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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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verlassen und uns reihum ihre Hand vorzeigen, damit wir alle den Ring bewundern konnten. Bewundernswert war er wirklich: ein großer Rubin, umgeben von kleinen Brillanten und eingefaßt in Weißgold. Einfach herrlich.
    Väterchen erhielt eine goldene Armbanduhr, die er nur zögernd gegen seine bisherige auswechselte. Nachdem er solchermaßen seine Pflicht erfüllt hatte, warf sich Detlev in einen Sessel, orderte Bier und »was zwischen die Zähne« und ließ sich bestaunen. Als das allgemeine Schweigen peinlich zu werden begann, ergriff Frau Heinze das Wort:
    »Wie schön, daß Sie doch noch gekommen sind. Ihre Mutter hat schon den ganzen Nachmittag auf Sie gewartet.«
    »Humpf!« kaute Detlev. »Sie weiß ja, daß ich abends nicht wegkann. Heute nachmittag konnte ich auch nicht. Muttchen, gib mir mal noch’n Kaviarbrötchen! Ich wäre ja früher gekommen, aber die Lilo hat Sperenzchen gemacht. Ich hab’ sie erst zusammenstauchen müssen!«
    Dann wandte er sich wieder an Frau Heinze: »Wissen Sie, es ist nämlich so: Ich hab’n Laden, wo ich drin für Ordnung sorgen muß. So’n paar Mädchen gehören auch dazu, und mit denen gibt es manchmal Knies.«
    Frau Heinze nickte etwas ratlos. Wahrscheinlich überlegte sie, um welche Art von Laden es sich handeln mochte. Mir war das ziemlich klar. Besitzer gutgehender Nachtbars pflegen selten zu den armen Leuten zu gehören und können sich kostspielige Geschenke leisten.
    »Wo liegt denn Ihr Lokal? In der Altstadt?« fragte Heinze interessiert. Zum heimlichen Zorn seiner Frau mußte er gelegentlich mit erlebnishungrigen Kunden durch das Düsseldorfer Nachtleben ziehen, und nun erhoffte er sich wohl eine Bar, in der er Vorzugspreise erwarten konnte.
    »Ne, nicht in der Altstadt«, berichtete Detlev. »Hinterm Bahndamm. Is nicht sehr groß, aber wirklich gute Kundschaft.«
    »Ich glaube, die Gegend kenne ich gar nicht«, überlegte Heinze. »Wie heißt denn das Lokal?«
    »Fledermaus«, sagte Detlev und köpfte eine neue Bierflasche. Friese schüttelte den Kopf. »Noch nie gehört. Dabei habe ich immer geglaubt, ich kenne die ganzen Nepplokale.« Auch er verfügte über einschlägige Erfahrungen in den Vergnügungsvierteln.
    »Nepp gibt’s bei mir nicht! Wir haben solide Preise, und die Damen sind alle erste Klasse!«
    »Ist gemacht! Nach dem nächsten Kegelabend gucken wir mal bei Ihnen rein!« versprach Friese. »Muß ja nicht immer Altstadt sein. Unsere Frauen haben sich sowieso schon beschwert, weil sie bereits alle Kneipen kennen.«
    Detlev zögerte. »Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie ohne Ihre Frauen kämen.«
    Dorle gluckste verstohlen, und auch mir ging langsam das richtige Licht auf. Heinze und Obermüller wechselten verstehende Blicke, und über Frieses Gesicht zog ebenfalls ein Leuchten. Nur Frau Heinze war noch ahnungslos. »Wie viele Bardamen sind denn bei Ihnen angestellt? Man hört doch immer, daß die meisten von ihnen grundanständige und sehr solide Frauen sind. Stimmt das eigentlich?«
    Da konnte ich einfach nicht mehr! Ich brach in ein schallendes Gelächter aus, Dorle fiel ein, und dann wurden auch die anderen angesteckt. Sogar Detlev grinste.
    »Hab’ ich was Falsches gesagt?«
    Frau Heinze ahnte noch immer nichts. Mit einem Seitenblick auf Straatmanns, die unseren Heiterkeitsausbruch mit verständnislosem Lächeln verfolgten, flüsterte Heinze seiner Frau etwas ins Ohr. Sie bekam Augen wie Teetassen, nickte und platzte dann mit ungläubigem Staunen heraus: »Na so was – einen Zuhälter habe ich mir immer ganz anders vorgestellt! Aber ich habe ja auch noch nie einen kennengelernt.«
    In diesem Augenblick betrat Frau Körngen das Zimmer. Sie hatte Getränkenachschub geholt und von der ganzen Unterhaltung glücklicherweise nichts mitbekommen. Zufrieden lächelte sie. »Ich freue mich ja so, daß Sie sich alle so gut unterhalten! Nun ist es doch noch ein richtig schöner Abend geworden!«
    Trotzdem hatten wir es plötzlich alle eilig. Innerhalb von wenigen Minuten verabschiedeten wir uns, bedankten uns artig und machten, daß wir hinauskamen. Nur Straatmanns blieben noch, aber in ihrem Urwald hatten sie wohl auch keine Gelegenheit gehabt, Kenntnisse über die verschiedenen Zweige der Vergnügungsindustrie zu sammeln.
    »Ick jloobe, die Mutter weeß jarnich, uff welche Weise ihr Sohn det Jeld verdient«, sagte Obermüller, nachdem wir uns endlich beruhigt hatten und nicht mehr von Lachsalven geschüttelt wurden. »Die betet dieset Riesenbaby doch

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