Radieschen von unten
energisch. »Schildern Sie uns genau Ihr letztes Treffen mit Josef Wilfert am Montag, dem 26. September.«
»Ich habe Ihnen doch schon alles erzählt«, empörte sich Manni.
»Dann erzählen Sie es uns bitte noch einmal. Wir müssen ein Protokoll anfertigen«, erwiderte Alex.
»Sie denken wohl, ich habe gelogen und verstricke mich jetzt in Ungereimtheiten?«
»Wir denken gar nichts, sondern möchten einfach Ihre Aussage zu Protokoll nehmen. Also bitte!« Alex sah ihn auffordernd an.
Manni schüttelte unwillig den Kopf und blickte von Alex zu Gudrun. Als beide beharrlich schwiegen, seufzte er theatralisch und fing dann an zu reden.
»Ich bin am Montag Nachmittag in die Bismarckstraße gefahren, um in Ruhe mit meinem Onkel zu sprechen. Direkt nach dem Tod meiner Tante war er völlig außer sich, und bei der Beerdigung wollte ich ihn nicht mit finanziellen Fragen belästigen.«
»Da haben Sie immerhin drei Tage gewartet. Wie rücksichtsvoll«, warf Gudrun ein, ohne eine Miene zu verziehen.
»Nun, man ist ja kein Unmensch.« Manfred Schuler strich mit einer fast kokett anmutenden Geste sein Haar nach hinten.
Alex konnte nur mühsam ein Grinsen unterdrücken. Von Ironie hatte der smarte Typ wohl noch nie etwas gehört.
»Wie Ihnen offenbar hinlänglich bekannt ist, stecke ich in finanziellen Schwierigkeiten.« Manni funkelte Alex böse an. »Tante Hilde wollte mir aus der Klemme helfen. Am Tag vor ihrem Tod hat sie mir am Telefon gesagt, dass sie für mich zwanzigtausend Euro von ihrem Konto abgehoben hat und ich mir das Geld am nächsten Tag holen könnte.« Er schluckte. »Aber da war sie dann schon tot.«
»Und Sie haben gleich nach dem Geld gesucht?« Alex beobachtete Manni eindringlich.
Dieser erstarrte. »Woher wissen Sie das? Von der Bestatterin? Nun, das Geld gehörte ja praktisch schon mir. Da habe ich mal nachgesehen, aber nichts gefunden.«
»Und am Montag wollten Sie das Geld dann von Josef Wilfert haben?«, fragte Alex.
»Ich habe ihn danach gefragt, obwohl meine Tante gesagt hatte, dass er davon nichts wissen darf. Er war auch ganz schön sauer über unsere Heimlichkeiten. Dennoch haben wir zusammen alle Schubladen und Schränke durchsucht – nichts. Kein müder Euro. Da hat er sich furchtbar aufgeregt, dass das Geld verschwunden war, und hat die Leute vom Beerdigungsinstitut verdächtigt. Auf die hatte er sowieso eine Riesenwut.«
Pietas? Alex notierte sich den Hinweis.
»Aus dem Kontostand Ihrer Tante ist ersichtlich, dass sie kurz vor ihrem Tod tatsächlich zwanzigtausend Euro abgehoben hat«, sagte sie.
»Na, da sehen Sie’s.« Manfred Schuler gab sich herablassend, brauste aber gleich wieder auf: »Aber wo ist denn nun das verdammte Geld? Ich brauche es wirklich dringend.«
»Vielleicht, damit Sie den kleinen roten Flitzer, den Sie sich zugelegt haben, auch bezahlen können?« Gudrun tat alles, um die Atmosphäre noch mehr aufzuheizen.
Der junge Mann wandte sich zu ihr. Seine Augen sprühten Funken. »Geht Sie das irgendetwas an? Was spielen Sie eigentlich für Spielchen? Good Cop, bad Cop?«
»Wir spielen keine Spielchen. Vielleicht sehen Sie zu viel fern«, meinte Alex ruhig.
»Tante Hilde hat am Telefon gesagt, sie hätte das Geld aneinem sicheren Ort verwahrt«, fuhr Manfred Schuler fort. »Pah, sicherer Ort! Gibt’s den noch? Früher hätte ich gesagt, der einzig sichere Ort sei die Bank, aber das gilt ja wohl heute nicht mehr.«
»Lassen wir das Geld einmal beiseite.«
Bei Alex’ Worten lachte der junge Mann höhnisch auf.
»Haben Sie noch einmal darüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht doch einen Zeugen gibt, der Sie zu dem Zeitpunkt, an dem Ihr Onkel getötet wurde, gesehen hat? Vielleicht haben Sie ein längeres Telefongespräch geführt?«
»Sie verdächtigen mich also immer noch, dass ich meinen Onkel umgebracht habe?«
Alex schwieg.
Der junge Mann stöhnte. »Ich war es nicht, ich war es wirklich nicht.«
Somit sind wir durch diese Vernehmung nicht viel weiter, dachte Alex und sagte: »Sie können geh …«
In diesem Augenblick hörte man Schritte auf dem Flur. Brause kam möhrenkauend zur Tür herein.
»Gehört jemandem der rote Zweisitzer auf dem Hof?«, fragte er. »Der wird gerade abgeschleppt.«
»Halt! Halt!«, schrie Manfred Schuler und hetzte hinaus.
Gudrun trat ans Fenster. »Zu spät!« Sie grinste schadenfroh.
Elfie hatte eine unruhige Nacht hinter sich. Immer wieder war sie schweißgebadet aus ihrem Albtraum hochgeschreckt. Dem immer
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