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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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ist nicht der Typ Mensch, bei dem man einfach so vorbeikommen kann.«
    Ron stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. »Mache ich sofort! Übrigens habe ich Ihnen ein neues Handy besorgt, mit besserem Akku. Die Nummer bleibt gleich. Hab’s Ihnen schon in die Aktentasche gesteckt.«
    Bree griff nach ihrem Regenmantel und ihrer Aktentasche. Auf dem Weg zur Haustür warf sie einen Blick auf die Engel, mit denen die Treppe bemalt war. Der letzte Engel hatte sich noch weiter herumgedreht, so dass man jetzt fast sein Gesicht sehen konnte.
    Draußen herrschte dichter Nebel, der sich wie dicke Watte über die Straße gelegt hatte. Die Luft war so feucht, dass es einem fast den Atem nahm. Es kam hin und wieder vor, dass ein derartiger Nebel vom Fluss aufstieg und die ganze Stadt einhüllte. Eigentlich wäre es jetzt angebracht gewesen, ein Feuer im Kamin anzuzünden, sich mit einem Buch in den Sessel zu setzen und ein paar Gläser Wein zu trinken. Oder ein Nickerchen zu machen. Bree musste sich sehr zusammenreißen, um nicht ins Haus zurückzukehren. Widerstrebend und unter Aufbietung all ihrer Willenskraft ging sie zum Auto.
    Sascha sprang auf den Rücksitz. Bree blieb noch einen Moment neben der offenen Fahrertür stehen. Sie war so erschöpft, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Sie würde es aber schaffen, dessen war sie sich sicher. Bei jeder Ermittlung wechselten sich Phasen energiegeladener Betriebsamkeit mit solchen ab, in denen man nur langsam vorankam und geduldig Fakten zusammentragen musste.
    Auf der anderen Seite des Autos glitt etwas vorüber.
    »Hallo, Striker«, sagte Bree und blickte zu den Gräbern der Pendergasts zurück, die fast völlig im Nebel verschwunden waren. Dieses athletische, stets kampfbereite Mitglied der Compagnie tauchte nur dann auf, wenn Gefahr drohte – oder wenn Bree selbst für jemanden zur Gefahr wurde. Bree lächelte ihm zu. »Wenn etwas oder jemand hinter mir her sein sollte, werde ich mich nicht wehren. Außerdem bin ich viel zu müde, um auf jemanden loszugehen.«
    »Vielleicht hätten Sie doch eine Tasse von Lavinias Tee trinken sollen.«
    Bree zog die Augenbraue hoch. »So? Ich hätte nicht gedacht, dass wir auch über Zaubertränke verfügen.«
    Striker lachte. »Der Tee ist kein Zaubertrank. Er hat nur eine belebende Wirkung.« Er drehte sich um und ließ seinen Blick durch den Nebel schweifen, dann sah er unter das Auto. Bree bückte sich und tat es ihm nach. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, klatschte er aufs Autodach. »Scheint alles in Ordnung zu sein. Steigen Sie ein.«
    »All das macht mich zumindest etwas munterer.« Bree nahm auf dem Fahrersitz Platz und sah zu Striker hoch. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
    »Glaube nicht. Aber ich bin verwirrt. Alles ist so ruhig.«
    »Zu ruhig?«, hakte Bree nach.
    »Ja.« Unverwandt sah er sie an. »Viel zu ruhig.«

    »Wurde ja auch höchste Zeit, dass Tully was für uns tut«, maulte Harriet Parsall. »Dieser Anteil an den Shakespeare Players ist immerhin ein Anfang, denn Tully ist uns ‘ne Menge schuldig. Ich gehe davon aus, dass diesmal mit dem Deal alles klappt. Als Russ den Löffel abgegeben hat, ist die Sache ja in die Binsen gegangen.«
    Bree ließ den Blick durch die Suite im dritten Stock des Hotels am Forsyth Park schweifen.
    »Ja, ja, das hier bezahlt sie.« Harriet grinste fies. »Oder eher Rutger.«
    Harriet trug ein teuer aussehendes Wollkostüm. Von St. John, soweit Bree es beurteilen konnte. Um den Hals hatte sie eine dicke Perlenkette gelegt, in den Ohrläppchen prangten große goldene Ohrringe. Big Buck hantierte an der Minibar herum, dann kam er, in jeder Hand einen Drink, mit schweren Schritten zu den beiden Frauen. Das eine Glas gab er Harriet, aus dem anderen trank er einen großen Schluck. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts wollen?«, fragte er Bree.
    »Vielleicht später«, antwortete sie. Sie strich den Vertrag glatt. »Ihr eigener Rechtsanwalt hat sich das bereits angesehen? Liege ich da richtig?«
    »Ja.« Big Buck setzte sich neben seine Frau auf die mit Chintz bezogene Couch. Er trug ein zerknittertes weißes Oberhemd, ein Bolotie, Jeans und Cowboystiefel aus Krokodilleder. Außerdem roch er nach Whiskey. Seine protzige silberne Gürtelschnalle schien irgendeinen Bezug zu Kühen zu haben.
    »Was Sie da sehen, ist die Weltmeisterschaftstrophäe im Barrel Racing vom letzten Jahr«, erklärte Buck und klopfte sich voller Stolz gegen die Gürtelschnalle.
    »Meine Güte«, sagte Bree.

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