Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
Bürste mitzunehmen. Und hinter ihm her hüpfte Stubs.
»Wir gehen spazieren!« verkündete er.
»O nein«, widersprach Robert, »das tut ihr nicht! Du willst dich nur drücken, und wir sollen alles alleine machen. Das könnte dir so passen! Du wirst schön hierbleiben und dich betä tigen!«
»Ich hätte gar nichts gegen einen kleinen Spaziergang einzuwenden«, sagte Fräulein Pfeffer hastig. Der Gedanke, die Arbeit ohne diese beiden Unruhestifter beenden zu könne, war zu verlockend. »Ein bißchen Bewegung wird Lümmel guttun«, setzte sie mit einem Zwinkern hinzu.
»Pah«, brummte Robert, »Stubs drückt sich immer.«
»Geh, mein Kind, aber sei zum Tee zurück.« Fräulein Pfeffer eilte davon, und Stubs verschwand aufatmend in Begleitung seines Lieblings.
Die anderen verbrachten einen arbeitsreichen Nachmittag.
Zum Schluß beschriftete Dina sorgfältig ein Dutzend Anhängeschilder, und Robert verschloß den großen Koffer.
»Ich helfe euch, ihn hinunterzubringen«, erbot sich Fräulein Pfeffer, »ich muß nur vorher noch Dinas Sandalen holen und sie in ihr Köfferchen legen.«
Aber Robert winkte ab. »Das lassen Sie nur meine Sorge sein.« Und im Vollgefühl seiner Kräfte zerrte er den Koffer bis zur Treppe, schob ihn über die erste Stufe und gab ihm einen tüchtigen Stoß.
Mit Donnergetöse polterte er in ständig größer werdender Geschwindigkeit hinunter. Sardine rannte um ihr Leben, denn sie hatte wie immer geduldig gewartet, daß jemand über sie fiele. Sie machte einen verzweifelten Luftsprung und sauste hinauf, geradewegs in Dinas Zimmer, aus dem in diesem Augenblick das arme Fräulein Pfeffer, weiß wie eine Wand, stürzte. Sardine schoß an ihr vorbei, landete mit gesträubtem Fell auf dem Bett, und Fräulein Pfeffer hetzte weiter. »Robert!« schrie sie. »Robert, ist dir etwas passiert?«
Unten in der Diele stand Marie, die Köchin, alarmiert von dem gewaltigen Lärm, und betrachtete mit in die Seite gestemmten Armen die Spuren, die der schwere Koffer auf ihrem blankgebohnerten Fußboden hinterlassen hatte.
»Koffer die Treppe ’runterzuschmeißen!« brummte sie kopfschüttelnd und ging zurück in die Küche.
»Warum seid ihr nur alle so aufgeregt?« fragte Robert erstaunt. »Er ist doch gut angekommen, direkt bis zur Eingangstür geschlittert. War doch eine prima Idee! Kein Heben, kein Schleppen, hat uns viel Mühe gespart.«
Fräulein Pfeffer warf ihm einen vernichtenden Blick zu und verschwand wieder in Dinas Zimmer, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.
›Man darf sie nicht eine Minute alleine lassen‹, dachte sie, und ihr Herz schlug noch immer laut und wild. ›Wenn Robert nun auch noch so anfängt.‹
Ein wenig später kam Robert zögernd herein. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich, »ich hatte keine Ahnung, daß es so krachen würde. Lassen Sie mich das andere Gepäck hinuntertragen. Sie können sich dann etwas ausruhen.«
»Danke«, sagte Fräulein Pfeffer erfreut. Diese Art von kleinen Zwischenfällen durfte man wohl nicht zu tragisch nehmen.
Im Grunde waren es doch gute Kinder. Trotzdem glaubte sie, auf eine Ermahnung nicht verzichten zu können. »Du bist schon zu groß für derartig unbedachte Handlungen, ein bißchen mehr Überlegung solltest du doch haben.«
»Nur keine Gardinenpredigten«, wehrte er düster ab. »Das besorgen andere schon zur Genüge, und Ihnen steht es gar nicht.«
Die alte Erzieherin lächelte und zwinkerte ein bißchen verlegen. Sie gab ihm einen kleinen Klaps, und er verschwand zufrieden grinsend. Er mochte sie gern und war ausgesprochen unglücklich, wenn sie einmal böse wurde.
Endlich hatten sie alle Vorbereitungen getroffen, und es war inzwischen Zeit geworden, Tee zu trinken. Stubs kam pünktlich zurück mit ungeheurem Appetit und einem müden Lümmel. Er lief schnurstracks zu Marie in die Küche.
»Mariechen, hast du zufällig wieder die gute Sandtorte gebacken, an die ich in jeder Schulstunde gedacht habe? Es ist überhaupt das einzige, woran ich dort denke.«
»Ach du«, sagte sie, ging in die Speisekammer und öffnete eine riesige Dose. Stubs betrachtete genießerisch den verhei ßungsvoll duftenden Inhalt und umarmte sie stürmisch.
»Du bist die Beste!« rief er. »Es macht dir doch nichts aus, wenn wir alles aufessen? Eigentlich ist es auch nur ein Kompliment, wenn wir nichts übriglassen.«
»Ach, du«, sagte Marie wieder, »du versteckst es.«
»Bei meinem ständigen Hunger ist das auch nötig«, grinste er.
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