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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Windhundgeschwindigkeit die Straße entlangschoss. Erst jetzt fiel mir das Schild am Nachbarhaus auf: ›Zu verkaufen‹.
    Ich verabschiedete mich vom Professor. Dieser ging zurück ins Haus, ohne sich um seinen Hund zu kümmern, der vermutlich gerade den nächsten Kinderspielplatz enterte.
    Ich stieg in meinen Wagen und fuhr los. Allerdings nicht zurück zur Straße in Richtung Autobahn, sondern weiter in das Neubaugebiet. Bereits nach der nächsten Kurve stellte ich meinen Wagen wieder ab und ging zurück zu dem Haus, das zum Verkauf stand.
    ›Mückenstich‹ stand auf der Klingel, die ich betätigte. Eine Frau, höchstens 30, öffnete.
    »Guten Tag«, stellte ich mich anonym vor. »Ich habe das Schild gesehen.«
    Ein Lächeln huschte über Frau Mückenstichs Gesicht. »Ach ja, dann kommen Sie am besten gleich mal rein. Sie wohnen nicht im Ort, nicht wahr?«
    Was wollte sie mit dieser unsinnigen Frage bezwecken? Ich schüttelte den Kopf und betrat das Einfamilienhaus. Ein Kinderwagen im Hausflur und das Babygeschrei sagten mir genug. Das Wohnzimmer war überfüllt mit Kleinkinderspielsachen, Bügelbrett und Berge von Bügelwäsche.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich bin gerade am Bügeln«, sagte die schwarzhaarige Frau, die trotz ihres Alters schon die eine oder andere graue Strähne trug. »Sie interessieren sich wirklich für das Haus?«
    Ich antwortete nicht, was sie als Bestätigung auffasste.
    »Es ist ein schönes und großes Haus«, begann sie das Verkaufsgespräch. »Das Leben in einem Neubaugebiet bringt ja so viele Vorteile. Keine alten Leute, die sich über Kindergeschrei aufregen. Kinder halten sich leider nicht an die Ruhezeiten. Und bei meinen Zwillingen ist es halt noch ein bisschen lauter.«
    Zwillinge? Sofort fiel mir Stefanies Schwangerschaft ein. War es das, was sie mir verheimlichte? Würden wir unsere Kinderschar im kommenden Mai verdoppeln? Ich wusste nicht, ob mir das Angst machen oder ich mich freuen sollte. Frau Mückenstich riss mich aus meinen Gedanken.
    »Mein Mann wechselt die Arbeitsstelle, deshalb müssen wir umziehen. Leider. Es ist so schön hier.« Sie seufzte. »Wollen Sie sich das Haus und den Garten anschauen?«
    Die Dame schien es verdammt eilig zu haben. Ich zückte meinen Dienstausweis. »Vielleicht können Sie mir helfen. Ich komme gerade von Ihrem Nachbarn, Herrn Professor Doktor Kleinmacher.«
    Von einer Sekunde auf die andere war ich für sie zum Feind geworden.
    »Dieses verdammte Schwein! Hat er Sie geschickt? Verlassen Sie sofort dieses Haus!« Sie griff nach einem Telefon.
    »Langsam«, versuchte ich sie abwehrend zu beruhigen. »Ihr Nachbar hat mich nicht geschickt. Ich dachte nur, dass Sie mir vielleicht ein paar Informationen über ihn geben können.«
    Um sie davon zu überzeugen, musste ich sie ködern. Am besten mit einem uralten Psychologentrick. »Ich ermittle als verdeckter Beamter«, sagte ich zu der nach wie vor aufgebrachten Dame. »Sie müssen mir aber versprechen, dass Sie dieses Geheimnis nicht weiterverraten. Es gibt ein paar Verdachtsmomente gegen Kleinmacher, da darf ich Ihnen aber leider nicht verraten, um was es geht.«
    Ich bemerkte, dass sie Hoffnung schöpfte. »Ist das wirklich wahr? Können Sie ihn in den Knast bringen? Dort gehört er nämlich hin.«
    Ich nickte zustimmend, ohne jedoch etwas zu sagen.
    »Unser Nachbar ist der größte Verbrecher, der herumläuft. Haben Sie schon seinen Hund gesehen? Wir haben wegen des Köters sogar eine Bürgerinitiative gegründet. Doch bisher war alles zwecklos. Er lässt ihn immer noch frei im Ort herumlaufen. Der will nur spielen, behauptet er stets. Bis jetzt ist zum Glück noch nichts passiert. Aber stellen Sie es sich mal vor, wenn dieser Köter, er nennt ihn auch noch Mimose, mit seinen vier Zentnern ein Kind anspringt! Was haben wir in der Bürgerinitiative schon alles besprochen. Vergiften oder erschießen sollte man ihn, aber leider hat sich bisher niemand getraut.«
    »Sie wollen den Hund erschießen?«
    »Ja, den auch«, antwortete sie, ohne zu bemerken, was sie tatsächlich sagte. »Dieses Vieh fällt trotz seiner Größe leider nicht unter die Kampfhundeverordnung. Daher darf er frei herumlaufen, solange nichts passiert.«
    Da mir Frau Mückenstich nach wie vor keinen Platz angeboten hatte, setzte ich mich ungefragt auf einen Stuhl. »Warum macht Ihr Nachbar das?«
    »Er ist ein Kinderhasser«, antwortete sie. »Das Geschrei macht ihn wahnsinnig, hat er mal gesagt. Ich bin mir allerdings

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