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Rätselhafte Umarmung

Rätselhafte Umarmung

Titel: Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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abgezogen war, und es einfach wieder draufgesteckt«, erläuterte er. »Sie war früher Mechanikerin bei der Army. In einer Frauenkompanie.«
    »Verrückt.«
    »Das ist sie auch.«
    Plötzlich wirbelte Rachel herum und stieß den Zeigefinger gegen sein Brustbein. »Ich hätte mich nie von dir überreden lassen dürfen, Addie allein mit ihr zu lassen! Sie ist genauso verrückt wie Mutter; das kann jeder sehen, der auch nur einen Funken Verstand hat!«
    Bryan wich zurück. »Rachel, es tut mir leid. Ich hätte ihr die Sache mit dem Auto genauer erklären müssen. Ich übernehme die ganze Verantwortung ...«
    »Seit wann denn das?« fragte sie höhnisch. All die Angst und Wut und Frustration, die sich in ihr aufgestaut hatten, platzten mit einemmal aus ihr heraus. »Seit wann übernimmst du Verantwortung? Du bist der verantwortungsloseste Mensch, den ich kenne, Du mit deinem >Don't worry, be happy<-Gefasel. Es wird sich schon alles regeln. Alles wird gut«, machte sie ihm verbittert nach. »Wenn du eine Ahnung hättest, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, dann wäre das hier nie passiert. Ich wäre zu Hause gewesen, um auf Mutter aufzupassen, nicht irgendwo in einem Fesselballon!«
    Sie ging von ihm weg und schüttelte, wütend über sich selbst, den Kopf.
    »Du brauchst dir nicht allein die Schuld zu geben, Rachel. Es hat einen Unfall gegeben. Niemandem ist was passiert. Ich werde mich um alles kümmern. Es wird sich alles finden.«
    Etwas Treffenderes hätte ihm nicht einfallen können, wenn er absichtlich versucht hätte, sie zu quälen. Der letzte Satz klang ihr in den Ohren nach. Sie hörte erst Terence. dann Bryan. Sie sah, wie sie sich um alles kümmerte, während die beiden fröhlich weiter ihren Träumen nachjagten - schließlich war ja niemandem etwas passiert.
    »Warum kannst du der Wirklichkeit nicht ins Gesicht sehen?« fragte sie. Ihre dunklen Augen blickten ihn flehend und gequält an. »Nichts findet sich einfach so, Bryan. Es wendet sich nicht immer alles zum Guten. Wir geben immer wieder unser Bestes und kriegen immer wieder eins drauf. Das ist die Wirklichkeit - nicht vergrabene Schätze und Fesselballonfahrten.«
    Sie schüttelte wieder den Kopf, ließ ihn dann hängen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es von Anfang an wissen müssen.«
    Ich hätte mich nie mit dir einlassen dürfen.
    Bryans Kopf flog hoch. Sie brauchte die Worte gar nicht auszusprechen; sie erreichten ihn wie über einen elektrischen Span-nungsbogen, der seine Nerven unter Folterqualen versengte. Seine Liebe bedeutete ihr so wenig, daß sie sie ablehnte. Liebe war so unpraktisch und ließ sich so schlecht mit Rachels edler Selbstaufopferung vereinbaren. Auch Bryans Schutzmechanismen begannen jetzt zu arbeiten, damit ihm nicht alles Blut aus dem Herzen floss .
    »Gut«, meinte er gepresst . »Du darfst dir also kein Vergnügen gönnen! Um Gottes Willen! Du muss t arbeiten und für deine Sünden büßen.«
    Rachel hielt ihn am Arm fest, weil er sich wegdrehen wollte.
    »Stell mich bloß nicht als Märtyrerin hin. Ich bin ein vernünftiger, realistischer Mensch, der versucht, sich auf vernünftige, realistische Weise in einem Alptraum zurechtzufinden.«
    »Ach ja, stimmt«, gab er sarkastisch zurück. Sein Lächeln war nur eine traurige Parodie. »Vielleicht hätte ich es dir nachmachen und mich genauso vernünftig und realistisch verhalten sollten. Glaub bloß nicht, daß ich den ganzen Ärger brauchen konnte, den ich mir eingehandelt habe, als ich mich in dich verliebt habe.«
    Jetzt zuckte Rachel zusammen. Der Schmerz kam nicht ganz unerwartet. Sie hatte von Anfang an gewusst , daß Bryan den Schwanz einziehen würde, sobald die ersten Schwierigkeiten auftraten. Wie alle Träumer.
    »Gut, ich will dir nicht im Weg stehen«, sagte sie leise und breitete resigniert die Arme aus. »Irgendwann musste es ja sowieso passieren. Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten.«
    Bryan schaute sie lang und eindringlich an, versuchte, seinen Schmerz nach besten Kräften zu verheimlichen, und suchte verzweifelt nach einem Hinweis darauf, daß es auch ihr weh tat. Sie war verbittert und desillusioniert und hatte jedes Wort genau so gemeint, wie sie es gesagt hatte. Sie hatte von Anfang an nicht an seine Liebe geglaubt, nicht wirklich, nicht so, daß es etwas bedeutet hätte. Offenbar war sie wild entschlossen, ihre Büßerpläne in die Tat umzusetzen, und in denen war für ihn kein Platz.

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