Räuber von den Sternen
werden, wenn Sie versuchen, hinter die Bedeutung der Bedienungsinstrumente zu kommen. Es gibt da keine Gebrauchsanweisung.«
»Sie werden mir genau sagen, welches der Zweck eines jeden Instrumentes ist und wie es gehandhabt wird«, sagte Malik und zog am Abzug. »Ich brauche keine Gebrauchsanweisung.«
Abgesehen von einem Gefühl der Nässe und Kühle auf der Haut gab es nichts, was den Eintritt der Droge in seinen Körper begleitete. Fortune lächelte. »Malik, ich beneide Sie nicht um Ihre erste Reise in einem TERRA-Transporter. Mich haben sie erst an so ein Ding herangelassen, als ich einen Monat mit einem Simulator… geübt … hatte. Mit … einem … Simulator. Es … es … schleicht auf … Zehen … spitzen … durch meine … Blutbahn. Schneller … als ich … gedacht hatte. Feiglinge … sterben … viele Male … bevor … was? Bevor … Ahh. Der … Tap… der Tapfere oh!« Langsam sackte er in den Ketten zusammen.
*
Es war wahr. Er schien anderswo zu sein. Zu schwimmen. Aber nicht wirklich. Es war ein sehr schöner Tag.
Maliks erste drei Fragen bewiesen, was Luise befürchtet hatte: daß ein Mann, der erfolgreich ein weitgespanntes Weltenimperium lenken konnte, keine dummen Fragen stellte. Sein Verhör war logisch, systematisch. Aber seine Zeit war begrenzt, und Fortunes Antworten, obschon von fast penibler Aufrichtigkeit, kamen langsam. Bei seiner vierten Antwort fing Luise zu kreischen an und zwang Malik, seine Frage noch einmal zu stellen. Verzweifelt übertönte sie Fortunes Antworten mit Serien schriller Schreie.
Der Tyrann von Bories rammte ihr einen schmutzigen Lappen in den Mund und verabreichte ihr vorsorglich noch eine Dosis Solupsin. Die Verzögerung kostete ihn drei Minuten, dann überzeugte die Chemikalie auch sie, daß alles, angefangen von der Art und Weise, wie sie an die Wand gekettet war, bis hin zu Gregor Malik selber, einfach wunderbar war.
Malik setzte sein Verhör umsichtig und rasch fort.
*
General Ayalpal hörte den Schrei der Wache und sprang von seinem Lager auf. Obwohl er den Frieden und die Ruhe liebte und bei weitem glücklicher gewesen wäre, eine Parade zu organisieren, hatte das keinen Einfluß auf seine Tapferkeit. Weder Sambara noch der rätselhafte Ausländer hatten sich seit gestern nachmittag blicken lassen. Der Ältestenrat gab sich damit zufrieden, auf die Rückkehr des Hohenpriesters zu warten. Von ihm waren keine Taten oder Entschlüsse zu erwarten. Ein anderer Mann hätte sich ihrem Beispiel achselzuckend angeschlossen.
Aber Ayalpal wußte, daß Mohenjo-daros Schicksal in seiner Hand lag. Es war nicht in ihm, müßig abzuwarten und nichts zu tun. Auch kannte er nicht jenen Hang zum Zaudern, jene Unentschlossenheit, der so viele seiner Zeitgenossen behinderte.
Gestern abend hatte er seine Offiziere um sich versammelt und ihnen eine anfeuernde Rede gehalten, damit auch sie die Notwendigkeit der Bereitschaft begriffen.
»Wir können uns nicht darauf verlassen, daß der Feind seinen Angriff uns zuliebe verschiebt. Er könnte schon in einer Stunde vor den Mauern stehen. Ich glaube nicht daran, aber es könnte sein. Wir werden selbstverständlich fortfahren, unsere Befestigungen zu verstärken. Jeder Tag Aufschub bedeutet einen Vorteil für uns. Aber inzwischen müssen wir jederzeit zum Kampf bereit sein. Jeder einzelne von euch hat die Pflicht, seine Soldaten beisammenzuhalten und den ihm zugewiesenen Verteidigungsabschnitt zu bewachen.«
So war Mohenjo-daro nicht gänzlich unvorbereitet. Innerhalb weniger Minuten nach dem ersten Alarmsignal warteten sechshundert Männer auf den Mauern.
Divodasas pferdebespannte Streitwagen erfüllten die Luft mit unheilvollem Grollen, als die Barbarenhorden von zwei Seiten zugleich auf Mohenjo-daro vorstießen, die Königin des südlichen Stromlandes.
*
Auch Gregor Malik hörte es und warf einen Blick auf seine Uhr. Hannibal Fortunes Verhör hatte mehr Zeit beansprucht, als er im voraus berechnet hatte. Zwanzig oder auch nur zehn Stunden Praxis mit einem Simulator wären höchst vorteilhaft gewesen, mußte er sich eingestehen. Zwar waren TERRAS Transporter mit geradezu kindisch einfachen Bedienungsinstrumenten ausgestattet, aber sie verlangten strikte Einhaltung der vorgeschriebenen Bedienungsfolge. Vergaß man einen Schritt, drückte man die richtigen Knöpfe in der falschen Reihenfolge, oder vernachlässigte man die wechselseitige Abstimmung der Gradteilereinstellungen, war man unter
Weitere Kostenlose Bücher