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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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leer. Sie verzogen sich in die hinterste Ecke und kauerten sich auf einem Rest Stroh zusammen. Bertafrid schlief trotz des Lärms bald darauf ein. Durch ein Loch im Dach tröpfelte Wasser. Besa kühlte damit ihr rechtes Auge.
    Eine Spinne lief über Radegundes Füße und suchte eilig das Weite zwischen den Strohhalmen.
    „Ja, flieh nur, das scheint jetzt beliebt geworden zu sein!“, dachte sie bitter. Ob Amalafrid nach ihr gesucht hatte, bevor sie aufgebrochen waren? Und Amalaberga, war sie vielleicht froh, dass die Kinder Bertachars ihr nicht mehr zur Last fielen? Müde und ratlos lehnte sie den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Das wütende Brausen der Schlacht hüllte sie ein wie eine schwere Decke.
    Weit greifen die Hufe des Schimmels aus, im schnellen Galopp fliegt Amalafrid über die weiten Wiesen, das uralte Heiligtum ist nur ein Schatten zu seiner Rechten. Seine Krieger haben Mühe, ihm zu folgen. Eine dunkle Schlucht am Ende der Hochebene führt schmalbrüstig zwischen felsigen Abhängen hinab ins Tal. Ohne Zaudern sprengt das helle Pferd hinein, als es von den Hängen plötzlich Pfeile hagelt, dichter als der Regen, der im Herbst die Felder weicht. Amalafrid zügelt brutal den Schimmel und zieht blank. Aus dem Wald über den Felsen sprudeln wild aussehende Reiter hervor. Lange Zöpfe und silbrige Helme rahmen struppige Bärte unter blutunterlaufenen Augen ein. Es sind viele, viel zu viele. Amalafrid reitet direkt auf sie zu. Oben auf der Ebene lodern Feuer. Dichter Rauch drängt in die Schlucht. Flieh, Amalafrid, rette wenigstens dein Leben! Sie schreit ihm zu, doch ihre Zunge gehorcht nicht, kein Laut dringt aus ihrer Kehle, nicht einmal ein Krächzen. Stattdessen riecht sie den Rauch, er brennt im Hals und in der Nase, das Atmen wird zur Qual.
    „Radegunde, wach auf!“ Besa schrie ihr panisch ins Ohr und schüttelte sie hart.
    „Es brennt! Wir müssen hier raus!“
    Verwirrt sprang sie auf die Beine und sah sich hustend um. Das Schilfdach über ihnen brannte an einigen Stellen. Dicke Rauchschwaden drangen aus den unteren Strohschichten und sanken langsam herab. Darüber hörten sie kräftiges Knistern und ab und zu ein Fauchen, wenn der Wind die Flammen nährte.
    Bertafrid schlief zu ihren Füßen im Stroh. Sie zog ihn hoch und legte ihn sich über die Schulter. Besa lief bereits in Richtung Tür. Das Feuer hatte noch nicht auf die Wände übergegriffen, so dass sie unbeschadet hinausgelangten.
    Auf dem Hof war die Hölle los. Von der Zisterne her versuchten zahlreiche Frauen eine Eimerkette zu bilden, die immer wieder von kreuz und quer laufenden Männern gestört wurde. Dutzende von Brandpfeilen sausten über die Wälle und blieben zischend in den Strohdächern stecken, wo sie genügend Nahrung fanden. Zwar hatte der Regen die obersten Schilfhalme durchnässt, doch das verhinderte nur eine noch schnellere Ausbreitung der Flammen. Meist schwelten die Brände in tieferen Schichten der Deckung und trockneten das feuchte Stroh zunächst von unten. Nachdem die getroffenen Dächer zuerst stark qualmten, brannten sie nach einer Weile umso schneller ab.
    Bertafrid war erwacht und sah sich verstört um. Sie brachte die beiden zur Zisterne und hieß sie warten. „Ich helfe mit in der Eimerkette. Rührt euch nicht von der Stelle! Ich hole euch hier wieder ab!“ Bevor Besa protestieren konnte, war sie verschwunden, um sich einen Eimer zu suchen.
    Das Zentrum der Burg hatte das Feuer noch nicht erreicht. Hier organisierten einige Frauen und Männer die Sicherung der Vorräte. Fleisch und Gemüse waren in Erdgruben untergebracht und relativ sicher. Aber das Getreide in den hochbeinigen Speicherhütten musste vor Feuer geschützt werden. Sie deckten die Schilfdächer mit Lederhäuten ab, um den Flammen keine Nahrung zu bieten. Die lehmverschmierten Flechtwände würden nicht so schnell Feuer fangen.
    „Wir brauchen mehr Häute!“, rief ein älterer Knecht mit zahlreichen Narben im Gesicht und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Hey, Mädchen! Komm her, du kannst uns helfen!“
    Und so schleppte sie mit den Männern Felle und Häute aus dem Lager der Gerber herüber und reichte sie nach oben.
    Als sie zum dritten Mal mit etlichen Kuhhäuten auf dem Rücken über den schlammigen Hof lief, sah sie eine Gestalt suchend von Hütte zu Hütte schleichen. Gorrik!
    Sie duckte sich unter ihre Last und rannte zum Getreidelager hinüber. Hatte er sie gesehen?
    Während sie die Häute verteilte, hörte sie,

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