Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
Unsinn, Robert«, widersprach Fräulein Pfeffer kopfschüttelnd und augenzwinkernd, »es ist doch einfach undenkbar, daß ich bei diesem Rattern und Rumpeln geschlafen haben soll.«
Und dann fuhr das Bummelbähnchen in Rockypool ein.
Stubs, der herausgebracht hatte, daß noch zehn Minuten Aufenthalt waren, unterhielt sich angeregt mit dem Mann auf der Lokomotive.
Er sah nicht, daß eine neue am Ende des Zuges angekuppelt wurde. Er hörte nur plötzlich ein schrilles Pfeifen und das aufgeregte Schreien der anderen.
»Stubs, schnell! Steig ein! Schnell!«
Er rannte, erwischte den letzten Wagen und zog den armen Lümmel erbarmungslos am Halsband herauf. »Du meine Gü te!« schnaufte er, »beinahe hätte ich den Anschluß verpaßt. Ich konnte doch nicht wissen, daß das Biest auf einmal in die andere Richtung fährt«, wandte er sich an eine Bauersfrau, die ihn erstaunt anstarrte. »Finden Sie das nicht auch sehr ungewöhnlich?«
»Hä?« war die ungenaue Antwort der Alten.
»Ich meine, der Zug kam mit der Lokomotive vorne an, wie immer, und dann fährt er ab mit einer hintendran.« Er redete sich in Hitze, weil er sich so dumm vorkam. Schien es schließ lich nicht an der Zeit, diese Mißstände einmal zur Sprache zu bringen?
»Hä?« machte die Bäuerin wieder und nickte mit dem Kopf.
Stubs sah sie zufrieden an. Leute, die nichts als ›Hä‹ sagten und dazu nickten, waren gute Zuhörer. Er beschloß, noch länger in diesem Abteil zu bleiben, denn er hatte gar keine Lust, die Vorwürfe Fräulein Pfeffers über sich ergehen zu lassen, weil er beinahe den Zug versäumt hätte.
Auf der dritten Station stiegen zwei Männer in Marineuniform ein. Aha! Wahrscheinlich gehörten sie zum geheimen Unterseeboothafen. Wäre prima, wenn er mit ihnen ins Gespräch kommen könnte. Dann würde er vielleicht etwas Interessantes erfahren und hätte den anderen tolle Sachen zu erzählen! Die Männer zogen jeder eine Zeitung aus der Tasche und verschwanden beinahe gleichzeitig dahinter.
»Verzeihung, meine Herren«, begann Stubs, »ist es noch weit bis Rockypool? Ich muß nämlich dort aussteigen.«
»Das wirst du schon selber sehen«, knurrte der eine.
»Sie sind wohl nicht zufällig von dem geheimen Unterseeboothafen?« versuchte Stubs es von neuem. »Ich habe mich von Jugend auf für U-Boote interessiert, habe sie immer in der Badewanne schwimmen lassen und …«
»Schätze, das tust du heute noch«, unterbrach ihn der Mann,
»halt die Klappe!«
Der so in seinen Hoffnungen Getäuschte schwieg gekränkt.
Doch dann tröstete er sich damit, so zu tun, als wäre er ein Detektiv, der diese beiden ekligen Kerle unter die Lupe nehmen müsse, und er fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen.
Beide waren glattrasiert, der eine hatte ein Muttermal am Kinn und der andere außergewöhnlich stark hervorstehende Zähne.
›Eigentlich sehen sie gar nicht so schlimm aus‹, dachte er,
›schade, daß sie sich nicht mit mir unterhalten wollen.‹ Er starrte sie gedankenverloren an.
»Irgendwas nicht in Ordnung mit meinem Gesicht?« fragte der eine plötzlich. »Wie wär’s, wenn du zur Abwechslung mal zum Fenster ’rausgucktest?«
Stubs runzelte die Stirn. Dann weckte er Lümmel, der unter dem Sitz eingeschlafen war, und begann mit ihm eine Unterhaltung. Die alte Frau schnarchte mit weit offenem Mund in ihrer Ecke.
»Halt endlich die Klappe«, knurrte der Mann wieder. »Du schwatzt und schwatzt und schwatzt.«
Die Bäuerin war aufgewacht und kicherte.
»Da haben Sie recht«, sagte sie, »redet wie ein Buch, der Junge. Bei dem kommt kein anderer zu Wort.«
Stubs sah sie wütend von der Seite an, und als der Zug das nächste Mal hielt, verließ er mit viel Würde das Abteil. Dina und Robert hingen aus dem Fenster und sahen ihm entgegen.
»Warum bist du nicht früher gekommen? War was Besonderes los?«
»Klar«, nickte Stubs und stieg zu ihnen, »ich saß mit zwei Männern vom Unterseeboothafen zusammen. Und ich sage euch, was die alles wissen!«
»Als ob sie gerade den Mund auftäten, wenn du kommst!«
grinste Robert.
»Na gut, wenn du mir nicht glaubst, dann eben nicht.«
Robert starrte ihn an. Es war doch ganz unmöglich, daß jemand diesem kleinen Idioten wichtige militärische Geheimnisse verriet. Andererseits war er immer gleich mit jedem gut Freund. Vielleicht sagte er doch die Wahrheit?
»Los, red schon. Was hast du gehört?« fragte er endlich.
»Was waren das für Männer?«
»Ihre Namen kenne ich nicht.
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