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RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Carlin , Rafael Nadal
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er sich letztlich als Segen für mich erwiesen. Da wir nun beide einen Satz in diesem Match gewonnen hatten, standen wir wieder am Anfang. Es blieb abzuwarten, ob die Tennisgötter mir noch einmal hold sein würden.
     

RAFAS FRAUEN
     
     
    In Rafa Nadals Leben spielen drei Frauen eine Rolle: seine Mutter, seine Schwester und seine Freundin. Sie alle vertreten in Hinblick auf ihr Verhalten gegenüber der Welt eine gemeinsame »Doktrin«, wie Ana María Parera es nennt. Ihre Grundhaltung ist ebenso einfach wie ungewöhnlich angesichts der weltweiten Berühmtheit Rafas und lässt sich mit dem äußerst unspektakulären und unglamourösen Begriff »Normalität« umschreiben.
    Die Öffentlichkeit findet Rafa Nadal interessant und glamourös, Ana María sieht dagegen einen Sohn, der außerhalb seines Zuhauses in einer Welt des Chaos lebt. Als Mutter hält sie es für ihre Pflicht, ihm einen sicheren Hafen gegen den Ansturm zu bieten, dem er von allen Seiten ausgesetzt ist, seit er in einem ihrer Ansicht nach beunruhigend zarten Alter zu einem der berühmtesten, meist bewundertsten Sportler der Welt wurde.
    Für sie bedeutete es, das Rampenlicht zu scheuen und mit ihrem Sohn umzugehen, so als ob das, was er erreicht hatte, nichts Besonderes ist. Diesem Beispiel folgten auch ihre Tochter Maribel und María Francisca Perelló, die seit 2005 Rafas Freundin ist. Theoretisch hätte jede von ihnen auch einen anderen Weg wählen können. Ana María hätte aller Welt die innersten Gefühle und kleinen Schwächen ihres Sohnes ausplaudern können. Maribel, eine große, attraktive Blondine, hätte eine feste Größe in der Gerüchteküche der Klatschmagazine werden können. María Francisca hätte es zu nahezu ebenso großer Bekannheit bringen können wie Rafa.
    Diesen Weg haben sie aber nicht eingeschlagen, denn sie wissen, dass es das Letzte ist, was Rafa braucht oder wünscht. Zudem leiden sie nicht unter der Unsicherheit, die nach Ana Marías Überzeugung der Celebrity-Versessenheit bei Mitläufern der Reichen und Berühmten zugrunde liegt. Es entspricht schlicht nicht ihrer Art. Sie stammen alle aus Manacor, und dort liegt es in der Natur und Kultur der Einheimischen, unter sich zu bleiben und Fremden mit Vorsicht zu begegnen.
    »Ich war immer sehr diskret, was mein Privatleben angeht«, erklärt Ana María. »Rafas Berühmtheit hat mich, wenn überhaupt, nur noch verschlossener und bemühter gemacht, unser Leben zu Hause abzuschirmen. Ich vertraue mich nicht gern Menschen an, die ich nicht kenne. Es gibt Leute, die sich nach Popularität sehnen, die in meiner Situation vielleicht liebend gern über ihren Sohn reden und sich in seinem Glanz baden würden. Aber das entspricht mir nicht. Im tiefsten Inneren bin ich unendlich stolz auf ihn und glücklich über den ganzen Erfolg, den er hat, aber ich trage meine Gefühle nicht zur Schau. Ich spreche nicht einmal mit meinen engsten Freunden über ihn.«
    In ihrem eigenen Leben hat sie andeutungsweise erlebt, was Berühmtheit bedeutet. Manchmal erkennen Leute, die sie bei den großen Turnieren ihres Sohnes im Fernsehen gesehen haben, sie in Barcelona, London oder New York auf der Straße. Es ist ihr nicht nur unangenehm, wenn Fremde sie ansprechen, es vermittelt ihr auch einen erdrückenden Eindruck davon wie es ist, wenn ihr Sohn ständig belagert wird, wenn er sich außerhalb von Manacor in die weite Welt begibt.
    »Der einzige Ort, an dem so etwas wie Intimität möglich ist, wenn er auf Tour ist, ist sein Hotelzimmer. Es ist das einzige Versteck, das ihm bleibt. Er kann nicht auf die Straße gehen, ohne Aufsehen zu erregen. Die Medien und seine Sponsoren beanspruchen ihn ständig. Und dann gibt es die unglaubliche Anspannung der Turniere, die Unsicherheiten und Ängste, gegen die er, wie ich weiß, in der einen oder den zwei Wochen des Turniers ankämpfen muss, um zu gewinnen und an der Spitze zu bleiben. Er ist mein Sohn, und es beunruhigt und erstaunt mich zu erleben, wie stark er sein muss, wie stark er ist.«
    Ohne die Ruhe, die sein Zuhause ihm bietet, wäre er nicht so stark. Dort kann Rafa durchatmen. Und das Zentrum und Symbol dieses Zuhauses ist seine Mutter, vor allem seit der Trennung seiner Eltern und dem Auszug seines Vaters. Sebastián Nadal begleitet ihn wesentlich häufiger als Ana María zu seinen internationalen Wettkämpfen und ist ihm eine Stütze, wo immer er auch sein mag. Er ist mit Rafas Tennisleben ebenso eng verknüpft wie das Profiteam seines Sohnes.

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