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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Presse zu diskutieren. Sagen Sie mir einfach, warum Josef Wilfert Sie angerufen hat.«
    »Okay, ist ja schon gut.« Jacobs hob beschwichtigend die Hände. »Wilfert hat bei unserer Lokalredaktion angerufen. Als der Kollege hörte, worum es ging, hat er ihn zu mir durchgestellt. Denn ich recherchiere gerade für eine Serie über dubiose Methoden bei Bestattern. Sie glauben gar nicht,wie viele schwarze Schafe es da gibt, die ihre Kunden schamlos übers Ohr hauen. Das Spektrum reicht von mangelnder Kostentransparenz bis zu Betrug und Diebstahl. Bis jetzt fehlt nur noch Mord, aber das ändert sich nun vielleicht. Was halten Sie von der Überschrift ›Profit statt Pietät‹? Würde Sie das als Leser ansprechen?«
    »Auf jeden Fall ist das eine reißerische Schlagzeile.« Alex konnte sich den bissigen Unterton in ihrer Stimme nicht verkneifen. »Aber jetzt möchte ich gern hören, was genau Herr Wilfert Ihnen erzählt hat.«
    »Nun, so ganz schlau bin ich aus seinen Worten nicht geworden. Er schien sehr aufgebracht, sprach schnell und laut. Teilweise schrie er sogar, so dass ich den Hörer vom Ohr weghalten musste. Er behauptete, bei der Bestattung seiner Frau betrogen worden zu sein, und zwar in vielerlei Hinsicht. Außerdem sei ihm Geld gestohlen worden. Und jetzt wurde er ermordet. Das kann doch kaum Zufall sein.«
    »Wann hat das Telefonat stattgefunden?«
    Jacobs holte eine große abgegriffene Kladde hervor und blätterte darin herum. »Das war am Montag, dem 26. September.«
    »Um wie viel Uhr?«, hakte Alex nach.
    »Bedaure, daran erinnere ich mich nicht. Aber es muss nachmittags gewesen sein, am Vormittag hatte ich einen Außentermin. Wir wollten uns am nächsten Tag hier im Café treffen, aber Wilfert ist nicht erschienen. Inzwischen weiß ich ja, warum.«
    »Das ist alles? Deswegen haben Sie mich extra herbestellt? Das hätten Sie mir auch am Telefon sagen können.« Alex machte aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl.
    Sie trank den letzten Schluck Tee und stand auf.
    Jacobs betrachtete sie mit einem amüsierten Blick.
    »Sie haben noch gar nicht nach dem Namen des Bestattungsunternehmens gefragt«, sagte er. »Vielleicht habe ich da noch mehr Informationen.«
    »Sie mögen die Polizei ja für unfähig halten«, erwiderte sie in eisigem Tonfall. »Aber ob Sie es glauben oder nicht, haben wir tatsächlich herausgefunden, mit welchem Beerdigungsinstitut Herr Wilfert zu tun hatte.«
    »Oh, eine Polizistin mit Sinn für Ironie. Das gefällt mir.« Jacobs grinste. »Sind Sie gar nicht neugierig, was bei Pietas so alles läuft?«
    Alex setzte sich wieder hin und beugte sich zu Jacobs hinüber. »Hören Sie, ich habe genug von Ihren Spielchen. Wenn Sie für einen Mordfall relevante Informationen zurückhalten, kann ich Sie gern auf das Präsidium zur offiziellen Vernehmung vorladen.«
    »Wollen Sie mich vielleicht in Handschellen abführen?« Jacobs grinste immer noch, allerdings nicht mehr ganz so selbstsicher wie vorher. »Jetzt seien Sie mal kein Spielverderber. Eine Hand wäscht bekanntlich die andere. Ich erzähle Ihnen etwas über Pietas, und Sie geben mir ein paar exklusive Fakten über den Mord an Wilfert. Das ist der ideale Aufmacher für meine Serie.«
    Am liebsten hätte Alex laut geschrien. Dieser Kerl war die Unverschämtheit in Person. Doch sie riss sich zusammen, musterte ihn nur voller Verachtung.
    Offensichtlich interpretierte Jacobs ihr Schweigen als Zustimmung, denn er zückte sein Handy und sagte: »Der Fotograf hält sich schon bereit. Wo können wir denn ein paar aussagekräftge Fotos von Ihnen machen? Sind Sie mit einem Polizeiwagen da?«
    »Jetzt reicht es!« Alex schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Hier werden überhaupt keine Fotos gemacht.Und über eine laufende Ermittlung erfahren Sie von mir kein einziges Wort.«
    Jacobs steckte sein Handy wieder weg. »Gut, dann eben kein Foto. Aber jetzt geben Sie mir endlich ein paar Infos über den Mordfall. Ich garantiere Ihnen, dass Ihr Name nicht in der Zeitung auftaucht. Ich behandele Sie wie eine anonyme Quelle. Großes Pfadfinderehrenwort.«
    Alex lachte laut und freudlos auf.
    »Ihr Pfadfinderehrenwort können Sie sich …« Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen, bevor ihr eine Beleidigung über die Lippen kam. »… für leichtgläubigere Menschen aufheben. Außerdem geht es nicht um die Nennung meines Namens, sondern um die Sache. Wenn der Mörder aus der Zeitung Details über unsere Ermittlung erfährt, ist das für ihn ein

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