Rächerin der Engel
lassen. »Das ist Cullen Jameson.«
Jameson gehörte zu der Sorte Mensch, die wütend wird, wenn sie verwirrt ist. Er musterte Bree und ihre Sekretärin mit zornverzerrtem Gesicht. »Sind Sie die Rechtsanwältin, die ich wegen dieser Verträge aufsuchen soll?«
»Ja, bin ich.«
»Jeder, der Miss Beaufort sprechen möchte, braucht einen Termin«, verkündete Mrs. Billingsley energisch.
»Herrgott noch mal!«, entgegnete Payton. »Als ob da draußen die Klienten Schlange stünden!«
»Sir!«, wandte sich Mrs. Billingsley in noch energischerem Ton an ihn, »unterlassen Sie es bitte, in diesem Büro zu fluchen.«
Jameson sah Payton angewidert an. Nicht weil er Mrs. Billingsleys Ansichten zum Fluchen teilte – dessen war sich Bree sicher –, sondern weil Payton eine Szene machte.
»Ah. Klar. Tut mir leid«, sagte Payton.
»Mrs. Billingsley«, sagte Bree mit förmlicher Miene, »ob Sie wohl meinen Zwei-Uhr-Termin absagen könnten? Mr. Jameson ist nicht lange in der Stadt, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mit ihm über die Savannah Players zu sprechen.«
Ihre neue Sekretärin musterte Payton mit finsterem Blick. »Der Bürgermeister war ja immer bereit, sich mit seinen Terminen auf Sie einzustellen, Miss Beaufort. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Der Bürgermeister. Das beeindruckte Cullen Jameson. Payton ärgerte es. Bree biss sich auf die Unterlippe, hustete und murmelte: »Bin gleich wieder da« und verschwand hinter dem Paravent, wo sie ihr Lachen mit weiteren Hustenanfällen kaschierte. Nachdem sie ihre Aktentasche und ihre Kostümjacke an sich genommen hatte, trat sie mit beherrschter Miene hinter dem Paravent hervor.
»Wir können in unser Büro runtergehen«, sagte Payton. »Oh! Wenn der Bürgermeister anruft, Mrs. Billings, dann geben Sie ihm doch bitte meine Nummer.« Er holte eine Visitenkarte aus seiner Anzugjacke.
»Ich heiße Billings ley «, erwiderte sie. »Und Ihre Nummer werde ich weitergeben, falls es erforderlich sein sollte.«
Das riesige Hauptbüro von Stubblefield, Marwick lag in einem modernen Bürogebäude nahe der Abercorn Street am Rande der Altstadt von Savannah. Die Zweigstelle hier war zwar kleiner, nahm aber trotzdem den größten Teil des ersten Stocks ein. Über die von der Historical Society festgelegten Regeln zur Erhaltung der Bausubstanz hatte man sich dreist, wenn auch nicht gerade mit gutem Geschmack hinweggesetzt. Durch eine große zweiflüglige Holztür gelangte man in einen weitläufigen Empfangsbereich. Der dicke Teppichboden sah teuer aus und war von äußerst empfindlichem zarten Pink. In der Mitte des Empfangsbereichs stand ein halbkreisförmiger Schreibtisch aus Rosenholz. An der Wandtäfelung hinter dem Schreibtisch prangte in überdimensionalen Buchstaben aus Messing der Name der Kanzlei. In den Ecken, auf dem Schreibtisch sowie auf einem kleinen Tisch vor dem Sofa aus hellem Leder standen Vasen mit frischen Blumen.
Hinter dem Schreibtisch thronte eine aufgetakelte Blondine. Als die Gruppe hereinkam, stand sie auf und begrüßte sie mit einem Lächeln.
»Willkommen bei Stubblefield, Marwick. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin’s, Kaylee«, fuhr Payton sie an. »Setzen Sie doch mal Ihre Brille auf, Herrgott noch … meine Güte.«
»Mr. McAllister!« Kaylees Lächeln wurde noch strahlender. »Und Mr. Jameson. Und Sie sind …?« Payton vermied es, Bree anzusehen. Jameson hatte offensichtlich ihren Namen vergessen. »Brianna Winston-Beaufort«, stellte Bree sich selbst vor.
» Sie sind Bree Beaufort?« Kaylee nahm eine schwarz eingefasste Brille aus der Schreibtischschublade und setzte sie sich auf ihre vollendete Nase. »Ist ja irre. Erst heute Morgen habe ich was über Sie im Fernsehen gesehen. Hat man in Ihrem Wohnzimmer nicht eine Leiche gefunden?«
»Ein Klient von ihr, der ihre Rechnung bekommen hat«, erklärte Payton. »Wir gehen in den kleinen Konferenzraum«, fügte er ungeduldig hinzu. »Cullen? Möchten Sie einen Kaffee? Oder lieber was Stärkeres?«
»Ein Scotch wäre prima.«
»Wenn du schon fragst: Ich hätte gern einen Kaffee«, sagte Bree.
Bree folgte Kaylee und den zwei Männern einen kurzen Gang entlang in den Konferenzraum, der genauso gestaltet war wie der Empfangsbereich, bloß dass in der Mitte ein Rosenholztisch mit zwölf Stühlen stand. Jeder Platz war mit einem Telefon, einer Dockingstation und einem Getränkehalter ausgestattet. Die hintere Wand wurde von einem riesigen Fernsehbildschirm eingenommen. Das
Weitere Kostenlose Bücher