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Räubers Lust (German Edition)

Räubers Lust (German Edition)

Titel: Räubers Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Bewusstseins. „Ich glaube, unsere Väter waren sich sehr ähnlich.“ Er öffnete die Lider, umfasste die Wangen des jungen Mannes und blickte ihm tief in die Augen. „Kannst du mich denn töten, nach allem, was zwischen uns war, Will? Du bist kein Mörder. Du bist nicht so wie dein Vater, der keinerlei Skrupel hat und uns mit seiner horrenden Pacht das letzte Hemd nimmt.“
    Blade zog seinen Kopf nah an sich heran, bis sich ihre Lippen beinahe berührten. William bemerkte, dass auch die Augen des Räubers feucht schimmerten, und in diesem Moment sah er durch sie hindurch bis in seine Seele. Das Messer glitt ihm aus der Hand, der Kopf fiel auf Blades Schulter. Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Alles, was sich in den letzten Jahren in ihm angestaut hatte, brach auf einen Schlag heraus.
    Blade umarmte den zitternden Mann und streichelte sein Haar. „Ist gut, Sommersprosse, lass alles raus.“
    Sofort versteifte sich William in seinen Armen. „Wie hast du mich genannt?“ Die Luft anhaltend, hob er den Kopf. Er konnte es dem Räuber vom Gesicht ablesen, dass er selbst geschockt war über seine Äußerung.
    „Nur ein einziger Mensch hat mich jemals ‚Sommersprosse‘ genannt. Du bist Richard! Der Sohn des Marquis of Drumore!“
    „Pah, so ein Humbug!“, schnaubte Blade, dessen Haut aschfahl geworden war.
    Unbewusst fuhr ihm Will über die Narbe unterhalb des Auges. „Natürlich! Du bist Drumores verschollener Sohn!“
    Plötzlich sah sich William wieder als siebenjährigen Jungen. Sein Vater hatte damals wie jedes Jahr sein dreitägiges Trinkgelage abgehalten, zu dem alle namhaften Adelsmänner des ganzen Landes eingeladen waren.
    „Du kriegst mich nicht, Sommersprosse!“ Richard, der fünf Jahre älter war als er, rannte zwischen den aufgestellten Tischen hindurch. Die Feier ging bereits in die zweite Runde, dementsprechend betrunken waren die Gäste in der großen Halle. Niemand schenkte den beiden besondere Beachtung. Die Gesellschaft frönte der Völlerei und riss zotige Witze.
    Will und sein neuer Freund verbrachten die meiste Zeit des Tages am Fluss. Dort angelten oder badeten sie, wobei er dem schwarzhaarigen Jungen immer wieder bewundernde Blicke schenkte. Wenn ich groß bin, möchte ich genau so sein wie Richard.
    „Hey, Sommersprosse, gibst du schon auf?“, riss ihn Richard aus seinen Gedanken. Lachend lief ihm William hinterher, wobei er beinahe über einen betrunkenen Gast gestolpert wäre, der laut schnarchend auf dem Boden lag.
    Richard schlug einen Haken und rannte direkt in seinen Vater hinein. Wein aus dessen Krug ergoss sich über den dicken Bauch des Marquis. „Du nichtsnutziger Rumtreiber! Sieh nur, was du schon wieder angerichtet hast!“ Zornentbrannt packte Drumore seinen Sohn am Hemdkragen und schleuderte ihn gegen die nächste Wand. Doch damit nicht genug. Er warf den schweren Krug auf ihn, bevor er Richard auf die Beine zog, um ihm hart ins Gesicht zu schlagen. Dabei riss ihm der Siegelring die Wange unterhalb des Auges auf. Blut lief in dicken Rinnsalen an Richards Gesicht herab, doch der Junge gab keinen Mucks von sich. Er starrte seinen Vater nur teilnahmslos an. Dieser ließ ihn einfach fallen und kehrte wieder an seinen Tisch zurück, als wäre nichts gewesen.
    Sofort eilte Will an Richards Seite und half ihm auf. „Verdammt, das sieht übel aus!“
    Irgendwie schaffte er es, den halb bewusstlosen Jungen in seine Kammer zu bringen, wo er sofort nach der Näherin rief. Die alte Frau schloss die Wunde mit ein paar Stichen, ohne dass Richard dabei mit der Wimper zuckte. Abermals bewunderte William ihn für seinen starken Willen.
    „Er hat Ma in den Tod getrieben, doch mit mir wird er das nicht schaffen“, waren die letzten Worte, die aus Richards Mund gekommen waren. Am nächsten Morgen war der Knabe spurlos verschwunden gewesen.
    „Ich habe mich immer gefragt, was aus dir geworden ist.“ Zärtlich strich ihm Will eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. „Richard ...“
    „Nenn mich nie wieder so!“, fuhr Blade ihn an und stieß ihn von sich herunter. Er griff nach einem Bündel, um das ein Wachstuch gewickelt war, und drückte es Will an die Brust. „Zieh dich an, du musst los. John wird dich zur Burg bringen.“
    „Du kommst nicht mit?“
    Blade schnürte es das Herz ein. Der jüngere Mann blickte ihn mit solch einer tiefen Traurigkeit an, dass er schnell den Kopf abwendete. „Zieh dich an“, meinte er noch einmal, bevor er sich vom Baum

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