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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht in Ufernähe, sondern oberhalb. Wie
eine frische Wunde hatte man ihn in die Flanken der Berge geschnitten. Dichte
Büsche säumten den Stausee. Aber es gab einige Stellen, wo man lagern und
Picknick machen konnte.
    Für Motorboote hatte man den
See offensichtlich nicht freigegeben. Aber Windsurfer glitten über die
gekräuselten Wellen. Zwei Jollen trieben dahin; und am rechten Ufer sah man die
bunten Badekappen zweier Schwimmerinnen.
    Der Wasserstand war niedrig,
lag mindestens vier Meter unter der Normalmarke, wie man an den Ufern ablesen
konnte. Die Luft roch etwas modrig — wie nach toten Fischen, dachte Tarzan.
Unter der Wasserfläche hoben sich dunkle Klötze ab. Das waren die Gebäude. Etwa
in der Mitte des Sees schob sich die Kirchturmspitze aus dem Wasser. Eben glitt
ein Windsurfer um sie herum und berührte im Vorbeisegeln den schmiedeeisernen
Wetterhahn mit einer Hand.
    „Ich tauche hinunter“, sagte
Tarzan.
    Gaby lächelte. „Das habe ich
mir gedacht.“
    „Der Kirchturm“, sagte er,
„bietet einen prächtigen Anlaufpunkt. Wir wissen ja: Haus Nr. 7 liegt neben der
Kirche. Daran hat sich bestimmt nichts geändert.“ Er lachte. „Die Sieben sei
über der Tür eingemeißelt, hat Frau Riedel erzählt. Na also! Das Haus finde
ich. Hinein komme ich auch. Und dann müßte es mit dem Teufel zugehen, wenn ich
nicht auch Labutzkas Geheimfach entdecke. Wozu bin ich ausgebildeter
Schnorcheltaucher? Das heißt: Einen Schnorchel brauche ich gar nicht. Aber eine
Tauchmaske. Unbedingt. Mit ungeschützten Augen könnte es dort unten gefährlich
werden. Obschon die Tiefe sicherlich nicht mehr als fünf oder sechs Meter
beträgt.“
    „Juppi du!“ krähte Klößchen und
begann von einem Bein auf das andere zu hüpfen. „Dann ist ja noch alles drin.
Dank deiner sportlichen Vielseitigkeit. Aber woher kriegen wir jetzt eine
Tauchmaske?“
    „In Kirchberg“, sagte Karl,
„habe ich ein Sportgeschäft gesehen. Die haben garantiert welche. Zumal es doch
hier verlocken muß, mal kurz nach Walchenau abzutauchen.“
    „Wie steht es mit der Barschaft?“
fragte Gaby und öffnete ihr Portemonnaie. Es hatte die Form eines roten
Herzens.
    Sie legten ihr Geld zusammen.
    „Das reicht“, sagte Tarzan.
„Und ich finde es richtig, daß wir das Geld anlegen. Wenn ich meine Tauchmaske
aus dem Internat hole, schaffen wir es heute nicht mehr. Ob wir morgen schon
wieder freikriegen, ist fraglich. Wir müßten also eine ganze Woche warten.“
    „Kommt ja nicht in die Tüte“,
meinte Klößchen. „Eher klaue ich eine Tauchmaske, falls unser Geld nicht
reicht.“
    „O weh!“ sagte Gaby plötzlich.
„Wir haben an eins nicht gedacht. Du hast keine Badehose mit.“
    Tarzan lachte. „Ich schwimme
nackt.“
    „Was? Das ist nicht dein
Ernst!“
    „Natürlich nicht! Ich habe eine
Unterhose an, die auch als Schwimmslip benutzt wird. Sportgeschäfte verkaufen
sie sowohl für das eine wie für das andere. Allerdings dürft ihr nicht lachen.
Denn die Farbe ist etwas komisch: Lila mit gelben Punkten.“
    „Todchic!“ sagte Gaby. „Hast du
dazu ein passendes Unterhemd?“
    „Klar. Aber das ist gelb mit
lila Punkten.“
    Klößchen kicherte. Gaby machte
ein ganz albernes Gesicht. Und Karl meinte: „Hoffentlich vergeht uns das Lachen
nicht, wenn Tarzan sich nachher in Walchenau verirrt und stundenlang
wegbleibt.“
    „Darüber scherzt man nicht“,
rief Gaby. „Das hieße ja, er würde ertrinken. Wenn die Gefahr besteht, blasen
wir das Unternehmen ab. Dann pfeife ich auf Herrn Adelmanns Wertsachen.“
    Sie war ganz aufgebracht, und
der Schreck machte ihre Augen noch größer.
    „Nein, nein!“ wehrte Tarzan ab.
„Es besteht nicht die geringste Gefahr. Sowas ist für mich ein Spaziergang.“
    Sie liefen nach Kirchberg
zurück, kauften die Tauchmaske und behielten sogar noch etwas Geld übrig.
    Auf dem Rückweg zum Stausee
blickte Tarzan sich immer wieder um. Er rechnete damit, daß Otto Galster und
Dolores Pfau auftauchen würden. Aber sie waren nicht zu sehen.
    Die vier Freunde liefen am Ufer
entlang und fanden eine geeignete Stelle. Tarzan zog sich aus.
    Klößchen hielt einen Finger ins
Wasser und meinte: „Hat mindestens vierzehn, fünfzehn Grad. Laß lieber das
T-Shirt an — und die Socken.“
    Das Wasser war tatsächlich
kalt.
    Als Tarzan hineinstieg, nahm es
ihm im ersten Moment den Atem. Aber dann gewöhnte er sich an die Kälte.
    Kraftvoll kraulte er bis zu der
Kirchturmspitze. Er blickte zu seinen Freunden

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