich viel lieber hier sitzen bleiben. Die Flasche is ooch noch fast voll.«
    »Du kommst mit!« befahl Dorle.
    »Viel Spaß«, wünschte Rolf, »und vergiß nicht, ich erwarte Geschäftsbesuch aus Belgien.«
    »Wat denn«, empörte sich Obermüller. »Nich jenuch, det dein Mann sich einfach drückt, jetzt willste ihn ooch noch entschuldijen?«
    »Er kommt ja später nach«, behauptete ich und schob den protestierenden Obermüller zur Tür hinaus. Auf dem Weg zu Körngens sammelten wir noch Frau Heinze ein. Einigkeit macht stark, und also sahen wir gefaßt dem Kommenden entgegen.
    Körngens Haustür war halb geöffnet. Stimmengewirr sagte uns, daß wir wenigstens nicht zu den Übereifrigen gehörten. Dorle drückte auf die Klingel. Sofort verstummte das Gemurmel, die Tür öffnete sich in voller Breite, und vor uns stand das Silberpaar. Es sah wahrhaft majestätisch aus – vor allem die Braut. Das vormittägliche Abendkleid hatte sie gegen ein nachmittägliches ausgewechselt, diesmal in Korallenrot, aber das Krönchen trug sie immer noch. Ihrem Mann hatte sie ein Silbersträußchen ans Revers gesteckt. Ein bißchen seltsam sah es zu dem Smoking ja aus, aber es paßte haargenau zu dem silberfarbenen Ziertaschentuch.
    »Ach, wie reizend, daß Sie an unseren Ehrentag gedacht haben«, freute sich die Silberbraut scheinbar überrascht und hatte offenbar vergessen, daß sie seit Wochen von nichts anderem mehr geredet hatte.
    »Wirklich, ganz reizend«, echote der Bräutigam und verschwand in den Hintergrund, um uns die Wohnzimmertür

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