Rätselhafte Umarmung
hier los?« fragte Bryan mit einer Unschuld, die ihm einen vernichtenden Blick von Rachel einbrachte.
»Mutter ist wütend auf mich, weil ich heute morgen einen Immobilienmakler ins Haus gelassen habe.«
»Verräterin!« zeterte Addie und schleuderte ein Paar Slipper in Rachels Richtung.
»Sie hat sich eben meine Sachen geschnappt und damit in ihrem Zimmer eingeschlossen.«
»Oje.« Bryan zog die Stirn in Falten. »Wo ist Tante Roberta?«
»Mit einem Kerl namens Brutus zum Tauchen gefahren, offenbar einem alten Freund von einem deiner Brüder«, erklärte Rachel, während sie einen Schuh von der Motorhaube der Chevette auflas. »Wenn du mich fragst, der Kerl hatte nicht alle Tassen im Schrank, aber wer fragt mich schon?« Ihr sprödes Lachen klang halb wütend, halb hysterisch.
Bryan zog überrascht die Brauen hoch.
»Und das ist alles deine Schuld.« Rachel sah ihn wutentbrannt an und fuchtelte mit dem Slipper vor seiner Nase herum. »Du hast Mutter gesagt, sie brauchte nicht umzuziehen. An diese wertvolle Information kann sie sich natürlich ausgezeichnet erinnern. Herzlichen Dank, Bryan«, fauchte sie und knallte ihm den Schuh auf den Arm. »Du bist mir wirklich eine große Hilfe.«
Bryan zuckte zusammen und rieb sich die brennende Stelle. »Aber Rachel...«
»Du sagst immer, daß du mir helfen willst«, tobte sie weiter und lief los, um eine Jeans aufzufangen, die eben zu Boden flatterte.
»Und gleich darauf untergräbst du meine Bemühungen, Mutter davon zu überzeugen, daß sie sich in das Unvermeidliche fügt.«
»Aber Liebling, es ist doch gar nicht...«
Sie verstummten beide, denn in diesem Augenblick ratterte ein brauner Ford Galaxy über die Auffahrt. Der Wagen kam stöhnend zum Stehen, und Porchind und Rasmussen stiegen aus. Von oben kam ein Stein geflogen, der mit einem Ping! vom Kühlergrill ihres Autos abprallte. Alle Augen richteten sich auf Addie, die einen Büstenhalter zu einer behelfsmäßigen Schleuder zweckentfremdet hatte.
»Schweinchen Schlau und sein Gehilfe!« tobte sie. Sie lud ein Körbchen und ließ den nächsten Stein fliegen. »Runter von meinem Grundstück!«
»Bitte entschuldigen sie meine Mutter, Gentlemen«, schnaufte Rachel, als sie sich alle auf die Veranda gerettet hatten. »Sie halluziniert viel in letzter Zeit.«
»Wir wollten unsere Bücher holen, Miss Lindquist«, erklärte Porchind ohne jede Vorrede. Er zupfte an seiner braunen Weste, in dem vergeblichen Versuch, sich das Kleidungsstück über den dicken Bauch zu ziehen.
»Die Bücher«, echote Rasmussen. Er warf Bryan einen kurzen Seitenblick zu. Seine tiefliegenden Augen funkelten zornig. Bryan reagierte mit einem strahlenden Lächeln.
»Ach ja«, sagte Rachel und sah Bryan finster an. »Bitte verzeihen Sie die Verwechslung. Bryan wird Ihnen die Bücher holen.«
»Sie sind im Arbeitszimmer«, meinte er ungerührt. Er öffnete die Tür und ließ alle eintreten. Rachel ging an ihm vorbei. Porchind und Rasmussen schlichen sich vorsichtig ins Haus, immer darauf bedacht, ihm nicht den Rücken zuzudrehen. »Was für ein komischer Zufall - daß wir die Stapel mit den Büchern vertauscht haben!«
Als Antwort erhielt er lediglich drei zornige Blicke, die an seinem Schild fröhlicher Unschuld abprallten.
»Also, dieses alte Tagebuch war wirklich ausgesprochen interessant«, erklärte er gutgelaunt, während sie ins Arbeitszimmer gingen.
Die beiden Besucher wandten sich abrupt einander zu. Ihr Teint wurde kalkweiß und dann aschgrau.
»Ich bin allerdings nicht daraus schlau geworden«, fügte Bryan grinsend an. Er musste sich das Lachen verkneifen, als er sah, wie Porchind und Rasmussen sich wieder entspannten und wie aus einem Mund aufatmeten.
Sie ließen sich sichtbar erleichtert auf das Ledersofa sinken, während Bryan ihnen den kleinen Bücherstapel reichte. Porchinds kurze Wurstfingerchen krampften sich begierig um die Leinenbände und preßten die Bücher gegen seinen dicken Bauch.
»Ich habe mit einem Immobilienmakler über das Haus gesprochen«, erklärte Rachel abrupt und zog damit von allen Seiten erstaunte Blicke auf sich. Sie lehnte sich gegen den Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Bryan trotzig ins Gesicht.
»Wir hatten gehofft, Ihnen diese Mühe ersparen zu können, Miss Lindquist«, zwitscherte Porchind nervös.
»Ich wollte mich über den Marktwert informieren«, erläuterte Rachel.
»Sie sind also zum Verkauf entschlossen?«
»Ja«, antwortete sie. Jetzt wich
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