Radegunde von Thueringen
ihre Finger glitten über die Schläfen und die Wangen hinab zu ihrem Hals. Dabei sah sie ihr unentwegt in die Augen. Ihr Blick war dunkel und entrückt. Wie aus dem Nichts holte sie plötzlich eine kleine Flasche hervor und goss gelbliches Öl in ihre Hände. Vorsichtig massierte sie ihr die Brüste. Sie war hin und her gerissen. Noch nie hatte eine Frau sie so berührt. Und doch war es angenehm, erinnerte fast an die wenigen glücklichen Momente mit Amalafrid. Die Sklavin fuhr ihr langsam über den Bauch und näherte sich ihrer Scham. Sie wollte ihre Hände abwehren, doch die Frau schüttelte langsam den Kopf und drückte sie zurück in die Kissen.
Ihre kleine dunkle Hand glitt zwischen ihre Beine und bewegte sich gefühlvoll und rhythmisch. In Radegunde kämpfte leichte Panik mit einem aufkeimenden Wonnegefühl.
Auf der anderen Seite der Bettstatt gab Chlothar wohlige Laute von sich. Die zweite Dienerin goss Öl auf seinen Bauch und rieb mit kräftigen Händen.
„Geht jetzt!“, stöhnte er mit belegter Stimme. „Lasst uns allein!“
Wieselflink huschten die beiden Mädchen hinaus.
Chlothar rollte sich herum und drängte sich an sie. „Bist du bereit, meine Schöne?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, griff er ihr zwischen die Beine. Er grunzte zufrieden und richtete sich auf.
Sie widerstand dem Drang, die Beine zusammenzukneifen, und zwang sich, ihn anzusehen. Sein Oberkörper war muskulös, die dunklen Haare auf der Brust glänzten vom Öl. Knapp unter der rechten Schulter leuchtete am Oberarm eine frische Narbe. Sie war schlecht verheilt und schien von einem Schwerthieb zu stammen.
„Nun komm schon!“
Er reckte sich und streckte ihr sein Glied entgegen.
Sie erschrak. Niemals würde es in ihrem Körper Platz finden!
Der Anblick erinnerte sie an Irvin, den prächtigen Hengst ihres Vaters. Sie hatte zugesehen, als er Wisa besprang. Ein Knecht hatte nachgeholfen, weil seine Rute nicht gleich den richtigen Weg fand. Doch Wisa hatte nur nervös ihre Mähne geschüttelt und stillgehalten.
Chlothar schob sich über sie und zwängte ihre Oberschenkel auseinander. Seine Lippen suchten die ihren und Weindunst strömte über ihr Gesicht. Der Bart kratzte an ihren Wangen. Sie schloss die Augen.
„Komm schon!“, flüsterte er rau, dann ruckte sein Unterleib nach vorn.
Ein brennender Schmerz durchfuhr sie und raubte ihr den Atem. Tränen schossen ihr in die Augen. Chlothar bewegte sich über ihr und in ihr wie ein Koloss aus Fleisch und Knochen, er gab Laute von sich, die sie an ein krankes Tier erinnerten. Der Ölduft wurde vom beißenden Geruch seines Körpers verdrängt. Als sie die Lider öffnete, glaubte sie einen Dämon über sich zu sehen. Seine Augen stierten wild und von seiner Stirn tropfte Schweiß in ihr Gesicht.
Sie wandte den Kopf zur Seite und fand nur einen Gedanken: Es soll aufhören, es soll endlich aufhören.
Schließlich drang ein Röhren aus seiner Kehle und er sackte zusammen. Sein schweißnasses Gesicht grub sich an ihre Schulter, sein Körper erdrückte sie fast.
Eine kleine Ewigkeit später grunzte er etwas Unverständliches, rollte sich zur Seite und begann kurz darauf zu schnarchen.
Sie fühlte nasse Klebrigkeit zwischen ihren Schenkeln. Leise stand sie auf. In einer Ecke fand sie das Nachtgeschirr und eine Schüssel mit Wasser. Sie hockte sich darüber und spülte sich Blut und Schleim von der Haut. Das kühle Nass linderte auch den brennenden Schmerz. Doch die Demütigung konnte das Wasser nicht fortspülen.
Zitternd suchte sie ihre Kleider und kroch in das leinene Unterhemd. Dann wickelte sie sich in ihren Umhang und schlich zur Tür. Draußen auf dem Gang schlief eine kleine Gestalt zusammengerollt auf einem Schaffell – Besa! Behutsam schlich sie vorbei. Ihre Schritte brachten sie wie von selbst zur Kapelle.
In der kleinen Kirche brannte kein Licht. Doch ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und sie erkannte schemenhaft den Altar. Sie kniete davor nieder und richtete ihre Blicke auf den gekreuzigten Jesus. Der schwache Schein des Halbmondes fiel auf sein Antlitz. Erneut staunte sie über die frappierende Ähnlichkeit mit dem Vater. Wollte der Christengott ihr damit Trost spenden?
Sie faltete die Hände und flüsterte das Paternoster. Allerlei wirre Erinnerungen schossen ihr dabei durch den Kopf. Amalafrid neben ihr am Ufer des heiligen Sees. Amalaberga in der Kirche, das „Atta unsa“ betend. Gorrik in der Hütte auf der Hölzernen Burg.
Sie spürte
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