Radikal
älterer, von dem sie schloss, dass es Henk Lauter sein musste.
Henk Lauter lächelte, als sie hereinkam, erhob sich sofort von seinem Stuhl und reichte ihr über den Tisch hinweg die Hand, was Sumaya nett fand und irgendwie tröstlich. Frederick Rieffen lächelte ebenfalls, beließ es aber bei einem Nicken. Sie spürte, dass er misstrauisch war.
Doch bevor sie etwas hätte sagen können, eröffnete Merle Schwalb das Gespräch. »So, ich glaube, jeder kennt jeden, und wir sind alle im Groben auf demselben Stand. Aber es ist wichtig, dass wir unszusammensetzen, denn wir müssen rauskriegen, wie die einzelnen Informationen, die wir haben, zusammenpassen. Einige Fragen und Zusammenhänge sind noch unklar. Oder anders gesagt: Noch haben wir nicht genug, um Arnos Geschichte zu verhindern.«
»Arnos Geschichte?«, fragte Sumaya.
»Ja. Arno Erlinger, Lars Kampen und offiziell auch Frederick und ich arbeiten an einer Titelgeschichte über Samson, die morgen Abend in Druck gehen soll und am Montag ausgeliefert wird, wenn wir sie jetzt nicht gemeinsam verhindern.«
»Verstehe.«
»Genau. Also, ich habe die Kollegen hier bereits über das ins Bild gesetzt, was sie und Herr Utrecht herausgefunden haben. Wir haben selbst ein bisschen weitergebohrt. Jetzt legen wir zusammen, schlage ich vor.«
»Ja, sehr gerne.«
»Vielleicht fangen wir mit dem Sprengstoff an?«
»Ja, gut.«
Sumaya hätte nicht mit dem Sprengstoff angefangen. Sondern gefragt, was man brauchte, um Samuel aus dem Gefängnis zu holen. Aber sie ließ Merle Schwalb gewähren. Vielleicht hatten die Globus – Leute ja gelernt, wie man so etwas machte. Sie hatte es nicht gelernt. Henk Lauter und Frederick Rieffen hatten sich Papier und Zettel zurechtgelegt. Merle Schwalb hatte einen Block vor sich auf dem Tisch liegen. Nur sie hatte nichts mitgebracht.
»Also«, fuhr Merle Schwalb fort, und öffnete ihren Block, »wir gehen davon aus, dass Khaldun Nabulsi den Sprengstoff besorgt hat und später den Rest davon auch auf Samsons Dachboden versteckt hat. Wir wissen auch, dass er den Sprengstoff gekauft hat. Leider kennen wir den Namen des Verkäufers nicht. Aber er hat Khaldun Nabulsi trotzdem identifiziert, richtig?«
»Ja«, sagte Sumaya. »Eindeutig.«
Sie griff in ihre Handtasche und ließ das Foto von Khaldun Nabulsi, das Kai besorgt hatte, auf den Tisch gleiten. Frederick Rieffen zog es an sich, studierte es, sagte aber nichts.
Nun übernahm Henk Lauter.
»Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn wir wissen außerdem, dass Ansgar Dengelow den entscheidenden Hinweis für Samsons Festnahme geliefert hat. Und wir wissen, das ist jetzt sozusagen unsere erste neue Information, weil wir das erst seit gestern wissen, dass ausgerechnet Dengelow in den Wochen vor dem Anschlag gegen private Sprengstoffköche ermittelt hat.«
Sumaya versuchte, diese Information einzuordnen. Was bedeutete das? Es war ihr nicht sofort klar.
»Frau al-Shami«, sprach Lauter weiter, »wir haben einen Vermerk in der Hand, in dem die Personen aufgelistet werden, die Dengelow ausforschen sollte. Ich habe sie dabei. Ist Ihr Mann darunter?«
Sumaya nahm die drei aneinandergetackerten Seiten an sich. Neben den Personalien befand sich jeweils ein kleines Passfoto, doch die Qualität war in einigen Fällen sehr schlecht. Sie musste zweimal umblättern – dann erkannte sie plötzlich den jungen Mann wieder, den sie mit Kai im Europa-Center getroffen hatte.
»Das ist er!« Sie zeigt auf das Bild. »Niklas Weissenthal.«
»Gut, sehr gut!«, sagte Henk Lauter.
Die drei Globus – Redakteure machten sich Notizen.
»Aber jetzt haben wir einen Namen, der uns nichts hilft, oder?«, fragte sie.
»Kommt drauf an«, antwortete Frederick Rieffen. »Hatte dieser Weissenthal Kontakt mit der Polizei? Hat Dengelow zum Beispiel eine Hausdurchsuchung oder so etwas bei ihm gemacht?«
»Nein, nichts«, antwortete Sumaya. »Ich bin mir sicher, dass er gar nicht wusste, dass gegen ihn ermittelt wurde.«
»Es wurde auch nie ein förmliches Verfahren gegen Weissenthal eröffnet«, sagte Henk Lauter. »Gegen einige der Typen auf dieser Liste wurde mittlerweile Anklage erhoben. Aber nicht bei Weissenthal. Er steht also vielleicht nur auf ihrer Liste, aber Dengelow ist gar nicht dazu gekommen, ihn abzuarbeiten. Dann hätte Frau al-Shami recht, und dass wir den Namen haben, ist ein eher unwichtiges Detail.«
Aus einer Karaffe, die auf dem Tisch stand, goss er sich Wasser in ein bereitstehendes Glas ein. Er
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