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Rätselhafte Umarmung

Rätselhafte Umarmung

Titel: Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie Bryans eindringlichem Blick aus.
    »Es bleibt allerdings noch die Frage, was Mrs. Lindquist dazu meint«, bemerkte er spitz. »Immerhin ist es ihr Haus.«
    Rachel versuchte, ihren Zorn und ihr schlechtes Gewissen im Zaum zu halten. Eine gerichtliche Entmündigung wollte sie um jeden Preis vermeiden. Sie hatte das düstere Gefühl, daß sie sich dadurch jede Hoffnung auf Versöhnung nahm. Aber ihr blieb bald keine andere Wahl mehr. Ihr Vermögen schmolz dahin, und das Finanzamt saß ihnen im Nacken. Sie sah keine andere Möglichkeit, als ihren ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen: Sie musste das Haus verkaufen und ihren neuen Job in San Francisco antreten. Bryans unvernünftiger Widerstand belastete sie zusätzlich. Sie fühlte-sich von ihm im Stich gelassen.
    » Und dann ist da noch der Vertrag, den ich mit Mrs. Lindquist geschlossen habe«, fuhr er fort. Mit ungeheurer Willensanstrengung ignorierte, er die Wut, die Rachel ausstrahlte. Statt dessen setzte er sein albernstes Grinsen auf und begann, mit drei roten Schaumstoffbällen zu jonglieren, die er aus dem Nichts hervorgezaubert hatte. »Sie hat mich beauftragt , den Geist zu finden.«
    »Es gibt keine Geister, Mr. Hennessy«, widersprach ihm Porchind. eindringlich, so als würde er mit einem Zehnjährigen reden.
    Im gleichen Augenb l ick stießen er und Rasmussen einen spitzen Schrei aus und setzten sich abrupt auf. Wie auf Kommando drehten sie die Köpfe, als erwarteten sie, Dolche aus der Rückenlehne des Sofas ragen zu sehen. Gleich darauf richteten sich alle Blicke auf Bryan, der fröhlich weiterjonglierte, ohne sich um den unausgesprochenen Vorwurf zu kümmern, daß er irgendwie schuld an diesem Vorfall war.
    »Natürlich gibt es hier einen Geist«, erklärte er überzeugt. »Er heißt Archibald Wimsey. Er war 1931 hier bei Arthur Drake zu Gast. Und verschwand auf mysteriöse Weise. Ich bin fest davon überzeugt, daß sein Geist dieses Haus bis auf den heutigen Tag bewohnt.«
    »Das ist doch läche rlich«, sagte Porchind streng. »Absurd«, bekräftigte Rasmussen.
    Wie ein Mann, sprangen sie mit weit aufgerissenem Mund und Augen von ihrem Sofa auf und rieben sich mit beiden Händen die H interbacken.
    Rachel schleuderte Bryan einen vernichtenden Blick zu und trat dann vor, um ihre Gäste zu beschwichtigen. »Die Federn in diesem alten Ding taugen nichts mehr. Kein Wunder, daß es gestern niemand kaufen wollte.«
    Sie brachte die beiden zur Haustür und versprach ihnen, daß sie und ihre Mutter sich bald wegen des Hauses entschieden hätten. Als sie ins Arbeitszimmer zurückkam, ließ sie dem Zorn freien Lauf, der sich den ganzen Tag über in ihr angestaut hatte.
    »Was für ein kindischer, dummer Streich!« tobte sie und baute sich vor Bryan auf. »Das Sofa mit deinen lächerlichen Zaubertricks zu präparieren. Das sieht dir ähnlich!«
    »Das tut es«, gab Bryan widerstrebend zu. »Aber ich war es nicht.«
    »Natürlich nicht«, höhnte Rachel. Sie wandte sich von ihm ab und marschierte vor ihm auf und ab, als könnte sie dadurch ihren Zorn ablassen, bevor sie explodierte. »Wie kann ich es dir nur begreiflich machen, Bryan? Ich muss das Haus verkaufen.«
    »Nein, das muss t du nicht«, widersprach er. Plötzlich grinste er vor Aufregung wie ein kleiner Junge. »Ich glaube, ich weiß jetzt, warum Schweinchen Schlau und sein Kumpan es .unbedingt kaufen wollen.«
    »Es ist mir gleich, warum sie es kaufen wollen. Meinetwegen können sie hier ein Nudistencamp für Leprakranke aufmachen.«
    Bryan verzog das Gesicht. »Was für eine hässliche Vorstellung.«
    Rachel blitzte ihn an. »Längst nicht so hässlich wie das, was ich über dich denke.«
    Das stimmte. Die Signale, die er empfing, waren ausgesprochen feindselig. Er räusperte sich, atmete tief durch und wagte den Sprung ins kalte Wasser.
    »Ich glaube, sie suchen nach Gold.«
    Rachel blieb augenblicklich stehen und schaute ihn ungläubig an. »Wie bitte?«
    »Porchinds verstorbener Verwandte)', Pig Porchind, war während der Prohibition ein berüchtigter Whiskeyschmuggler«, erläuterte er eifrig. »Damals ging das Gerücht um, er hätte irgendwo in der Gegend um Anastasia einen riesigen Goldschatz versteckt.«
    »Was hat das mit Drake House zu tun?« fragte sie ungeduldig.
    »Etwa zur gleichen Zeit ging ein ebenfalls berüchtigter Dieb in der Gegend um. Er hatte es vor allem auf die Häuser der reichen Holzbarone und Reeder abgesehen. Man munkelte, daß er Pig das Gold gestohlen hätte.

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