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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Soldatenkörper der Verwalter zweimal Platz gefunden hätte.
    Auf der anderen Seite der Tafel schlürfte Bischof Athalbert mit genießerisch gespitzten Lippen seine Hühnerbrühe. Ein großzügig bemessenes Stück Roggenbrot diente ihm als Beigabe. Sorgfältig wischte er damit die Reste der Suppe aus der tönernen Schüssel und ließ seinen wachen Blick über den üppig gedeckten Tisch schweifen.
    Dabei entdeckte er Radegunde und nickte ihr zu.
    „Was ist passiert, ehrwürdiger Bischof?“
    Er hob erstaunt die dichten Augenbrauen, die wie Balken über seinen Augen thronten. „Bist du geradewegs vom Himmel gefallen, dass du nicht weißt, was hier in aller Munde ist?“
    „Nun spannt uns nicht auf die Folter!“, drängte sie.
    Der Gottesmann schob die Suppenschüssel beiseite und beugte sich über den Tisch: „König Theuderich ist tot!“, flüsterte er bedeutungsvoll.
    Sie fragte sich, warum er so geheimnisvoll tat, wo doch ohnehin schon alle davon Kenntnis hatten, dann wurde ihr bewusst, was er gesagt hatte. Sie sog geräuschvoll die Luft ein. „Jesus! Das ist furchtbar!“
    „Nun ja!“, pflichtete der Bischof ihr bei. „Es ergibt sich eine komplizierte politische Situation. Einerseits müssten wohl seine Brüder seinen Teil des Reiches erben und unter sich aufteilen, andererseits ist sein Sohn Theudebert bereits zu mächtig, um nicht selbst Anspruch auf das Erbe zu erheben.“ Nachdenklich starrte er auf das gebratene Ferkel, das in der Mitte des Tisches seine knusprigen Beine in die Luft streckte.
    Sie erinnerte sich an den jungen und stolzen Krieger, der ungeduldig hinter seinem Vater gewartet hatte, als Theuderich sich an ihrem letzten Tag in Skitingi von ihr verabschiedet hatte.
    „Wird es Krieg geben?“
    „Das ist gut möglich.“
    „Aber hat Theudebert denn eine Chance? Immerhin hat er zwei Brüder seines Vaters gegen sich!“ Agnes mischte sich in das Gespräch ein.
    Der Bischof kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Er ist sehr schlau, er wird es mit List versuchen. Und sein Oheim Childebert ist ein recht schwacher Herrscher. Lediglich Chlothar …“ Er schwieg bedeutungsvoll.
    Radegunde war lange genug am Hofe des Frankenkönigs, um zu wissen, dass er den Ruf eines besonders erbarmungslosen Regenten besaß. Doch etwas in der Stimme des Bischofs ließ sie nachhaken. „Was ist mit Chlothar?“
    „Nun – “, der Bischof zögerte und sah sich vorsichtig um. Dann siegte sein Mitteilungsdrang. Er beugte sich erneut über den Tisch und flüsterte: „Es wäre nicht das erste Mal, dass er lästige Erben beseitigt. Sein Bruder Chlodomer, er fiel vor genau zehn Jahren im Kampf gegen den Burgunderkönig Godomar, besaß drei Söhne. Nachdem Chlothar, Childebert und Theuderich das Reich ihres Bruders unter sich aufgeteilt hatten, heiratete Chlothar dessen Witwe Guntheuka. Die konnte sich nicht dagegen wehren, brachte aber immerhin ihre Söhne noch zur Großmutter, wo sie die Jungen in Sicherheit wähnte.“
    „Zu Königin Chrothilde?“
    Athalbert nickte. Er hatte seinen Appetit vergessen und ging in seiner Rolle als Lehrer auf. „Richtig, nur war sie längst keine Königin mehr, denn ihr Gatte, der große König Chlodwig, war bereits viele Jahre tot.“
    „Was geschah mit den Jungen?“, wollte Bertafrid wissen.
    „Chlothar fand sie.“ Der Kirchenmann betrachtete seine Hände und räusperte sich unbehaglich. „Theudebald und Gunthar wurden von ihm erschlagen, Chlodowald konnte fliehen. Er schnitt sich die königlichen Locken ab und fand Aufnahme in einem Kloster. Dort konnte der vor Wut schäumende Chlothar ihm nichts anhaben.“
    Sie hatte das Gefühl, als tauche sie in eisiges Wasser.
    Bertafrids Neugier war noch nicht gestillt. „Lebt er noch immer in diesem Kloster?“
    Der Bischof sah irritiert auf, es kam nicht oft vor, dass er eine Frage nicht beantworten konnte. „Das weiß ich nicht, Junge. Aber warum eigentlich nicht? Nur dort ist er sicher.“
    „Wo ist dieses Kloster?“
    „Also das …“ Athalbert schüttelte genervt den Kopf.
    „In Paris!“, schaltete sich Agnes ein und alle schauten sie verwundert an.
    „Du weißt davon?“, fragte Radegunde.
    Agnes nickte. „Meine Eltern lebten an Chrothildes Hof. Mein Vater starb bei dem Versuch, den beiden jungen Prinzen zu helfen.“ Sie senkte den Kopf und sprach sehr leise weiter. „Meine Mutter fand den kleinen Chlodowald und ließ ihn in dieses Kloster bringen. Ihr Bruder lebt dort.“
    Der Bischof griff mechanisch nach einem

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