Radieschen von unten
die Schäden ohne großen Aufwand beheben.
Sie hing an dem alten VW, mit dem sie viele schöne Erinnerungenverband, und mochte sich nicht vorstellen, jemals ein anderes Auto zu fahren.
Elfie ging zum rückwärtigen Hauseingang, klingelte bei Paul-Friedrich und stieg die Treppen zu seiner Wohnung hinauf.
»Na, bist du zu allen Schandtaten bereit?«, fragte sie ihn statt einer Begrüßung.
»Aber natürlich. Mit dir gehe ich überallhin.« Paul-Friedrich lachte und umarmte Elfie liebevoll.
Zum ersten Mal erwiderte sie die Umarmung und küsste Paul-Friedrich auf beide Wangen. Sie war froh, ihn zum Freund zu haben, und dankbar, dass sie heute gemeinsam etwas unternahmen. Dadurch würde sie nach den schrecklichen Vorfällen bei der Trauerfeier auf andere Gedanken kommen.
»Bevor das Abenteuer ruft, muss ich noch etwas mit dir besprechen«, sagte Elfie, während sie ins Wohnzimmer gingen und sich in die Geheimratsecke setzten. »Nachdem du jetzt einen Computer und Internetanschluss hast, solltest du dir unbedingt eine Homepage für dein Antiquariat zulegen.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Paul-Friedrich. »Es wird jedoch ein paar Monate dauern, bis ich den entsprechenden Kurs besuchen kann. Der ist ausschließlich für Fortgeschrittene. Die dafür notwendigen Vorkenntnisse muss ich erst noch erwerben. Ich habe schon eine Liste erstellt. Zuerst kommt der Einsteiger-Zwei-Kurs, dann rücke ich in die Mittelstufe vor …«
»So lange musst du nicht damit warten«, warf Elfie ein. »Ich kenne eine junge Frau, die sich auf Firmen-Webseiten spezialisiert hat und das ganz phantastisch macht. Sie heißt Beatrix Liedke und arbeitet momentan bei Pietas.«
Paul-Friedrich schwieg einen Moment, dann sagte er: »Aber ich würde das gern selbst machen. Es ist eine neue Herausforderung. Und es eilt ja nicht. Nachdem ich den Laden Jahrzehnte ohne Homepage betrieben habe, kommt es auf ein paar Monate auch nicht an.«
»Natürlich nicht. Aber um eine professionelle Webseite zu erstellen, musst du viel Routine mit dem Computer haben und programmieren können. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Außerdem ist Trixi alleinerziehende Mutter, die dringend auf das Geld angewiesen ist. Für mich wird sie auch eine Homepage einrichten.«
»Ja, wenn das so ist, dann schließe ich mich an.« Paul-Friedrich lächelte Elfie zu. »Du hast einfach ein großes Herz und sorgst dich um alle Menschen in deiner Umgebung. Das nennt man Helfersyndrom.«
»Jetzt übertreibst du aber«, wehrte Elfie ab. »Allen helfe ich nun wirklich nicht. Ich tue nur, was ich kann.«
Wobei Paul-Friedrich nicht ganz unrecht hatte. Eigentlich half sie tatsächlich allen – so oder so.
»Dann gebe ich Trixi deine Telefonnummer«, fuhr sie fort. »Am besten besprecht ihr alles Weitere bei einem persönlichen Termin.«
Sie legte kurz eine Hand auf Paul-Friedrichs Arm. »Danke, dass du das für mich tust.«
»Für dich würde ich noch viel mehr tun. Das weißt du doch. Nicht zuletzt begleite ich dich heute bei deiner neuesten Mission. Wir sollten uns vorher noch etwas Mut antrinken.«
Paul-Friedrich verschwand und kam mit einer Flasche Prosecco und zwei Gläsern zurück.
»Alkohol am helllichten Nachmittag«, sagte Elfie mit gespielter Entrüstung. »Aber warum nicht? Immerhin habenwir Wochenende, und ein Gläschen in Ehren schadet sicher nicht. Vielleicht gehen wir die Sache dann etwas entspannter an.«
Paul-Friedrich öffnete die Flasche und ließ dabei den Korken knallen. »Das hoffe ich auch. Ich bin nämlich ganz schön nervös. Mein letztes Mal liegt sehr lange zurück.«
Er füllte die Gläser, und sie stießen an.
»Keine Angst, bei mir sieht es nicht viel anders aus«, sagte Elfie. »Aber das macht nichts. Wir sondieren erst einmal das Terrain und genießen einfach die schöne Musik. Wir müssen ja nicht tanzen.«
Paul-Friedrich sah sie enttäuscht an. »Ich möchte aber gern mit dir tanzen. Und der Tango ist wirklich etwas Besonderes. Ich habe mich ein wenig auf heute vorbereitet.«
Er sprang auf, nahm einige Bücher aus dem Regal und legte sie vor Elfie auf den Tisch. »Die habe ich schon durchgearbeitet und mir das Wichtigste notiert.«
Er griff in die Innentasche seines Sakkos und holte ein kleines Notizbuch hervor.
Elfie zuckte zusammen, ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Das Büchlein hatte einen bordeauxroten Einband!
»Schöne Farbe, nicht wahr?«, fragte Paul-Friedrich stolz. »Als ich im Laden stand, habe ich automatisch
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