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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aus. Auf zahlreichen Tischen und offenen Regalen standen alte Computer, Rechenmaschinen und Zeug, von dem ich nicht die geringste Ahnung hatte, zu was es gut sein könnte. In den Gängen zwischen den Tischen stapelten sich verstaubte Umzugskartons. Manche waren offen, und dicke Aktenordner lugten heraus.
    Es kribbelte in meiner Nase, und nach einem befreienden Niesen sah ich recht ratlos den Studenten an. »Ist dies das große Geheimnis, das Sie uns versprochen haben?«
    Becker nickte, er war aufgeregt. »Letzte Woche beobachtete ich Schönhausen, wie er in diesen Raum schlich. Damals dachte ich mir, der will bloß heimlich eine rauchen. In der ganzen Klinik ist ja Rauchverbot, da kommen die Mitarbeiter auf die tollsten Ideen. Ein paar Hartgesottene gehen zum Rauchen in den Kühlraum zu den Leichen. Stört ja dort schließlich niemand.«
    »Ja und? Hat er geraucht?«
    »Weiß nicht. Ich hab mich da nicht weiter drum gekümmert. Erst nachdem ich von dem gewaltsamen Tod des Doktors gehört habe, wollte ich mal nachschauen.«
    Ich blickte mich weiter um, konnte aber auf Anhieb nichts Interessantes entdecken.
    »Sagen Sie, hat der Doktor in diesem Raum vielleicht Drogen konsumiert?«
    Becker stierte mich an. »Drogen? Wie kommen Sie auf dieses Hirngespinst? Ich habe inzwischen erfahren, dass Schönhausen überzeugter Nichtraucher war.«
    »Was wollte er dann in diesem Raum? Muss ich Ihnen alles einzeln aus der Nase ziehen?« Meine Frage passte, schließlich arbeitete er in der HNO.
    Der Aushilfsarzt zeigte auf eine Raumecke, in der besonders viele Kartons standen. »Es war sehr einfach festzustellen, was Schönhausen hier gemacht hat. Wie Sie sehen, ist alles in diesem Raum mit einer millimeterdicken Staubschicht belegt.« Um seine Aussage zu untermauern, strich er mit dem Zeigefinger über einen Tisch. Die Spur war deutlich zu sehen. »Schönhausen hat in den alten Akten rumgeschnüffelt. Ob er was gefunden hat, kann ich natürlich nicht sagen.«
    Ich schnappte mir einen der Kartons, dessen Staubschicht besonders stark verwischt war, wuchtete ihn auf einen Tisch und begann, Ordner herauszuziehen. ›Liquidation Prof. Dr. Kleinmacher IV‹, las ich zu meinem Befremden.
    »Wer ist dieser Kleinmacher?«, fragte ich Becker, »und warum wurde er umgebracht?«
    Der Student verstand nicht, was ich meinte. Ich zeigte ihm den Ordnerrücken und er lachte viel zu laut heraus. »Liquidation hat nichts mit Umbringen zu tun, Herr Palzki. Jedenfalls nicht in diesem Zusammenhang. Professor Doktor Kleinmacher war der Vorgänger von diesem unsympathischen Wutzelsbach. Und Liquidation ist ein anderes Wort für Rechnung. In diesem Ordner dürften die Rechnungen abgeheftet sein, die der Professor seinen Privatpatienten stellte.« Er schlug den Ordner auf und seine Erklärung wurde bestätigt.
    Wegen mangelnder Erfolgsaussichten unterließ ich das Durchblättern der Rechnungen. Der Datenschutz war mir in diesem Fall zwar vollkommen egal, doch was sollte ich mit der Information anfangen, wer aus welchem Grund sich für wie viel Geld die Nasenscheidewand hatte richten lassen. Ich zog weitere Ordner mit dem gleichen Ergebnis aus dem Karton. Im nächsten Karton fand ich einen Ordner mit Privatkorrespondenz des Professors. Doch ein erstes Überfliegen der Inhalte ergab, dass es um Dinge wie Urlaubsbuchung oder Reparaturen seines Porsches ging. Enttäuscht steckte ich die Ordner zurück in die Kartons.
    »Das ist alles recht dünn, Herr Becker. Selbstverständlich lasse ich das Zeug abholen und untersuchen. Aber so einen richtigen Anhaltspunkt haben wir immer noch nicht. Vielleicht hat Schönhausen den entscheidenden Ordner gefunden?«
    Becker, der etwas enttäuscht wirkte, antwortete: »Es sind ja alle Kartons voll. Das müssten wir merken, wenn ein Ordner fehlen würde.«
    »Vielleicht hat Schönhausen einen oder mehrere Kartons mitgenommen. Ist Ihnen außer dem Staub noch etwas anderes aufgefallen?«
    »Ja klar, das hätte ich fast vergessen.« Er zeigte auf eine kleine unscheinbare Metalltür am hinteren Ende des Raums. Ich hatte sie zwar beim Reinkommen bemerkt, aber nicht für wichtig erachtet.
    »Wo geht’s da hin?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Becker zu. »Auf jeden Fall wurde sie erst kürzlich geöffnet.«
    »Sie haben also keinen Schlüssel für diese Tür?« Woran er festgestellt hatte, dass jemand kürzlich die Tür geöffnet hatte, war mir egal.
    »Klar hab ich einen Schlüssel.«
    »Mensch, dann schließen Sie doch endlich

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