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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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nördlich von hier einfallen würde. Es wäre oberhalb der Wipper entlanggezogen und wollte den Heerweg nutzen, der an Runibergun vorbeiführt. Er zieht sich durch eine enge Schlucht die Hainleite hinauf. Dort wollten sie die Franken erwarten und schlagen.“

    „Du kennst diesen Weg, Gunde!“, fiel Bertafrid aufgeregt ein. „Als wir an Herminafrids Hof gebracht wurden, mussten wir absteigen und zu Fuß gehen, weil die Wagen trotz der zusätzlichen Pferde zu schwer wurden, weißt du nicht mehr?“
    „Ja, die steile Schlucht! Ein idealer Ort, um ein Heer aufzuhalten!“
    „Doch sie kamen zu spät! Die Franken, die von einem ihrer Könige geführt wurden, hatten die Enge bereits passiert. Die Schlacht fand in der Ebene direkt vor Runibergun statt.“
    Besa stellte sich stöhnend auf die Füße. Sie hatte zwar kurze, aber sehr kräftige Knochen. Sie schienen alle heil zu sein.
    „Sie wurden niedergemetzelt, die Hälfte der Krieger starb unter der Übermacht der Fremden. Mit Müh und Not konnten Herminafrid und seine Leibwache fliehen. Völlig erschöpft kamen sie letzte Nacht hier an.“
    Bertafrid flüsterte mit Abscheu in der Stimme: „Herminafrid sagte, die Franken haben das Heiligtum zerstört!“
    Sie blickte Besa fragend an. „Das ist nicht wahr?“
    Doch die Zwergin nickte. „Sie haben alles niedergebrannt, Altäre, die Götterbilder und Opferstöcke. Selbst unsere toten Krieger warfen sie in die Flammen.“

    Sie sah im Geiste die hohen Palisadenzäune, die das uralte Heiligtum umgaben. In Richtung der Sommer- und Wintersonnenwende ließen Lücken im Zaun die Strahlen der aufgehenden Sonne einfallen, so dass die Priester die Jahreszeiten genau bestimmen konnten.
    Bertafrid war zur Tür geschlichen. „Es steht einer draußen, mit Schwert und kurzem Messer!“, flüsterte er.
    Sie betrachtete die schiefen Wände der Hütte. „Wir werden versuchen, die Rückwand einzureißen und am Wall entlang zu verschwinden.“
    Ihr Bruder nickte eifrig und begann, den bröckelnden Lehm von dem Gerüst aus Weidenruten zu kratzen. Es war eine leichte Aufgabe. Die Ruten waren schnell freigelegt und gaben zum Teil schon von selbst nach. Bald hatten sie ein ausreichend großes Loch geschaffen.
    Sie wollte als Erste hindurchschlüpfen, als Besa sie am Arm zurückhielt. „Horch!“
    Außerhalb der Wälle schwoll ein dumpfes Geräusch an, das wie ferner Donner klang, doch beständig lauter wurde. Sie sahen sich einen Moment lang fragend an, dann strich die Angst über ihre Gesichter und setzte sich in ihren Herzen fest.

    „Die Schlacht beginnt!“, raunte Besa und das Entsetzen entstellte ihre Stimme. Nun konnten sie die Burg nicht mehr verlassen. Still kletterten sie durch die Öffnung und liefen an den Palisaden entlang. Es regnete jetzt stärker. Auf den Wehrgängen drängten sich einzelne Soldaten und Frauen, die das Geschehen verfolgten. Noch waren die beiden Heere nicht aufeinandergetroffen, noch waren nur das Trommeln tausender Pferdehufe und das fremdartige Brüllen der angreifenden Krieger zu hören. Jetzt kam ein weiteres Donnerbrausen hinzu, die Erde unter ihren Füßen begann zu beben. Das Heer Herminafrids, das unterhalb der Burg Aufstellung genommen hatte, setzte sich in Bewegung. Sein Kriegsgeschrei klang vertraut, aber dennoch furchterregend. Der Sturm aus Geräuschen steigerte sich zum Orkan. Bertafrid begann zu weinen. Radegunde blieb stehen und nahm ihn auf den Arm. Sie sah, dass Besa hinter ihr zitterte. Wohin sollten sie gehen?

    Mit einem krachenden Geräusch, als wolle der Himmel auf die Erde stürzen, trafen die Heere aufeinander. Tausendfache Triumphschreie mischten sich mit Schmerzensrufen und dem wilden Wiehern der Pferde. Metall klang auf Metall, Hufe stampften auf dem nassen Boden. Vom Wehrgang herunter drangen Schreckenslaute und Kommentare der Wachsoldaten.
    „Seht, Iring führt die Unseren!“
    „Oje, dort hinten weichen sie bereits zurück!“
    „Das ist eine List, um die Franken zu täuschen!“
    Sie sah sich um. Sie mussten bis zum Waffenlager kommen, dort konnten sie vielleicht Germar finden. Tatsächlich beachtete die drei niemand. Wer nicht oben stand und die Schlacht beobachtete, der hatte wichtige Aufgaben zu erledigen. Einige ältere Frauen brachten in großen Kesseln Wasser zum Kochen, das den Angreifern an den Palisaden über den Kopf gegossen werden sollte. Die Jüngeren schleppten Steine auf den Wehrgang, die als Wurfgeschosse verwendet werden konnten.
    Das Waffenlager war

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