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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verbesserte er sich. »Einmal war ich unten, weil vom Sekretariat niemand erreichbar war und ich dringend die Kopie einer alten Liquidation benötigte. Was hat das mit dem Tod des Assistenzarztes zu tun? Wurde er in der Klinik ermordet?«
    »Nein, nein«, antwortete ich. »Die Untersuchung bei seinem Arbeitgeber ist reine Routine. Haben Sie im Archiv auch diese etwas versteckte Tür gefunden?«
    Der Prof atmete auf. »Ach, jetzt weiß ich, auf was Sie hinauswollen. Ich war über die Tür tatsächlich verwundert, und als ich die Treppe dahinter entdeckte, noch viel mehr. Ich habe mich sogar bis in das alte Kellergewölbe getraut. In die Gänge bin ich dann aber nicht hinein. Das kann nämlich schnell zur tödlichen Falle werden, gerade wenn der Sauerstoff knapp ist und das Kohlenstoffdioxid überhandnimmt. Sie werden dann einfach müde und schlafen für immer ein. Da können Sie nichts dagegen machen.«
    Er schaute mich an. »Haben Sie Herrn Doktor Schönhausen dort unten gefunden?«
    »Auch das nicht. Wir haben aber Ihr Namensschild im Kellergewölbe gefunden. Wissen Sie, wo diese Gänge hinführen?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, historische Forschung ist nicht mein Fachgebiet. Ich vermute, dass das Gewölbe zu einer Grabanlage gehören könnte. Die Klinik steht bekanntlich auf einem Teil des ehemaligen Stadtfriedhofs.«
    Dem Prof schien warm zu werden. Keine Ahnung, ob das an den vielen Cognacs lag oder an meinen Fragen. Er lockerte sein Halstuch und im gleichen Moment jaulte Mimose, sodass der Professor sich nach ihm umdrehte. Und da konnte ich es sehen. Am rechten Hals hatte er eine Tätowierung, die wie ein chinesisches Schriftzeichen aussah. Das war für sich genommen nicht verdächtig. Viele Menschen ließen sich in den letzten Jahren solche Schriftzeichen tätowieren, ohne zu wissen, was sie eigentlich bedeuteten. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass jede Menge Tätowierte herumliefen, die die chinesischen Schriftzeichen für ›Ich bin ein Schwein‹ auf ihrem Körper stehen hatten. Was bei uns eine Beleidigung war, war in dem chinesischen Kulturkreis anders gedacht, hier stand das Tierkreiszeichen Schwein für Ehrlichkeit. Ich wollte nicht wissen, wie viele Tätowierer ihren Kunden aus Rache oder anderen verständlichen Motiven die wildesten chinesischen Beschimpfungen tätowiert hatten.
    Dem Prof war sofort aufgefallen, dass ich auf seinen Hals starrte. Schnell band er sich das Halstuch wieder um, die Tätowierung war versteckt.
    »Nun, Herr Palzki. Gibt es noch etwas, womit ich Ihnen helfen kann? Wie bereits gesagt, über Doktor Schönhausen weiß ich sonst nichts. Fragen Sie in der Klinik nach.«
    »Das haben wir bereits, Herr Doktor, äh, Doktor Professor, äh, Professor Doktor Kleinmacher. Experimentieren Sie eigentlich auch mit Hopfen?«
    Kleinmacher starrte mich an. »Hopfen? Wie kommen Sie darauf? Da bin ich wohl der falsche Ansprechpartner. Gehen Sie zu einem Kiosk, da stehen immer welche davor, die mit Hopfen experimentieren.« Er schüttelte verwirrt sein Glas. »Ich trinke nur Wein und ab und zu einen Cognac.«
    Ich musste mir selbst eingestehen, dass das Gespräch bei diesem seltsamen Prof nicht sehr ergiebig war. Immerhin war nun aber der Fund des Namensschildes in dem Gewölbekeller erklärt. Trotzdem, irgendein Geheimnis trug er mit sich herum, das sagte mir mein Bauch und meine Menschenkenntnis. Ich wusste zwar, dass so gut wie jeder Mensch das eine oder andere gut behütete Geheimnis mit sich trug, doch in Kombination mit den erwähnten Forschungen schien es sich mutmaßlich um keine Bagatelle zu handeln. Da ich aber zumindest im Moment keine Verbindung zu dem Tod von Schönhausen fand, nahm ich mir vor, bei Gelegenheit Dietmar Becker auf ihn anzusetzen. Natürlich inoffiziell, der hatte ja schließlich Zeit.
    »Dann werde ich mal zum Kiosk fahren, haben Sie vielen Dank für Ihre Aussagen.« Ich wollte mich schnellstmöglich verabschieden.
    »Keine Ursache«, antwortete er und zeigte mit seiner Hand in Richtung Ausgang. Sofort sprang Mimose auf und stellte sich beschützend und zähnefletschend neben seinen Herrn. Liebend gerne hätte ich ihn für den nächsten Grillabend mitgenommen.
    Der Professor öffnete die Eingangstür und ließ seinen Hund rennen, was mich sehr verwunderte.
    »Zwei, dreimal am Tag lasse ich ihn alleine raus. Seitdem habe ich Ruhe mit dem ganzen Kindergeschrei in der Nachbarschaft«, meinte der Professor über Mimose, der bellend mit

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