RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)
Fernsehkommentator stellte vor einiger Zeit verblüfft fest, dass nach fünfjähriger Paarbeziehung noch niemand auch nur ein Wort von ihr gehört habe. Sie ist ein solches Rätsel, dass Fernsehsendungen und Zeitschriften nicht einmal imstande sind, ihren Namen richtig anzugeben. Der Öffentlichkeit wurde sie weltweit als Xisca (»Chisca« gesprochen) präsentiert, obwohl niemand, der sie kennt, sie so nennt. Rafa und einige aus seiner Familie nennen sie »Mary«, aber alle anderen sagen schlicht María Francisca.
Die Öffentlichkeit weiß über sie nur, dass sie eine elegante, offenbar zurückhaltende junge Frau ist, und in Ermangelung näherer Informationen beschreiben die Medien sie als »ernst«, »distanziert«, »bescheiden« und sogar »mysteriös«. Eine Frau, die weiter vom grellen Klischee der öffentlichkeitsverliebten WAGs – wie man in Großbritannien die Ehefrauen und Freundinnen (» wifes and girlfriends «) reicher und berühmter Sportler nennt – entfernt wäre, ist kaum vorstellbar. Sie steht loyal zu Rafa und erlebt seine Siege und Niederlagen, als wären es ihre eigenen, aber sie liebt ihre Unabhängigkeit und möchte nicht über ihre Beziehung zu ihm definiert werden. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitet bei einer Versicherung in Palma, der Hauptstadt Mallorcas. Daher hat sie gar nicht die Zeit, Rafa auf seinen Reisen durch die ganze Welt zu begleiten, und selbst wenn sie es könnte, würde sie es nicht wollen. »Gemeinsam überallhin zu fahren, selbst wenn ich es könnte, wäre weder für ihn noch für mich gut. Er braucht Raum für sich, wenn er im Wettkampf steht, und allein schon die Vorstellung, herumzuhängen und mich den ganzen Tag um ihn zu kümmern, ist mir zu viel. Es würde mich ersticken. Und dann müsste er sich um mich Sorgen machen … Nein. Wenn ich ihn überallhin begleiten würde, bestünde, glaube ich, die Gefahr, dass wir uns nicht mehr verstehen.«
Wenn sie ihn zu einem Turnier begleitet, meist wenn Ana María und Maribel ebenfalls mitfahren, gibt sie sich alle Mühe, sich so wenig wie möglich mit ihm in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Sie erinnert sich an einen gemeinsamen Aufenthalt in Paris, wo er von seinen Sponsoren zu einem Abendessen eingeladen war: »Er fragte mich, ob ich mitkommen wollte, aber ich entschied mich dagegen. Ich blieb in unserem Hotel. Als Rafael zurückkam, sagte er: ›Gott sei Dank, dass du nicht mitgekommen bist.‹ Es wimmelte nur so von Fotografen. Wenn ich mitgegangen wäre, hätte es bedeutet, in diese Celebrity-Welt zu gehen. Das ist keine Welt, zu der ich gehören möchte, und ich glaube auch nicht, dass Rafa sich für eine Frau entschieden hätte, die das in ihrem Leben anstrebt.«
Ana María, die María Franciscas Wunsch nach einem eigenen Berufsleben vollauf unterstützt, stimmt mit ihr überein, dass Rafa wohl kaum eine dauerhafte Beziehung mit einer Frau haben könnte, die nach Medienaufmerksamkeit gierte. Sie kann sich, wie sie sagt, auch keine andere Frau vorstellen, die ausgeglichener und humorvoller wäre und von ihrem Temperament her besser zu ihrem Sohn passt. Sie und María Francisca sind ebenso gute Freundinnen wie Maribel und María Francisca. Alle drei verbindet ihre Liebe zu Rafa und ihre gemeinsame »Normalitätsdoktrin«. »Selbst wenn meine Familie mich nach Rafael fragt, ziehe ich es vor, nicht viel zu erzählen«, erklärt María Francisca. »Ich spreche einfach nicht gern über diese Dinge, nicht einmal im privaten Kreis. So ist es gut für mich und für Rafael und für uns beide als Paar. Wir würden es nicht anders wollen.«
WELTSPITZE
KAPITEL 9
Das Geheimnis besteht darin, die Leistung, von der du weißt, dass du sie bringen kannst, abzurufen, wenn du sie am dringendsten brauchst. Djokovic ist ein fantastischer Spieler – nach Tonis Ansicht talentierter als ich –, aber in einem Grand-Salm-Finale über fünf Sätze zählen Nerven und Zähigkeit mehr als Talent. Etwaige Zweifel, die mich vor Beginn des Matchs vielleicht noch plagten, hatten sich durch meine Leistung in den ersten beiden Sätzen zerstreut. Was die Belastungen eines US-Open-Finales anging, so hatte ich bereits acht Grand-Slam-Turniere gewonnen, er dagegen nur eines, und das gab mir ausreichend Selbstvertrauen, dass ich sie mindestens ebenso gut meistern konnte wie er. Für mich sprachen zudem die Statistiken, die zeigten, dass er bei längeren Matchs körperlich nachließ. In einem Match über fünf Sätze hatte er
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