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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Er war sofort tot.“
    Der Met-Krug fiel zu Boden und zerbrach. Die süße Flüssigkeit ergoss sich über die Lederstiefel und die Sandalen des Mönches.
    Der Hauptmann sprang auf. „Was soll das?!“, brüllte er.
    Besa wollte auffahren und Radegunde zu Hilfe eilen, stieß dabei mit lautem Krachen unter die Tischplatte. Sie ignorierte den Schmerz. In dem herrschenden Durcheinander gelang es ihr, den Anschein zu erwecken, aus der Küche zu kommen.
    „Ich räume das auf, Herr, sofort!“ Sie wuselte mit dem Lappen über seine Schuhe und drängte dabei mit ihrem Hinterteil Radegunde beiseite, die wie erstarrt neben dem fluchenden Hauptmann stand.
    „Schert euch raus, allesamt!“ Sigimers Gesicht färbte sich rot.
    Besa klaubte die Scherben zusammen und zerrte Radegunde hinter sich her zur Tür. Draußen vorm Fenster stand Bertafrid. Er war blass.
    „Du hast es gehört?“, fragte Radegunde.
    Er nickte. „Ich habe am Fenster gelauscht!“
    In diesem Moment öffnete sich die Tür erneut und Sigibald kam herausgestolpert. Sein Vater hielt ihn am Ohr gepackt. „Was fällt dir ein, Bengel? Das hat noch ein Nachspiel!“ Dann flog die Tür krachend wieder zu.
    Sigibald rieb sich das Ohr und grinste verlegen. „Ich musste niesen, sonst hätte er mich nicht gefunden. Es tut mir leid, das mit eurem König, wirklich!“
    „Ich hab es doch gleich gesagt! Es war eine Falle!“, knurrte Besa.
    „Wir müssen herausfinden, wer es getan hat!“, sagte Bertafrid. „Wir sollten den Boten fragen.“
    „Er sagte, niemand wüsste, wie es geschah!“, erinnerte Sigibald.
    „Natürlich wird keiner zugeben, ihn heruntergestoßen zu haben, wozu auch? Aber vielleicht weiß der Bote, wer mit Herminafrid auf der Mauer war!“, sagte Radegunde.
    „Dann werden wir ihn fragen!“, beschloss Besa. „Ich weiß auch schon, wie!“
    Nach der Abendmahlzeit beobachteten Radegunde und Bertafrid den Boten genau. Sobald er sich erhob, um sein Quartier aufzusuchen, verließen sie eilig die Halle und Bertafrid rannte über den Hof davon. Als der fremde Soldat vor die Tür trat, begann Radegunde zu rufen.
    „Bertafrid, komm sofort her, du Bengel!“
    „Ist er Euch entwischt?“, fragte der Bote mitfühlend.
    Sie seufzte. „Er hat so viel Dummheiten im Kopf, ich kann ihn nicht bändigen.“
    Als der Soldat weitergehen wollte, bat sie ihn: „Würdest du mich über den Hof begleiten? Ich fürchte mich allein im Dunkeln. Und ich muss ihn unbedingt finden!“
    Wenn der Mann sich über diese ungewöhnliche Bitte wunderte, dann ließ er es sich nicht anmerken. „Selbstverständlich.“
    Sie schritten in Richtung Soldatenquartier. Die hereinbrechende Nacht war kühl, der Herbst lag bereits in der Luft.
    „Gewiss hofft er, einen Blick auf deine Waffen werfen zu können. Wie alle Jungen in seinem Alter ist er sehr interessiert an solchen Dingen.“
    „Ihr meint, Euer Bruder ist in der Hütte der Krieger?“
    „Es könnte sein. Er will selbst einmal in den Dienst des Königs treten und übt schon den Umgang mit Waffen. Bist du ein enger Vertrauter unseres Königs, Soldat?“
    „Nennt mich Karol. Ich gehöre zur Leibwache Chlothars und kenne ihn ganz gut. Warum fragt Ihr?“
    „Mein Vetter steht im Dienste König Herminafrids. Ich wüsste zu gern, wie es um das Gefolge des Königs steht. Werden sie zurückreiten nach Thüringen?“
    „Wer ist Euer Vetter? Vielleicht kenne ich ihn?“ Der Soldat wurde neugierig.
    „Ach, Giso ist nur ein einfacher Bursche, man übersieht ihn schnell. Warst du dabei, als König Herminafrid von der Mauer stürzte?“ Sie hoffte, dass er den jähen Themenwechsel nicht verwunderlich fand, doch das Quartier der Soldaten kam näher und sie musste sich beeilen.
    „Nein, ich hatte keinen Dienst und war in meiner Stube.“
    „Wer war denn mit dem König auf der Mauer?“
    „König Chlothar und einige Männer der Wache, wohl auch ein oder zwei Vertraute des Thüringerkönigs. Doch warum wollt Ihr das so genau wissen?“ Er blieb stehen und betrachtete sie im Licht der Fackel, die an der Hütte den Weg wies. „Wer seid Ihr überhaupt? Eine Vertraute der Thüringer Prinzessin?“
    „Etwas in der Art“, murmelte sie. „Ich glaube, ich suche jetzt meinen Bruder. Hab Dank für deine Hilfe, Karol!“
    Sie ließ den verdutzten Mann einfach stehen und trat in die Hütte, wo Bertafrid hinter der Tür wartete.
    „Da bist du ja! Kannst du nicht einmal tun, was ich von dir verlange?“, zeterte sie und schleppte den Jungen am

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