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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Ruhland«, wunderte er sich, schloss das Tor auf und ließ sie vorangehen.
    »Eine Notsituation«, murmelte Elfie, eine Bemerkung, die den Mann noch mehr zu verwundern schien.
    Bei Ludwig angelangt, stellte Elfie fest, dass der Regen offenbar das Grablicht ausgelöscht hatte. Das mochte Ludwig gar nicht. Rasch holte sie das neue Grablicht aus ihrer Tasche, hatte Mühe, es anzuzünden, und brachte etwas zittrig ihr Anliegen vor. »Ludwig, was soll ich denn nur tun? Einer der Knörringers ist der Mörder von Josef Wilfert. Ich weiß nur nicht, welcher von beiden. Juliane würde ich es schon zutrauen, wenn ich auch kein Motiv erkennen kann. Aber auch Carlos hat sich gestern auf der Treppe zum Kriechkeller ziemlich seltsam benommen. Ich habe mich richtig einwenig vor ihm gefürchtet. Aber vielleicht bilde ich mir da auch nur etwas ein.«
    Keinerlei Reaktion von Ludwig. Das Grablicht brannte, zwar eher kläglich, aber es brannte.
    »Was meinst du, soll ich Alex von meinem Fund berichten oder lieber auf eigene Faust herausfinden, was da passiert ist? Wenn es nun Carlos war? Aber das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Das kümmerlich leuchtende Grablicht flackerte einmal kurz auf und ertrank dann im Wachs.
    »Was soll das denn jetzt bedeuten? Bist du beleidigt, weil dein Grablicht aus war, oder soll ich erst mal nicht mit Alex über die Sache sprechen?«
    Halb wütend, halb verzweifelt stampfte sie mit dem Fuß auf. »Weißt du was – in letzter Zeit bist du mir keine große Hilfe. Jetzt habe ich mich extra so beeilt, um mit dir zu sprechen und bekomme einfach keine Antwort – jedenfalls keine, die ich verstehe.«
    Zwar rauschten die Blätter auf Ludwigs Grab im Wind, aber dieses Rauschen brachte sie auch nicht weiter.
    »Ich zünde jetzt das Grablicht noch einmal an und komme in den nächsten Tagen wieder. Vielleicht hast du dich bis dahin eines Besseren besonnen.«
    Nach mehreren Versuchen gelang es Elfie, den Docht wieder aufzurichten und die Flamme erneut zu entfachen.
    »Ludwig, ich muss dich jetzt verlassen. Nichts für ungut!«
    Das Grablicht brannte ruhig vor sich hin. Elfie zuckte die Achseln und ging zum Auto zurück.
    Auf dem Weg zum Südfriedhof brach sogar die Sonne durch die Wolken, und Elfie kam ohne weitere Zwischenfälle an ihr Ziel. Als sie ausstieg, stellte sie fest, dass der Wagenvoller Regentropfen war. Am liebsten hätte sie nach dem Leder im Kofferraum gegriffen und den Lack trocken gerieben. Aber dafür war es zu spät. Erste Beerdigungsteilnehmer hatten sich eingefunden, und Juliane Knörringer stand mit zusammengezogenen Augenbrauen vor der Trauerhalle, das Kondolenzbuch in den Händen.
    Elfie nahm es ihr mit einer geflüsterten Entschuldigung ab, stellte es auf den dazugehörigen Ständer und bat die Umstehenden, sich einzutragen, während Juliane Knörringer hinter der Aussegnungshalle verschwand. Kurz vor neun – inzwischen hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt – wurden die Türen geöffnet, und die Trauergäste strömten in die Halle.
    Die engsten Angehörigen, eine Frau mittleren Alters mit ihrer Familie, war bereits von Carlos Knörringer durch einen Seiteneingang in die erste Reihe geleitet worden. Die Frau war vermutlich die Tochter der Verstorbenen und wirkte sehr mitgenommen durch den Tod der Mutter. Tränen quollen aus ihren Augen, und sie wischte sich ständig mit einem Taschentuch über das Gesicht.
    Der Ehemann schien eher unbeteiligt und interessierte sich wohl hauptsächlich dafür, wer zur Beisetzung gekommen war. Seine Augen huschten jedenfalls unaufhörlich umher und registrierten jeden Neuankömmling. Den beiden Söhnen des Ehepaars war eher unbehaglich zumute. Sie rutschten auf ihren Plätzen hin und her. Auch die ungewohnte Garderobe machte ihnen offenbar zu schaffen.
    Die Trauerhalle war inzwischen bis auf den letzten Platz besetzt.
    Carlos zündete die Kerzen an, ging dabei von Leuchter zu Leuchter – vier auf der rechten, drei auf der linken Seite. Weshalb der vierte Leuchter fehlte, wusste Elfie inzwischennur zu gut. Bei dem Gedanken an den blutverschmierten Fund im Cellokasten lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Der Organist begann eine getragene Melodie zu spielen. Dieses Mal nicht das »Ave Maria«. Elfie atmete auf. Der geschlossene Sarg wurde von sechs Männern hereingetragen.
    Gerade wollte Elfie das Kondolenzbuch schließen und die Tür hinter sich zumachen, als ein Taxi auf den Parkplatz fuhr.
    Ein Mann stieg aus. Er war nicht unbedingt für

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