Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
den Fenstern, und die Scheiben blitzten und funkelten. Zwei Schornsteine ragten aus dem ganz mit Moos bewachsenen Dach, und nur hier und da leuchtete das Rot der Ziegel hervor. Die Eingangstür wäre eines Schlosses würdig gewesen, fest und stark, mit einem riesigen Türklopfer in Form eines Segelschiffes. Stubs fühlte natürlich sofort ein unwiderstehliches Verlangen, ihn in Bewegung zu setzen. Aber ehe er dazu kam, öffnete sich die Tür ein wenig, und jemand steckte den Kopf durch den Spalt.
›Ein Junge‹ dachten die Kinder, doch als er nun herauskam, sahen sie, daß es ein Erwachsener war. Er war kleiner als Robert, sein Kopf etwas zu groß für den Körper und der Ausdruck seines Gesichtes der eines Kindes mit runden, erstaunten Augen.
»Komm, Dummy, hilf mir«, rief der Fahrer und machte sich am Gepäck zu schaffen. Dummy stapfte schwerfällig herbei. Er trug marineblaue Hosen mit hellem Paspel an den Seitennähten, eine Weste über dem dunklen Hemd und darüber eine Lederschürze. Scheu grinste er die Kinder von der Seite an.
Mit Leichtigkeit hob er die schweren Koffer, lud sie auf seine Schulter und stapfte zurück ins Haus.
»Er ist hier Mädchen für alles«, erklärte der Taxifahrer, »ein guter Kerl, stark wie ein Pferd und freundlich wie ein Kind.
Nur wenn er in Wut gerät, möchte ich ihm lieber nicht begegnen.«
»Ich mag ihn«, sagte Dina, »er lacht so freundlich.«
Der Mann nickte. »Mit Kindern kommt er gut zurecht, aber mit Erwachsenen nicht immer. Wenn sie zum Beispiel etwas an ihm auszusetzen haben, wird er böse, brummt und knurrt und sieht aus, als wollte er sie gleich über die Klippen ins Meer befördern. Und eins rate ich euch, lacht nie über den alten Dummy, demjenigen geht’s schlecht, habe ich mir erzählen lassen.«
Fräulein Pfeffer fand, daß es nun genug des Schwatzens sei.
Sie sah, wie Stubs mit offenem Munde lauschte, und wußte, daß er sich nun gleich erkundigen würde, wem es denn schlecht ergangen wäre.
»Was bekommen Sie?« fragte sie deshalb schnell und öffnete ihr Portemonnaie. »Schönen Dank, daß Sie uns so pünktlich abgeholt haben.«
Der Taxifahrer tippte an die Mütze, versenkte den Fahrpreis und das reichliche Trinkgeld in seiner Jackentasche und fuhr davon.
Dummy erschien wieder und hinter ihm die Wirtin, eine au ßergewöhnlich große und außergewöhnlich stattliche Frau mit verdrießlichem Gesicht. Sie besaß nicht nur ein Doppelkinn, sondern deren gleich mehrere, und Stubs starrte sie, ganz in Bewunderung versunken, an. Das Haar trug sie hochgekämmt, was ihrem Aussehen noch mehr Würde verlieh.
»Guten Tag«, sagte sie mit tiefer Stimme und trat auf die Ankömmlinge zu. »Der Zug muß heute einmal keine Verspätung gehabt haben. Ich hatte Sie noch gar nicht erwartet. Kommen Sie herein. Ihre Zimmer sind bereit.«
»Vielen Dank, Frau, äh, Frau …« sagte Fräulein Pfeffer verwirrt beim Anblick dieser pompösen Erscheinung.
»Mein Name ist Plump, Frau Plump.«
»Paßt ausgezeichnet«, murmelte Stubs, als sie durch die Halle gingen.
Dina gluckste. »Ob es auch kleine Plumps gibt? Sicher sehen sie alle wie die Mutter aus. Meine Güte, ist das eine steile Treppe.«
»Passen Sie an den Biegungen auf«, ermahnte Frau Plump mit ihrer ehrfurchtgebietenden Stimme. »Nanu, was war denn das?«
Es war Lümmel! Lümmel, der sich losgerissen hatte und hinaufstürmte. Er hatte die Kurve zu kurz genommen und Frau Plump ins Wanken gebracht. Kein Wunder bei seinem Tempo!
»Haben Sie sich erschrocken? Das tut mir leid«, sagte Stubs höflich und sanft. »Es ist nur mein Spaniel. Er ist immer sehr aufgeregt, wenn er in eine neue Umgebung kommt. Sie haben doch nichts gegen Hunde? Fräulein Pfeffer sagte, ich dürfte ihn mitbringen.«
»Gegen guterzogene nicht.« Frau Plump sprach mit Betonung und führte sie durch den langen Flur mit vielen Türen. »Ich habe selber einen, einen guterzogenen!«
»Wie heißt er denn?« fragte Stubs interessiert.
»Herr Faß. Den Namen hat ihm mein Mann gegeben, nach unserem Gasthaus. Das ist so einer seiner Späße. Ich hätte ihn lieber Fips genannt, ich meine den Hund, aber jetzt, wo er alt und fett geworden ist, der Hund, versteht sich, finde ich, paßt der Name ganz gut.«
Sie ging ihnen ein paar Stufen voraus bis zu einer kleinen Galerie, auf die vier Türen mündeten.
»Hier habe ich Sie untergebracht«, erklärte sie stolz und öffnete die eine. »Es ist mein bestes Zimmer, vielleicht wollen Sie hier wohnen,
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