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Radio Heimat

Radio Heimat

Titel: Radio Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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den Punkt, an dem Sie sich wünschen, nie den Entschluss zum Wohnungswechsel gefasst zu haben, oder besser noch: niemals geboren worden zu sein. Es geht dann meist darum, etwas durch eine oder mehrere Türen zu bugsieren, die so schmal oder so verzwickt über Eck gebaut sind, dass der Transport von Stückgütern größer als ein Eierbecher einem Suizidversuch gleichkommt. Ebenso sicher wie der Umstand, dass es unmöglich ist, das betreffende Möbelstück an den vorgesehenen Ort zu platzieren, ist das Wunder, dass es doch funktionieren wird. Wie das vonstatten gegangen ist, wird nicht mehr zu klären sein, höchstwahrscheinlich aber verfügt einer Ihrer Helfer über parapsychologische Fähigkeiten, mit denen er die Gesetze der Raumzeit kurzfristig außer Kraft setzt. Merken Sie sich vor allem eins: Protestieren Sie nicht und fragen Sie nicht, wie das klappen konnte. Schweigen Sie und dulden Sie!
    Und am Ende eines langen, entbehrungsreichen Tages hocken Sie in der neuen Behausung, um Sie herum leere Bierflaschen, der nagelneue Teppich schon versaut von den Resten des Nudelsalates, den Sie tonnenweise in die Helfer entladen durften.
    Und wenn Sie ganz viel Glück haben, kommt genau dann einer der Umzugshelfer zu Ihnen, legt Ihnen eine Hand auf Ihre Schulter und sagt:
»Weißt du, was ich besonders prima fand? Du hast die
Bucherkisten nicht
so
vollgepackt,
die konnte man prima tragen und der Boden ist auch nicht herausgekracht!«
     

Billich wird datt nich!
    Der Kult des Selbermachens in unserer Gegend hat bei mir zu einem tief sitzenden Minderwertigkeitskomplex geführt. Na gut, der sitzt jetzt nicht so tief, dass ich irgendwann den Ehrgeiz gehabt hätte, mir echte handwerkliche Fähigkeiten anzutrainieren, aber letztlich brauche ich immer eine Ausrede, wenn ich Handwerker engagiere. Am liebsten führe ich Zeitmangel und körperliche Gebrechen an oder schiebe es gleich auf einen genetischen Defekt: »Hach, ich habe einfach zwei linke Hände!«
    Mein Vater war Elektriker, konnte aber auch alles andere. Da er Selbstständiger mit einer winzigen Firma war, mussten Arbeiten in der eigenen Wohnung am Wochenende und sehr schnell erledigt werden. Da wurde zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend die ganze Wohnung tapeziert, und bot ich gleich zu Beginn meine Hilfe an, bekam ich den Satz zu hören, der den Heimwerker in mir im Keim erstickte: »Du hilfst mir am meisten, wenn du nicht dabei bist.« Auf Drängen meiner Mutter nahm er mich einmal doch mit auf eine Baustelle und ließ mich Kabel mit Kabelklemmen unter die Wände hämmern, musste aber hinterher wieder alles abreißen und neu verlegen.
    Da ich schon als Kind immer nur staunend zuschaute, wie mein Vater Küchentapeten mit komplizierten Blumenmustern in den Modefarben der mittleren Siebziger kantengenau an die Wände klebte, war ich weitgehend verloren, als ich schließlich von zu Hause auszog und derlei selbst erledigen musste - aber nicht konnte. Okay, eine schon mit Raufaser tapezierte Wand weiß überzupinseln, das habe ich gerade noch hingekriegt, wenn aber das Pickelpapier erst noch angebracht werden musste, war ich verloren. Nicht zu reden von der Montage von Möbeln oder dem Anschließen von Herden an lebensgefährliche Starkstromleitungen.
    Also musste ich ständig Freunde bitten, mir unter die Arme zu greifen, und revanchierte mich mit Hektolitern Freibier und diversen Tonnen Frikadellen und Kartoffelsalat, die Omma herstellen durfte. Und ich ließ mich beim Schleppen nicht lumpen. Außer wenn andere umzogen. Da überfiel mich dann schon mal kurzfristig eine schwere Magen-Darm-Verstimmung oder es kam ein wichtiger Auftritt in Süddeutschland dazwischen. Das hatte zur Folge, dass ich mich das betreffende Wochenende über in meine Wohnung einschließen und mir amerikanische Actionfilme reinschrauben musste, bis ich eine 45er Magnum mit verbundenen Augen hätte auseinanderbauen und wieder zusammensetzen können.
    Da ich auf die Fachkräfte meines Vaters schon früh nicht mehr zurückgreifen konnte, holte ich mir irgendwann doch den einen oder anderen Handwerker ins Haus, ein Vergnügen, das etwa dem entspricht, das man beim Kontakt mit der Hotline der Telekom empfindet. Das, was dann folgt, lässt sich in den Top-Ten-Sätzen der Handwerkerei zusammenfassen:
    1.          »Geht nich!« (Erste Reaktion des Handwerkers, der eines Problems ansichtig wird.)
    2.         »Ja nun mal langsam!« (Zweiter Satz des Handwerkers, nachdem man die

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