Raecher des Dunklen Imperiums
über Soryandum und seine Bewohner, ihre Geschichte und Wissenschaften zu erfahren. Rinal bemühte sich, diesen Durst zu stillen, während Hawkmoon sich nun dem köstlichen Mahl widmete. Rinal erzählte Bowgentle, daß während des Tragischen Jahrtausends die meisten großen Städte und Nationen sich darauf konzentriert hatten, immer neuere und mächtigere Kriegswaffen zu produzieren. Dank seiner abgelegenen Lage war es Soryandum möglich gewesen, neutral zu bleiben. Statt sich wie fast alle anderen mit der Erfindung von Waffen zu beschäftigen, widmeten die Soryander sich friedlichen Wissenschaften, wie der Erforschung von Materie, Raum und Zeit.
Deshalb hatten die Soryander und ihre Stadt das Tragische Jahrtausend überlebt und nichts von ihrem Wissen vergessen, während überall sonst alles zerstört war und man die Wissenschaften als Zauberei ablehnte, weil die Nachkommen von Aberglauben erfüllt waren.
„Deshalb suchten wir Euch auf, um Eure Hilfe zu erbitten", sagte Hawkmoon. „Wir möchten gern herausfinden, wie es Baron Kalan gelang zu entfliehen, und wohin er sich zurückgezogen hat. Und natürlich liegt uns viel daran zu erfahren, wie er es fertigbringt, den Strom der Zeit zu manipulieren -denn das hat er getan, als er Graf Brass und Bowgentle und die anderen, die ich erwähnte, aus einer Zeit in die andere versetzte - und trotzdem kein Paradoxon verursacht hat, zumindest, soweit wir es feststellen können."
„Das scheint mir das einfachste der Probleme zu sein", sagte Rinal lächelnd. „Dieser Kalan muß über enorme Energien verfügen. Ist er derjenige, der Eure Kristallmaschine vernichtete - die, die wir Euch gaben, um Eure Stadt und Burg aus dieser Raumzeit zu heben?"
„Nein, ich glaube, das war Taragorm", erwiderte Hawkmoon. „Aber Kalan ist nicht weniger fähig als der ehemalige Herr des Palasts der Zeit. Ich vermute jedoch, daß er sich der genauen Natur seiner Macht über die Zeit nicht sicher ist. Er zögert, sie voll auszuprobieren. Und er scheint auch zu glauben, daß mein Tod zu diesem Zeitpunkt die Vergangenheit ändern würde. Wäre das möglich?"
Rinal blickte ein wenig zweifelnd auf den Boden. „Es könnte sein", erwiderte er schließlich. „Dieser Baron Kalan scheint sich mit dem Wesen der Zeit doch ziemlich gut auszukennen. Natürlich, objektiv betrachtet, gibt es so etwas wie Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft überhaupt nicht. Mir erscheint Baron Kalans Plan unnötig kompliziert. Wenn er die Zeit in diesem Ausmaß manipulieren kann, wäre es doch günstiger für ihn, zu versuchen, Euch zu töten, ehe - natürlich subjektiv gesprochen - Ihr dem Runenstab zu Diensten sein konntet."
„Das würde dann alle Ereignisse ändern, die mit unserem Sieg über das Dunkle Imperium zu tun hatten?"
„Das ist eines der Paradoxa. Ereignisse sind Ereignisse, sie geschehen. Sie sind Wirklichkeit. Aber die Wirklichkeit variiert in den verschiedenen Dimensionen. Es ist durchaus möglich, daß eine Dimension der Erde dieser so sehr gleich ist, daß es auch zu ähnlichen Ereignissen kommt, die dort aber vielleicht noch bevorstehen, während sie hier überstanden sind." Rinal lächelte. Graf Brass' Stirn war tief gerunzelt, er zupfte an seinem Schnurrbart und schüttelte den Kopf, als hielte er Rinal für verrückt.
„Nun, hättet Ihr eine andere Erklärung, Graf Brass?"
„Mein Interessengebiet ist die Politik", brummte Graf Brass. „Ich konnte mich nie für die Abstrakta der Philosophie begeistern. Mein Gehirn ist nicht geschult, Euren Vermutungen zu folgen."
Hawkmoon lachte. „Auch meines nicht. Nur Sir Bowgentle versteht offenbar, was Rinal meint."
„Nicht alles", wehrte Bowgentle bescheiden ab. „Aber einen Teil doch. Ihr glaubt also, Kalan könnte sich in einer anderen Dimension der Erde aufhalten, wo es einen Graf Brass gibt, der vielleicht nicht genau wie dieser Graf Brass ist, der neben mir sitzt?"
„Wa-as?" knurrte Graf Brass. „Habe ich einen Doppelgänger?"
Wieder lachte Hawkmoon. Aber Bowgentles Gesicht war ernst, als er erwiderte: „Nicht ganz, Graf Brass. Ich würde eher annehmen, daß in dieser Welt Ihr der Doppelgänger seid - und ich ebenso. Ich glaube nicht, daß dies unsere Welt ist - daß unsere Vergangenheit nicht völlig, nicht in allen Einzelheiten so ist, wie Freund Hawkmoon sich an sie erinnert. Wir wurden ohne unseren Willen als Eindringlinge hierhergebracht, um Herzog Dorian zu töten. Aber aus welchen Gründen - abgesehen vielleicht von perversen
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