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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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gleichen Albtraum. Juliane und Carlos Knörringer bedrohten sie abwechselnd mit dem schweren Kerzenleuchter. Beim letzten Versuch, den Angriffen zu entkommen, schlug sie mit dem Kopf an ihr Nachtschränkchen und war endgültig hellwach.
    Vorsichtig fühlte sie, ob sie sich eine blutende Wunde zugezogen hatte, aber es war nur eine Beule zu spüren. Allerdings dröhnte ihr Schädel, und mit ihm dröhnten die Gedanken vom Vorabend. Wer hatte Josef Wilfert umgebracht? Juliane oder Carlos? Einer von beiden musste es gewesen sein.
    Ein mulmiges Gefühl machte sich in Elfie breit, wenn sie daran dachte, dass sie eigentlich Alex von ihrem Fund im Cellokasten in Kenntnis setzen musste. Andererseits war sie es gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Und war es nicht besser, erst einmal mehr über die Sache herauszufinden, bevor sie zur Polizei ging?
    Elfie wälzte sich noch ein paar Mal im Bett herum, sprang dann abrupt auf. Sie würde Ludwig fragen. Dass sie nicht gleich darauf gekommen war. Sie sah auf ihren Wecker.
    Für neun Uhr war eine große Beerdigung auf dem Südfriedhof angesetzt. Beide Knörringers würden vor Ort sein, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Theodor Bornekamp sollte die Grabrede halten und sie selbst wieder einmal das Kondolenzbuch betreuen.
    »Sie machen das so gut«, hatte Juliane ihr geschmeichelt, »dass ich niemanden aus einer anderen Filiale dazu heranziehen möchte. Und Frau Weiss – na, Sie wissen ja selbst! Nicht auszudenken, was sie sich wieder in die Ohren steckt oder wie unmöglich sie sich kleidet!«
    »Aber in letzter Zeit hat sie sich doch ganz handzahm gezeigt«, warf sich Elfie für Saskia in die Bresche.
    Juliane bedachte sie mit einem blitzenden Blick. »Ja, und kaum ist sie aus dem Haus und um die Ecke gebogen, wirft sie sich ihr komplettes Metall wieder ins Gesicht, schminktsich kalkweiß beziehungsweise rabenschwarz. Ich habe es genau gesehen. Und die jungen Leute, mit denen sie sich auf dem Friedhof an den alten Mausoleen herumdrückt, habe ich auch gesehen.«
    »Aber das ist doch ihre Privatangelegenheit.« Elfie gab nicht auf. »Ich finde, solange sie sich hier im Haus an die Regeln …«
    »Sie mögen das tolerieren. Ich meine, dass sich in diesen Äußerlichkeiten auch die innere Einstellung widerspiegelt, und die passt einfach nicht zur Würde und zum Ansehen unseres Hauses.«
    Der giftige Unterton in Julianes Stimme brachte Elfie zum Schweigen. Offenbar hatte sie keine Chance, Saskia die Stange zu halten. Ganz gegen ihre Überzeugung hob sie schließlich die Schultern hoch und stimmte zu, als Juliane sie noch einmal – diesmal in liebenswürdigstem Tonfall – um die Betreuung des Kondolenzbuches bat.
    »Es ist für unser Haus eine sehr wichtige Beisetzung. Frau Gebhard war immerhin Kulturreferentin. Die halbe Stadt wird anwesend sein, es ist sogar eine Musikkapelle bestellt worden. Wenn da etwas schiefläuft, dann spricht sich das überall herum, und das könnte dem Ruf unseres Hauses schaden.«
    Und der Würde und dem Ansehen, hatte Elfie den Satz zu Ende gedacht.
    Ein wenig neugierig war sie schon auf diese große Beerdigung. Sie warf noch einmal einen Blick auf die Uhr. Jetzt war es sieben, spätestens um 8.30 Uhr sollte sie auf dem Südfriedhof sein. Wenn sie vorher noch zum Waldfriedhof zu Ludwig wollte, musste sie mit dem eigenen Auto fahren, sonst wäre es nicht zu schaffen.
    Sie hörte den Regen an die Fensterscheiben prasseln. Ärgerlich.Eigentlich fuhr sie nur sonntags bei schönem Wetter und wenig Verkehr. Aber es half nichts. Heute musste sie sich auch an einem regnerischen Werktag hinters Steuer setzen.
    Vor lauter Nervosität hätte sie beinahe bei Rot eine Kreuzung überquert und dann an der Abbiegung zum Waldfriedhof um Haaresbreite einen Radfahrer mitgenommen. Im Rückspiegel sah sie ihn wild gestikulierend eindeutige Mittelfingerzeichen machen, weil er, um ihr auszuweichen, durch eine tiefe Pfütze fahren musste. Elfie hatte ein schlechtes Gewissen, aber keine Zeit auszusteigen und sich zu entschuldigen, was sie nur zu gern getan hätte.
    Als sie endlich den Friedhof erreichte, hatte es aufgehört zu regnen. Einigermaßen ratlos stand sie dann vor dem verschlossenen Tor. Während sie an sich herunter auf ihren dunklen Rock sah und überlegte, ob sie damit über den Zaun klettern könnte, kam einer der Totengräber – der mit den Magenproblemen – auf dem Motorrad angerollt.
    »Na, Sie sind aber heute früh dran, Frau

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