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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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behauptete, ich müsste sehr intelligent sein. Offensichtlich hat sie sich getäuscht, doch wahrscheinlich erinnert sie sich nicht einmal an mich. Für sie bin ich nur eine von vielen.
    „ Meine Bezeichnung lautet A350. Ich bringe dir deine Nahrungsration.“
    Sie hält mir das Tablett entgegen, auf dem sich neben einem Glas Wasser einige bunte Pillen, Tabletten und Kapseln befinden. Was gäbe ich in diesem Moment nur für ein Stück Brot.
    Ich greife als erstes nach den Cerealienwürfeln. Es sind vier. Einer weniger als für eine ausgewachsene Frau normal. Ich muss es wissen, immerhin war ich in der Nahrungsvergabe tätig.
    „ Du hast zugenommen“, kommentiert A350 mein Zögern. Also bin ich ihnen nun wohl zu dick, dabei fing ich gerade an, gesund auszusehen. Ich habe mich bei den Rebellen im Spiegel gesehen. Ich sah, wie meine Rippen sich durch meinen dünnen Anzug pressten. Die Wangenknochen stachen unschön aus meinem Gesicht hervor. Ich war so entsetzt über meinen Anblick, dass ich mich erst nach Wochen und Monaten traute, erneut in den Spiegel zu blicken. Doch mir ist klar, dass ich für die Legion nicht brauchbar bin, solange ich nicht ihrem Idealmaß entspreche. Ohne zu antworten, schlucke ich die vier Pillen auf einmal hinunter.
    Danach folgt die Eiweißkapsel. Offensichtlich haben sie meinem Körper die schwere Arbeit angesehen. Ich bin sicher, dass ich in der kurzen Zeit mehr Muskeln aufgebaut habe als je in meinem ganzen Leben in der Sicherheitszone.
    Für den Schluss habe ich mir die pinken Vitamintabletten aufgehoben. Es sind mehr als normal. Die Legionsführer werden mich gründlich auf Krankheiten untersucht haben, doch die Vitamine sollen zusätzlich mein Immunsystem stärken.
    Als Iris noch F701 war, hat sie sich jedes Mal gefreut, wenn sie bei der Essensausgabe besonders viele der pinken Tabletten erhielt. Ich habe ihr deshalb mit Absicht, kurz vor meiner Entführung durch die Rebellen, eine zusätzlich zugeteilt. Damals war das meine Art der Rebellion. Wenn ich heute daran denke, erscheint es mir lächerlich. Jemandem zu viele Vitamintabletten zuzuteilen, ist keine Rebellion, nicht einmal ein Aufstand. Es ist nichts. Vollkommen unbedeutend. Lediglich ein Versuch, sich selbst davon zu überzeugen, wenigstens einen Teil des eigenen Lebens kontrollieren zu können.
    Während ich die Eiweißkapsel und die Cerealienwürfel auf einmal geschluckt habe, lege ich mir die vier Vitamintabletten einzeln auf die Zunge.
    Eine für Iris.
    Eine für Finn.
    Eine für die Rebellen.
    Eine für Cleo.
    Die Legionsführerin beobachtet mich dabei, ohne etwas zu sagen. Sie sitzt nur steif da und mustert mich, während ihr Mund einen schmalen Strich in ihrem Gesicht bildet. Vielleicht habe ich mir die Gefühle in ihrem Blick auch nur eingebildet.
    „ Wie geht es dir?“
    Da ist es wieder, dieses eigenartige Funkeln in ihren Augen und der sanfte Klang in ihrer sonst so mechanischen Stimme. Nie hat mich jemand zuvor in der Sicherheitszone gefragt, wie es mir geht.
    „ Hast du Schmerzen? Ist dein Körper funktionsfähig? Oder spürst du irgendwelche Beeinträchtigungen?“
    Das meint sie also. Sie interessiert nicht mein Innenleben, sondern sie erkundigt sich lediglich nach meinem physischen Zustand.
    „ Mein Körper ist funktionstüchtig.“
    A350 zögert noch einen Moment, doch dann steht sie auf und steuert auf die Tür zu. Das war es jetzt also? Will sie mir nicht einmal sagen, was jetzt aus mir werden wird?
    „ Was passiert jetzt mit mir?“
    Die Legionsführerin dreht sich erneut zu mir um. „Du bleibst noch ein paar Tage auf der Krankenstation, danach kannst du zu deiner Arbeitseinheit zurückkehren.“
    Ich komme zurück in die Nahrungsvergabe? Einfach so? Was ist mit meiner Zeit bei den Rebellen? Ist das alles unbedeutend?
    „ In die Nahrungsvergabe?“, frage ich fast dümmlich.
    „ Natürlich. Du bist D518. Das ist dein dir vorherbestimmtes Leben.“
    Die Tür öffnet sich und A350 tritt hinaus. Sie lässt mich zurück mit all den offenen Fragen, die sich in Luft aufzulösen scheinen. Ich hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich hatte Angst, dass sie mich töten oder foltern würden. Ich dachte, sie rauben mir meine Erinnerung. Ich fürchtete mich davor, dass sie mich gegen die Rebellen einsetzen würden. Aber niemals hätte ich gedacht, dass sie so tun würden, als wäre nie etwas geschehen. Sie gehen zur Normalität über, so als hätte es meine Zeit bei den Rebellen niemals gegeben. Niemand

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