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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sicher, dass er bereits wahnsinnig ist. Und uns will er aus dem Haus rausekeln. Was ihm auch gelingt. Je früher wir hier rauskommen, desto besser. Es gibt nichts Schlimmeres, als hier zu wohnen.«
    Das stand im krassen Widerspruch zu dem, was sie vor wenigen Minuten gesagt hatte.
    »Kennen Sie den Grund, warum Ihr Nachbar Sie rausekeln will? Liegt es nur an Ihren süßen Zwillingen?«
    Sie freute sich über das Attribut, das ich ihren Kindern zuschrieb.
    »Das glaube ich nicht. Er will unser Haus kaufen. Er hat uns den doppelten Marktwert angeboten. Ich sage Ihnen was: Lieber sprenge ich unser Haus in die Luft, als es dem Kleinmacher zu verkaufen.«
    Die Zwillingsmutter schien mir recht militant zu sein. Über ein entsprechendes Waffenlager im Keller würde ich mich nicht wundern.
    Sie ging in ein Nebenzimmer und kam kurz darauf mit einem Säugling zurück. »Ist ja alles gut, mein Kevin«, sagte sie in beruhigendem Ton. »Du kannst ruhig weiterschlafen, deine Schwester Mandy schläft auch.«
    Das alles würde bald ebenfalls auf mich zukommen. Klar, mit anderen Namen, aber sonst dürfte es ähnlich werden.
    »Wissen Sie, warum Kleinmacher Ihr Haus kaufen will?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich, was der vorhat? Der tut ja immer so geheimnisvoll.«
    Jetzt schien es interessant zu werden.
    »Können Sie mir ein Beispiel geben?«
    »Mitten in der Nacht fährt er weg, und wenn er zurückkommt, schleicht er sich in sein Haus. Dann schleppt er öfters größere Kartons. Irgendwas ist da faul. Ich habe das schon mehrfach bei der Polizei zu Protokoll gegeben, doch das hat nichts gebracht. Niemand interessiert sich dafür, was der feine Herr da drüben dreht. Vielleicht hochgefährliche Experimente? Wenn er uns mal nicht in die Luft jagt!«
    »Woher wissen Sie, dass er experimentiert?«
    »Das hat er damals, als er da drüben gebaut hat, meinem Mann gesagt. Da war er Chefarzt in einem Krankenhaus. Inzwischen soll er aber pensioniert sein.«
    Ich tat, als wüsste ich das nicht.
    »Pensioniert? So alt ist er doch gar nicht.«
    »Daran können Sie sehen, dass bei dem nicht alles stimmt.«
    Klasse, so einfach war das. Jeder, der nicht bis zur gesetzlichen Altersgrenze arbeitete, war in den Augen dieser Frau per se eines Verbrechens verdächtig.
    »Bekommen Sie von seinen Experimenten etwas mit?«
    »Ne«, antwortete sie, nachdem Kevin ein nasses Bäuerchen auf ihre Schulter gemacht hatte. »Einmal hat die Müllabfuhr seine Restmülltonne bei uns vorm Haus abgestellt. Die hat gestunken, sage ich Ihnen! Und im Innern klebte lauter grünes Zeug. Das ist doch nicht normal, oder?«
    Ich bekräftigte sie in ihrer Meinung. »Sie können mir sehr weiterhelfen, Frau Mückenstich, wenn Sie Ihren Nachbarn weiter genau beobachten. Wenn Ihnen etwas auffällt, scheuen Sie nicht, mich anzurufen.« Ich übergab ihr meine Visitenkarte.
    »Ich kann halt nicht immer aufpassen«, meinte sie zögernd. »Meine Kinder sind sehr anhänglich. Aber ich kann mir mein Bügelbrett vors Fenster stellen.«
    Im Geiste hatte ich bereits alles durchgeplant. Diese Sache dürfte ein gefundenes Fressen für den Journalisten Dietmar Becker sein. Ich würde ihn mit Frau Mückenstich vernetzen, wie man heutzutage auf Jungdeutsch sagte. Becker könnte in Kleinkarlbach in einem vermuteten Fall recherchieren, zu dem ich weder einen Ermittlungsauftrag hatte noch wusste, was überhaupt dahintersteckte. Ein weiterer Vorteil war, dass ich mir den Studenten damit aus dem Weg schaffte. Ich hatte keine große Lust, ihn ein weiteres Mal retten zu müssen.
    Ich verabschiedete mich von der potenziell gewaltbereiten Dame und fuhr, ohne Mimose noch einmal zu sichtigen, zurück nach Schifferstadt.

11 Geschäftsfelderweiterung
    Der Mittag war gerade angebrochen, als ich mich an unserem Praktikanten vorbeischlich, der im Eingangsbereich der Dienststelle vor den verschüchternd dreinblickenden Augen einer jungen Mutter einen Kinderwagen zerlegte und kontrollierte. Gründlich war er, ohne Zweifel. Vielleicht sollte ich ihm nach seinem Praktikum einen Job als Lehrer vermitteln. Seine Schüler würden viel Freude mit ihm haben.
    Juttas Büro war leer, was mich wunderte. Ich ahnte aber, wo sie sich befand. Nach einem zaghaften Klopfen an der entsprechenden Tür schallte mir sofort ein schnarrendes ›Herrrein‹ entgegen.
    »Ah, da sind Sie ja endlich, Herr Palzki!«, begrüßte mich KPD mit einem provozierenden Blick auf seine Armbanduhr. »Warum dauern Ihre

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