Räuber von den Sternen
Waren an diese Länder. Ich habe einige von diesen Handelskarawanen gesehen und war erstaunt über ihre Größe.«
»Es verkauft nicht an diese Länder«, korrigierte Fortune. »Es verkauft an Händler aus diesen Ländern. Und für die ausländischen Händler ist die Quelle ihrer Einkäufe ein wohlgehütetes Geheimnis. Solange die Kontakte zu anderen Kulturen sich auf den privaten Handel unternehmender Kaufleute beschränkte, war das Stromland sicher. Das Dumme ist, daß Divodasa kein Kaufmann ist.«
»Er ist ein blutrünstiger Barbar!«
»Genau. Vergewaltigen, Kehlen durchschneiden und Plündern, das sind seine Spezialitäten. Intellektuelle wie der alte Anunitu und unser Freund Sambara haben keine Chance gegen einen solchen Eindringling. Sie können ihn nicht übertölpeln, und sie können ihn nicht kaufen. Und weil sie selber nie an Eroberungen interessiert waren, haben sie weder die Waffen noch die Armee, die sie brauchten, um die Invasion abzuwehren, von der Kriegstechnik gar nicht zu reden. Sie überraschen mich, Luise. Sie wußten von Anfang an, daß diese Kultur zum Untergang verurteilt ist, trotzdem tun Sie, als ob Sie sie verteidigen wollten.«
»In zehn Jahren habe ich diese Leute ziemlich gut kennengelernt. Ich will sie nicht sterben sehen.«
»Sie engagieren sich zu stark«, warnte er.
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich brauche keine Lektionen von Ihnen, Fortune.«
»Schon gut. Ich möchte nur nicht, daß Sie vergessen, warum Sie hier sind.«
Sie reichte ihm den smaragdenen Elefanten. »Fertig«, sagte sie.
*
Der Hohenpriester kam rasch zur Sache. »Wenn dein besonderes Wissen so groß ist, daß du denjenigen zerstören kannst, der sich Indra nennt, dann kann es auch dazu dienen, uns gegen Divodasa zu verteidigen.«
»Vielleicht«, sagte Fortune langsam, Erstaunen vortäuschend.
»Ich würde einen Handel machen«, fuhr Sambara fort. »Ich werde den Elefanten abliefern …«
»… und ich werde tun, was ich kann, um dir bei der Abwehr der Invasoren zu helfen. Ich gehe sogar noch weiter, Sambara. Ich werde den Tribut zurückholen, den alle anderen Städte entrichtet haben, und ihn hier abliefern, bevor der Tag zu Ende geht.«
»Du hast die Macht, das zu tun?«
Fortune lächelte. »Das Wissen, Sambara.«
*
Das Boot des Imperiums kehrte genau zur angekündigten Zeit zurück; die Sonne stand genau im Zenit. Nachdem es langsam die Zitadelle überflogen hatte, landete es auf der Tempelterrasse. Sambara, in einem golddurchwirkten Umhang mit eingearbeiteten Rubinen und Smaragden, flankiert von zwei bescheidener gekleideten Priestern, verließ feierlich schreitend den Tempel und ging auf das Himmelsfahrzeug zu. Auf einem kostbaren Kissen trug er den smaragdenen Elefanten.
Das Trio blieb einige Schritte vor dem metallenen Ungetüm stehen. Es blieb noch eine Weile still, dann ertönte der Gong, nicht ganz so laut wie letztes Mal, gefolgt von »Indras« Stimme:
»Bringt ihr Tribut?«
Sambara richtete sich auf. »Der oberste Rat von Mohenjo-daro«, verkündete er, »nimmt die Bedingungen des mächtigen Indra für den Schutz gegen die Eindringlinge an und bietet diese kleine Gabe als ein Unterpfand für den Tribut dar, der später folgen wird. Boten sind in alle Teile der Stadt und in die Umgebung entsandt worden. Die Steuereintreiber richten Sammelstellen ein, um sicherzugehen, daß kein Bürger sich der Umlage entziehen kann. Der ganze Tribut wird heute abend bei Sonnenuntergang auf dieser Terrasse angehäuft sein.«
»Wer ist es, der da spricht?« verlangte die Lautsprecherstimme zu wissen.
»Mächtiger Indra, Verteidiger Mohenjo-daros, es ist Sambara«, antwortete der Hohenpriester. »Sambara, der auch das Auge der Wahrheit, die Stimme der Vernunft und der Arm der Gerechtigkeit genannt wird; Sambara, dessen Wort in Mohenjo-daro und im ganzen Stromland Gesetz ist; Sambara, der künftig als Diener Indras bekannt sein wird. Nimm unsere Gabe an, mächtiger Indra, und beschütze uns vor den Eindringlingen.«
Es trat wiederum eine kurze Stille ein, die von den Leuten an Bord offenbar zu einer hastigen Besprechung genutzt wurde, dann meldete sich »Indras« Stimme von neuem: »Gut gesprochen, mein treuer Sambara. Indra wird seine Hand gegen deine Feinde erheben und sie zerschmettern, sobald der restliche Tribut entrichtet sein wird. Ich nehme dein Unterpfand an; bringe es zu Indra.« An der Unterseite des diskusförmigen Objekts klappte ein Teil der Wand herunter und bildete eine Rampe
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