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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen Arzneimittelskandal? Dann könnte ich ein Interview mit Ihnen auf die erste Seite bringen!«
    Gute Idee, das wäre eine Möglichkeit, Doktor Metzger zu entlarven. Ich entschied mich dagegen, mit diesem skurrilen Arzt mochte ich nicht in Verbindung gebracht werden.
    »Für das Interview sollten Sie sich besser an Herrn Diefenbach wenden«, antwortete ich. »Aber bitte erst, wenn der Mordfall aufgeklärt ist. Haben Sie weitere Informationen für uns oder war das alles?«
    Gleich würden wir den Studenten los sein und könnten zur Tagesordnung übergehen.
    Becker setzte sich gerade. »Aber sicher, das mit den Medikamenten war nur der unwichtigere Teil. Ich habe ein viel delikateres Geheimnis des Doktor Schönhausen entdeckt.«
    Nun war es ihm doch noch gelungen, mich neugierig zu machen. Ich schenkte mir, wohl unbewusst, eine Tasse Tee ein. »Dann schießen Sie mal los, Kollege.« Ich bereute mein letztes Wort sofort. Jutta und Gerhard nickten dennoch vielwissend.
    »Ich kann Ihnen das nicht erklären«, meinte der Student. »Das kann man nur zeigen.«
    »Jetzt machen Sie es aber spannend, holen Sie Ihr angebliches Beweismittel endlich aus der Tasche. Oder schreiben Sie an einem neuen Krimi und wollen den Spannungsbogen etwas strapazieren?«
    Sein Abstreiten wirkte viel zu heftig und unnatürlich. Er tüftelte also bereits wieder an einem neuen Fall. Wahrscheinlich würde der tote Doktor Schönhausen darin vorkommen und seine uns bisher noch unbekannten Geheimnisse, die es angeblich in der Klinik zu finden gab.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen was mitgebracht haben sollte, Herr Palzki?«
    »Herr Becker, Sie haben eben selbst erzählt, dass Sie uns Doktor Schönhausens Geheimnis nur zeigen können.«
    »Ach so, ja, klar. Aber doch nicht hier. Das kann ich Ihnen nur in der Klinik Lebenswert zeigen.«
    »Heißt das, wir sollen mit Ihnen nach Mannheim fahren?«
    Becker nickte. »Einer reicht, aber wenn Sie sowieso nichts zu tun haben, können Sie gerne alle mitkommen. Das Kantinenessen ist fast immer vorzüglich.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie es bei uns zwischen den Feiertagen zugeht?«, brauste Gerhard auf, ohne eine Spur rot zu werden. »Wir können uns vor Arbeit kaum mehr retten.« Er zeigte auf die Kaffeemaschine, die bei Jutta auf dem Schreibtisch direkt neben dem Monitor stand. »Seit Wochen müsste die entkalkt werden, haben Sie das nicht am Geschmack bemerkt?«
    Becker nickte betroffen. Sprach mein Kollege von Geschmack? Ich hatte bisher zwar nur in Notsituationen den Sekundentod getrunken, dass er so etwas wie einen Geschmack haben sollte, war mir aber bisher immer entgangen. Ich erklärte Becker die Situation.
    »Mein Kollege Steinbeißer meinte, dass wir von morgens bis abends auf den Beinen sind, um den Verbrechern in dieser Region Einhalt zu gebieten. Großstädte wie Hamburg und Berlin haben nur deswegen scheinbar eine größere Verbrechensquote als wir, weil sie über keine so effiziente Polizeistruktur und -arbeit wie wir in der Pfalz verfügen.« Ich fand, das klang beeindruckend und hätte durchaus auch von KPD stammen können.
    »Darf ich Sie mit diesem Satz in der Zeitung zitieren?«
    »Von mir aus«, antwortete ich, »zuerst fahren wir beide aber in die Klinik. Der Rest der Mannschaft –«, ich zeigte auf meine Kollegen, »kümmert sich um die anderen Untaten, die in dieser Dienststelle täglich auflaufen.«
    Ich stand auf. »Wollen Sie mit mir mitfahren?«, fragte ich Becker, obwohl mir die Antwort bekannt war.
    »Gerne, Herr Palzki. Ich fahre sonst immer mit der S-Bahn und der Straßenbahn. Mit dem Wagen geht’s aber schneller. Sie kennen ja den Weg.«
    »Na klar, immer in Richtung Westen.« Ich zeigte nach Norden, die Klinik lag im Osten.
    »He, Reiner.«
    Ich drehte mich zu Jutta um, die stumm auf den Besprechungstisch zeigte.
    »Du hast deinen Tee überhaupt nicht angerührt.«
    »Das ist Tee?«, fragte ich gespielt erstaunt. »Deswegen hat das so komisch gerochen. Ich dachte, du willst damit die Pflanzen auf deiner Fensterbank düngen.«
    In Geheimagentenmanier öffnete ich Juttas Bürotür und spähte hinaus. Die Luft war rein, kein KPD in Sicht. »Kommen Sie, fahren wir los.«
    Zu Jutta und Gerhard gewandt sagte ich: »Sobald ich zurückkomme, kümmern wir uns um die Berichte, die dann hoffentlich da sind.«
    Die Fahrt nach Mannheim führte wieder über eine hoffnungslos verstopfte Konrad-Adenauer-Brücke. Seit die einen Kilometer nördlich befindliche Hochstraße Nord wegen

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